Gesunde Mitarbeiter sind das grösste Kapital

von Sarah Schmid

Im Büro fallen Mitarbeiter oft wegen Rückenschmerzen oder Stolperunfällen aus. Bei der richtigen Nutzung der Infrastruktur liessen sich diese Absenzen vermeiden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/11

     

Das Risiko eines Unfalls in einem Bürobetrieb wird stark unterschätzt. In der Realität erfolgen 55 Prozent aller anerkannten Berufsunfälle in Dienstleistungsunternehmen. Und wenn Mitarbeitende nicht zur Arbeit erscheinen, sind oft Rückenschmerzen oder Stolperunfälle der Grund. Hinzu kommen im Büro auch Beschwerden, die spezifisch mit der sitzenden Tätigkeit, dem Bildschirmarbeitsplatz und der Arbeit in klimatisierten Räumen zu tun haben: Rückenbeschwerden, Verspannungen, Sehnen- und Muskelleiden sowie Erkrankungen der Atemwege und Augenprobleme. Allein wegen Muskel-Skelett-Schmerzen gehen Jahr für Jahr in der Schweiz rund 1,6 Millionen Arbeitstage verloren. Den Grossteil der Kosten tragen die Unternehmen: Ein verlorener Arbeitstag schlägt sich im Schnitt mit 600 Franken zu Buche.


Doch mit wenig Aufwand lässt sich viel bewirken: In einem Büro ist meist schon alles vorhanden, um Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit zu verbessern und damit die unfall- und krankheitsbedingten Absenzen zu vermindern. Und das weitere notwendige Wissen dazu lässt sich mit Broschüren und Online-Lernmodulen der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS) aneignen. Diese Erfahrung machten auch die Kreativ- und Design-Agentur Platform-c in Basel, das Grand Casino in Baden, der Software-Anbieter Avasis in der St. Galler Gemeinde Berneck sowie die Raiffeisenbank in Monthey.

Meist keine Neuanschaffungen nötig

«Für uns als Dienstleistungsbetrieb stellen die Mitarbeitenden das höchste Kapital dar, deshalb achten wir sehr stark darauf, welche gesundheitlichen Risiken aber auch Gefahren unseren Mitarbeitenden am Arbeitsplatz drohen könnten», so Patrick Konzack, Mitglied der Geschäftsleitung des Grand Casino Baden. Im Bereich der Prävention im Büro geht es in den allermeisten Fällen nicht um Neuanschaffungen von Einrichtungsgegenständen, sondern um die richtige Nutzung beispielsweise des oft teuren, ergonomischen Stuhles, oder um das individuelle Einrichten eines Bildschirmes. Beobachten konnte das auch Norbert Segmüller, Sicherheitsbeauftragter von Avasis: «Wir haben modern eingerichtete Büroarbeitsplätze. Doch die meisten Mitarbeitenden haben nun erkannt, dass ihre Tische zu hoch eingestellt waren.» Aufgrund der Informationsmittel der EKAS kam auch Peter Hummel, CEO der Kreativ- und Designagentur Platform-c in Basel, zu neuen Erkenntnissen: «Es war erstaunlich zu sehen, wie viele Bereiche es im Büro gibt, die man mit wenig Aufwand optimieren kann und muss.»

Bürorundgang mit Ergonomen

Zu diesem Schluss kamen auch die Mitarbeitenden der Raiffeisenbank in Monthey, die dem Thema Prävention im Büro einen Workshop, welcher einer der Mitarbeiter beim Wettbewerb der Kampagne «Prävention im Büro» der EKAS gewonnen hatte, gewidmet haben. Ein Ergonome vermittelte im Workshop wichtige Informationen zur Prävention im Büro – und dies nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch: Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Büros der Bankfiliale nahmen die Workshop-Teilnehmenden den Schraubenzieher selbst in die Hand, um die Höhe des Stuhls zum Tisch richtig einzustellen, andere entdeckten beim Rundgang mit dem Ergonomen, dass ihr Tisch anders positioniert werden muss, um einen besseren Lichteinfall auf ihren Computerbildschirm zu haben. Einige Mitarbeiter verschoben derweil nur ihre Tischlampen oder stellten die Maus nach ihren persönlichen Bedürfnissen besser ein. «Dieser Workshop war für alle lehrreich, auch für mich», so Claude Gex, Sicherheitsbeauftragter der Raiffeisenbank Monthey. «Die meisten Informationen hatten wir ja bereits, aber nun sind wir angeregt, dieses Wissen auch in die Praxis umzusetzen. Insbesondere sind bei uns die Einstellungen der Büromöbel und die richtige Haltung ein wichtiges Thema.»

Büromöbel richtig eingestellt

Dass dieser Aspekt besonders wichtig ist, bestätigt auch Serge Pürro, Geschäftsführer der EKAS: «In vielen Büros sind qualitativ sehr gute Möbel installiert, aber ihre ergonomischen Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft, oft reichen kleine Anpassungen – auch bei der Körperhaltung – bereits aus, um einen grossen Nutzen zu generieren.» So kommt es beispielsweise beim Sitzen nicht nur auf den Stuhl und die richtige Einstellung des Stuhls an, sondern auch auf die Haltung: Füsse samt Schuhe stehen bequem auf dem Boden. Ober- und Unterschenkel bilden einen rechten Winkel. Bei passend eingestellter Tischhöhe bilden die locker auf den Tisch gelegten Unterarme im Ellenbogen ungefähr einen rechten Winkel. Wichtig bei der Büroarbeit ist aber vor allem eins: Für Bewegung sorgen, denn regelmässiges Aufstehen beugt gesundheitlichen Beschwerden am Bewegungsapparat vor.

Sarah Schmid

Sarah Schmid ist Kommunikationsberaterin bei Advocacy.


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