Vom Small Talk zum Big Business

Aus einem kleinen Gespräch im Rahmen eines Networking-Anlasses kann sich das grosse Geschäft entwickeln. Doch Small Talk liegt nicht jedem im Blut und will gelernt sein.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/05

     

Von Monika Seeger


In der Geschäftswelt ist das Netzwerken, das Kennenlernen und die Begegnung mit möglichen Geschäftspartnern das A und O, um im Wettbewerb bestehen zu können. Hierbei spielt der Small Talk eine wichtige Rolle. Viele Menschen haben jedoch ihre liebe Mühe, sich in dieser Kommunikationsform gewandt auszudrücken. Mit einer guten Vorbereitung und etwas Übung kann man mit Small Talk viel erreichen.



Small Talk – das kleine Gespräch

Wie es der englische Name schon sagt, ist Small Talk das kleine Gespräch, das spontan, zufällig und locker in einem umgangssprachlichen Ton geführt wird. Es kann zum Beispiel im Restaurant, im Zug, bei der zufälligen Begegnung auf der Strasse, am Telefon, auf einer Kundenveranstaltung, auf der Party bei Freunden, aber auch beim Coiffeur, beim Metzger oder beim Gespräch mit dem Nachbarn stattfinden. Die Wahl der Themen ist dabei eher allgemein zu halten. Oft dient die einleitende Plauderphase dazu, zu ermitteln, ob genügend Gemeinsamkeiten bestehen, um die Unterhaltung mit einem Gesprächspartner zu vertiefen. Auch wenn es sich beim Small Talk um eine eher oberflächliche Gesprächsform handelt, kommt ihm vor allem im Geschäftsleben eine hohe Bedeutung zu: Er dient als Einstieg dazu, sich gegenseitig kennen zu lernen, aber auch, um die Atmosphäre aufzulockern.

Gut vorbereitet ist halb gewonnen

Es lohnt sich vor dem Besuch eines Geschäftsanlasses oder einer Netzwerkveranstaltung, etwas Zeit in eine gute Vorbereitung zu investieren. Deshalb ist es wichtig, dass man sich im Vorfeld mit dem Event auseinandersetzt. Wer ist der Gastgeber, was ist der Grund für die Einladung und das Thema der Veranstaltung? Gibt es eine Teilnehmer- oder Gästeliste einzusehen und wenn ja, hat es interessante Kontakte darunter, die man treffen möchte? Des weiteren gilt es, ein paar Einstiegsthemen zu sammeln, damit der Beginn des Gesprächs einfacher wird. Als nützlich erweist sich, wenn man sich vorher mit dem aktuellen internationalen, nationalen und regionalen Geschehen auseinandersetzt. Trotzdem gilt es negative Themen wie zum Beispiel Katastrophen, Krieg, Politik und Religion zu meiden. Als mögliche gute Themenfelder bieten sich Sport, Wirtschaft oder Kultur an. Zur Not gibt es immer noch den Bestseller aller Small-Talk-Themen – das Wetter. Vor dem Besuch einer Veranstaltung ist auch die Wahrnehmung der eigenen Identifikation und des eigenen Images wichtig: Wer bin ich? Wen repräsentiere ich und wie möchte ich wahrgenommen werden? Diesbezüglich sind natürlich der Auftritt und die passende Kleidung massgebliche Voraussetzung. Visitenkarten in einwandfreiem und aktuellem Zustand gehören ebenfalls dazu.

Während der Gesprächsführung

Der Gesprächspartner und allen voran der Kunde stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie verdienen Interesse und genaues Zuhören. Wer aufmerksam zuhört, kann im Verlauf des Gesprächs auf Nebeninformationen, die das Gegenüber zuvor gegeben hat, eingehen. Man sollte die Fragen in Ruhe beantworten, bevor man eine Gegenfrage stellt. So kann sich das Gespräch entfalten und der Gesprächspartner hat die Möglichkeit, ein angesprochenes Thema bei Interesse zu vertiefen. Wichtig ist es, jene Themen aufzugreifen, die einen wirklich interessieren, damit das Gespräch für einen selbst spannend bleibt. Zudem sollte man darauf achten, dass man weder zu den Dauerrednern noch zu den Dauerstillen zählt. Es gehört sich, sich interessiert am Gespräch zu beteiligen und auch andere zu Wort kommen zu lassen. Am besten stellt man offene Fragen. Sogenannte W-Fragen erleichtern den Gesprächseinstieg: «Wie hat Ihnen die Präsentation gefallen?» oder «Was sagen Sie zur neuen Produktepalette?». Fragen zu Hobbys, Beruf, Ehrenämtern oder Sport sind ebenfalls Einstiegshilfen. Dabei fährt gut, wer zu viel Fachjargon und Fremdwörter meidet und auf eine verständliche Sprache setzt. Bei Themen, die dem Gegenüber nicht vertraut sind, sollte man sich besonders verständlich ausdrücken und bei Unsicherheit nachfragen.

