Überwachungssysteme auf IP-Basis ersetzen die traditionellen Kamerasysteme auf breiter Ebene – und das zu Recht, bieten sie doch eine Reihe von Vorteilen. Mike Lange, Director Business Development & Product Marketing für
D-Link Central & Eastern Europe, fasst diese zusammen: «IP-Kameras bieten den grossen Vorteil, dass sie von allen per IP angebundenen Punkten erreichbar und abrufbar sind. Nutzer können somit gleichzeitig mit mehreren IP-Clients auf den Stream der IP-Kamera zugreifen. Gegen-über analogen Videoüberwachungssystemen lässt sich das bereits vorhandene IP-Netzwerk mit nutzen; zudem können die Videodaten per IP an jedem beliebigen Ort gespeichert werden. Da die Videodaten der
IP-Kameras bereits in digitaler Form vorliegen, lassen sich Bildanalysen ganz einfach durchführen.» Mario Dal Canton, Product Marketing Manager bei
Canon, ergänzt zudem, dass IP-basierende Systeme Kostenvorteile bringen, weil beispielsweise keine separaten Kabel nebst den Netzwerkkabeln mehr verlegt werden müssen. Und Daniel Rei, PR Manager bei Brack Electronics, fügt an, dass man «dank Power over Ethernet (PoE) oder WLAN bei der Platzierung der Kameras freier ist als bei CCTV-Systemen.»
Marktübersicht
In unserer Marktübersicht finden Sie 11 IP-Kameras im Direktvergleich.
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Die benötigten Komponenten
Nebst den IP-Kameras, von denen wir in dieser Übersicht eine Auswahl zeigen, sind jedoch noch einige weitere Komponenten nötig, um eine IP-Überwachungsumgebung aufzubauen. Mike Lange von
D-Link führt aus: «Grundlegend muss natürlich ein IP-Netzwerk vorhanden sein, das sich gegebenenfalls nur auf ein LAN beschränken kann. Häufig werden jedoch externe Clients über eine WAN/VPN-Verbindung und mobile Clients über ein WLAN angebunden – das gilt auch für IP-Kameras. Für den Aufbau eines IP-Netzwerkes stehen mittlerweile Ethernet-Switches mit der Funktion eines Auto-Surveillance-VLAN zur Verfügung. Dadurch wird der Videostream der IP-Kameras automatisch in ein separates VLAN gelegt, für welches dann Quality-of-Service-Parameter im Netzwerk hinterlegt werden – damit ist eine hohe Übertragungsqualität gewährleistet. Die Videodaten werden zudem durch die Abgrenzung in ein separates VLAN geschützt. Darüber hinaus sollten IP-Netzwerkspeicher integriert sein – beispielsweise Netzwerk-Videorekorder (NVR), die speziell die Speicherung und Analyse der Kameravideos übernehmen. Die Speicherung der Videodaten können alternativ auch NAS- und SAN-Systeme übernehmen. Zudem benötigen Anwender ein Video-Monitoring-System (VMS): Lösungen hierfür reichen von der einfachen Darstellung mehrerer Kamerabilder bis zu Mehr-Monitor-Systemen und dem Einsatz einer Videoanalyse-Software.»
Die richtige Kamera
Bei der Wahl der richtigen IP-Kamera gibt es einige Faktoren zu berücksichtigen, wie Mario Dal Canton von
Canon ausführt: «Wichtig ist, dass die IP-Kamera eine gute Auflösung und Optik bietet. Beide Komponenten beeinflussen die Bildqualität signifikant und können bei schlechter Leistung die Erkennung von Personen deutlich erschweren. Je nach Einsatzgebiet muss die Kamera mit sehr grossen Kontrastwechseln und schwankenden Temperaturen umgehen können. Wird die Kamera im Aussenbereich eingesetzt, muss sie die Unterschiede von sehr hellem Tageslicht und der Dunkelheit der Nacht verkraften. IP-Kameras können darüber hinaus Meldungen über das Netzwerk absetzen. Gewisse IP-Kameras ermöglichen die bidirektionale Tonausgabe, damit der Kamerabediener das Geschehen akustisch mitverfolgen und mit der Person vor der Kamera interagieren kann. Bei einem Netzwerkausfall besteht die Möglichkeit einer lokalen Aufzeichnung des Kamera-Servers. Diese Aufzeichnung geschieht dann auf einer optional erhältlichen SD-Karte, die innerhalb der Kamera platziert ist.»
Spezialisten gefragt
Die Migration auf ein IP-basierendes System sollte derweil nicht allzu schwierig sein, so zumindest die Meinung von Christian Sommer, Online Marketing & Project Business bei Level-one. «Die sanfte Migration von einem alten Analogsystem zu einem neuen digitalen IP-Überwachungssystem ist relativ einfach zu realisieren. Man kann hierzu auf Videoserver oder PCI Capturecards zurückgreifen, die das analoge Videosignal entsprechend für das neue digitale Aufzeichnungssystem aufbereiten. Der Vorteil einer Migration besteht darin, dass eine komplette Umstellung auf ein digitales System langfristig geplant und umgesetzt werden kann. Dies wirkt sich natürlich auf die gesamte Planung und einzelne Investitionen aus. Insbesondere die Erstinvestition bei Projektstart kann so kleiner gehalten werden, als würde man das Gesamtsystem austauschen.» Bei der Planung eines entsprechenden Systems sollte man aber Experten beziehen, wie Mario Dal Canton rät: «Für den optimalen Einsatz von IP-Kameras ist in der Regel eine Beratung durch einen Spezialisten nötig, weil sehr viele Faktoren zu berücksichtigen sind. Oft lohnt es sich, etwas mehr auszugeben, wenn man sich dafür einen grossen Zeitaufwand – zum Beispiel über eine Analyse-Software – einsparen kann. Mit solcher Software sind Szenarien wie die Überwachung eines Kassenbereichs mit automatischer Alarmierung möglich. Zu beachten ist auch der Speicherumsatz, den die Kameras beim Aufzeichnungsserver generieren. Je mehr Kameras installiert sind, desto grösser ist der benötigte Speicherplatz auf dem Server. Bei IP-Kameras ist es möglich, den Speicherumsatz durch Techniken wie eine tiefe Bildrate pro Sekunde sowie dem Einsatz von H.264 niedrig zu halten. Auch darüber kann ein Spezialist Auskunft geben.»
(mw)