Kritische Situationen meistern

Bei der Diskussion gilt es, auch andere Ansichten zu respektieren. Auf keinen Fall sollten kontroverse Diskussionen vom Zaun gerissen werden. Falls es zwischen anderen Personen zum Streit kommt, sollte man versuchen, diese zu trennen. Vertrauliche Informationen gehören keinesfalls in den Small Talk. Wer zu einem Thema nichts beitragen kann oder mag, erklärt, dass er sich mit dem Thema zu wenig befasst hat. Und wie verhält sich, wer selber an einen Dauerstillen gerät und feststellen muss, dass es nicht zu einem Gespräch kommt? Er darf sich entschuldigen, weil gerade ein Gast oder Kunde gekommen ist, den man be-grüssen möchte und verabschiedet sich höflich. Ebenfalls gilt es Signale zu beachten, zum Beispiel Anzeichen für die Absicht, dass der Gesprächspartner das Gespräch beenden will.
Zusätzliche Sympathiepunkte gewinnt, wer den Gesprächspartner mit dessen Namen anspricht. Beim Namen genannt zu werden, ehrt jedermann und echtes Lob und Wertschätzung sind überdies nie fehl am Platz.

Visitenkarte respektvoll behandeln

Kommt es während des Gesprächs zum Visitenkartenaustausch, beobachtet man oft, dass der Empfänger die Visitenkarte schnell wegsteckt, ohne gross einen Blick darauf zu werfen. Dabei ist gerade die Visitenkarte ein wichtiges Hilfsmittel beim Small Talk, beinhaltet sie doch viele Informationen, auf denen man ein Gespräch aufbauen kann, wie Name, Position, Funktion, Branche, Ort oder Region. Der Gesprächspartner nimmt die Oberflächlichkeit oder das Desinteresse wahr – spätestens dann, wenn der Visitenkartenempfänger die Karte wieder aus der Tasche hervor holt, weil er den Namen des Gegenübers vergessen hat. Deshalb empfiehlt sich, die Karte nach Empfang so lange wie möglich als Gesprächsstütze vor Augen zu halten.
Small-Talk-Themen
Empfehlenswerte Gesprächsthemen:
-Wetter, Hobbys, Sport, TV/Film, Berufsleben, Ehrenämter, Sehenswürdigkeiten, Ferien, Weltgeschehen, Kultur, Kunst, Literatur

Tabuthemen:
-Politik, Militär, Religion, Tod, Krankheit, Geld, private oder geschäftliche Probleme, üble Nachrede, Witze erzählen über längere Zeit, Anzügliches

Authentisch bleiben

Das Wichtigste an jedem Gespräch ist das ehrliche Interesse am Gegenüber. Dieses sollte auf jeden Fall authentisch sein und nicht gekünstelt wirken. Mit einem lockeren Small Talk lässt sich herausfinden, ob der Gesprächspartner dieselben Ansichten teilt, dieselbe Sprache spricht und ähnliche Ziele verfolgt. Man knüpft Kontakte, schafft Vertrauen und legt die Basis für den nächsten Schritt, baut sein Netzwerk aus und bahnt im Idealfall sogar bereits ein Verkaufsgespräch an.

Was man besser nicht tut

Negativ über andere zu sprechen und jemanden in Gesellschaft anderer zu kritisieren kommt schlecht an. Tabu sind religiöse oder politische Themen, da man nie weiss, welche Einstellung der Gesprächspartner mitbringt. Zu Persönliches wie gesundheitliche, familiäre, finanzielle oder geschäftliche Probleme und andere unerfreuliche Gesprächsthemen sollten ebenfalls nicht angeschnitten werden. Und schliesslich macht sich unbeliebt, wer sich selber allzu sehr in den Vordergrund stellt oder pausenlos Witze erzählt.
Sich vorstellen und der Gebrauch der Visitenkarte
Beim Small Talk ist es nicht üblich, dass man sich zu Beginn vollumfänglich vorstellt oder sogar die Visitenkarte überreicht.
- Oft geht aus Small Talk ein vertiefendes Gespräch hervor.
- Erst wenn der Gesprächspartner Interesse bekundet, sollte man sich vorstellen.
- Dabei lohnt es sich mit einem geübten «Elevator Speech» zu überzeugen (ca. 30 Sekunden Kurzvorstellung seiner Person, Tätigkeit, Firma, Dienstleistung oder Produkte).


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER