Swiss IT Magazine: Herr Stotz, wie sieht die IT-Abteilung der Schweizer Niederlassung von Autogrill aus? Daniel Stotz: Wir sind ein Team von fünf Leuten. Zu meinem Team gehören zwei junge System Engineers, die sich um Hardware, Netzwerk und Software kümmern und sich gegenseitig vertreten, eine junge First-Level-Supporterin und ein IT-Manager, der sich in erster Linie um unsere Zeitmanagementlösung kümmert, die für unser Unternehmen sehr wichtig ist. Sie können sich vorstellen, dass in einem Betrieb wie dem unseren, in dem in verschiedenen Schichten, in Teilzeit, an Wochenenden und an Feiertagen gearbeitet wird, die Zeitwirtschaft und das Management von Überstunden und Frei-tagen zentral ist.
Sie arbeiten nun schon seit über zehn Jahren in der IT von Autogrill. Wie hat sich die IT-Abteilung in dieser Zeit verändert? Was die Grösse betrifft eigentlich gar nicht. Wir waren, soweit ich mich zurück erinnere, immer zwischen fünf und sechs Personen. Natürlich verschieben sich unsere Aufgaben immer ein wenig. Früher hat die IT-Abteilung beispielsweise das komplette Kassensystem betrieben und Aufgaben wie Artikel- und Preismutationen sowie die Administration der verschiedenen Kassenoberflächen wahrgenommen. Heute macht das unsere Abteilung Food & Beverage, und wir kümmern uns ‹nur› noch um die Hardware und stellen den Second- und Third-Level-Support sicher.
Was sind die Aufgaben die Sie, als CIO oder Head of ICT, wahrnehmen?Ich nehme natürlich gewisse Kontrollfunktionen wahr und stelle sicher, dass unsere Support-Prozesse funktionieren und ein adäquater Helpdesk zur Verfügung steht. Im Vordergrund steht aber vor allem die strategische Ausrichtung der Informatik von Autogrill – Wo stehen wir heute? Wo wollen wir hin? Wo müssen wir nachbessern? Und was gibt es für neue Trends? Zudem habe ich den Lead bei grösseren IT-spezifischen Projekten, wie beispielsweise der in diesem Jahr bevorstehenden Server-Virtualisierung oder der Migration auf Office 2010. Weiter bin ich auch das Bindeglied zwischen der IT und allen anderen Abteilungen von Autogrill, wir sind ja eine Dienstleistungsabteilung innerhalb eines Dienstleistungsunternehmens.
Sie bezeichnen sich als Bindeglied zwischen der IT und verschiedenen Abteilungen. Sitzen Sie denn auch in der Geschäftsleitung? Nein, ich bin nicht Mitglied der Geschäftsleitung, sitze aber in der erweiterten Geschäftsleitung und bin direkt unserem Finanzchef, dem CFO, unterstellt, und habe mit ihm wöchentliche Meetings, an denen wir aktuelle Themen diskutieren.
Arbeiten Sie mit Ihrer doch recht kleinen IT-Abteilung auch mit externen Dienstleistern zusammen? Nur sehr gezielt, beispielsweise, wenn es um den Hardware-Einkauf oder den Betrieb kritischer Applikationen wie zum Beispiel unserer Kassen-Software geht. Meine Philosophie ist, dass wenn wir etwas machen, wir es – wenn irgendwie möglich – immer selber stemmen. Damit habe ich das Know-how in der Firma und behalte es auch hier. Ich glaube ausserdem, dass wir uns von unserer Grösse her auch nicht optimal für ein Outsourcing eignen würden.
Wie gross ist Autogrill Schweiz denn? Wie viele PCs betreuen Sie? Autogrill Schweiz hat insgesamt rund 2500 Angestellte, mit 350 PC-Arbeitsplätzen, die von uns betreut werden. Dazu kommen zirka 200 Kassen, die wir ebenfalls unterhalten.
Inwieweit sind Sie vom Mutterhaus in Italien abhängig? Wir sind in weiten Teilen unabhängig von unserem Mutterhaus. Ich stehe aber in regelmässigem Kontakt mit meinem Fachvorgesetzten in Italien und grössere Projekte im Bereich ICT, die auch grössere Kosten verursachen, finden immer in Absprache mit dem CIO in Italien statt.
Sie sprechen die Kosten an: Wie gross ist das Budget, das Ihnen zur Verfügung steht? Wie gross unser Budget genau ist, kann ich so nicht beantworten, da es sehr Projekt-bezogen ist. Aber: Jeder Franken, den wir investieren wollen, muss stark in Relation zu seinem Nutzen betrachtet werden. Deshalb sind wir bestrebt, immer möglichst günstige Lösungen zu finden, die den geforderten Zweck erfüllen. Das sorgt gleichzeitig für eine einfache, überschaubare IT.
Sie betreuen aktuell insgesamt 350 Clients. Was läuft darauf und auf welchen Hersteller setzen Sie? Unsere Clients, wie auch alle Server, stammen von HP. Auf den PCs läuft ein Windows-Betriebssystem, Microsoft Office, die Mail-Lösung Lotus Domino und sonst nicht viel. Speziell benötigte Software, wie unser Kassensystem, ist nicht lokal installiert, sondern wird bei uns hier am Hauptsitz in Olten gehostet, und die verschiedenen externen User greifen via IP-VPN-Verbindung darauf zu. Wir haben vor Ort also wirklich nur ganz, ganz flache Installationen.
Welche Windows- und Office-Versionen setzen Sie derzeit ein?
Wir haben aktuell mehrere Windows-Systeme am laufen, da wir eine sanfte Migration auf Windows 7 gestartet haben. Auf jedem neuen Client, der angeschafft wird, läuft Windows 7, auf den alten noch Windows XP. Wir sind zum Glück nicht wie andere Unternehmen gezwungen, wegen gewisser Software sofort auf die neueste Version von Windows wechseln zu müssen und können laufend migrieren. Im Office-Bereich fahren wir hingegen eine andere Strategie. Ende der Sommerferien werden wir mit der Migration aller Systeme auf Office 2010 beginnen.
Sie haben das Thema Virtualisierung erwähnt. Wie sieht denn Ihre aktuelle Server-Landschaft aus?
Wir betreiben hier in Olten ein HP Blade-Center mit insgesamt 20, meist dezidierten Servern. Wie sie richtig erwähnen, planen wir für dieses Jahr ein Projekt zur Ablösung dieses Blade-Centers, inklusive Storage, und wollen gleichzeitig unsere Server virtualisieren. Das Ziel ist, unsere Server-Landschaft auf vier grosse, physische Server reduzieren zu können. Derzeit läuft noch die Evaluierung, und wir sind noch mit der Frage beschäftigt, ob wir auf Vmware oder Microsoft setzen wollen. Im Moment geht unser Trend eher in Richtung Microsoft, da wir denken, damit die ganze Lizenzierung und die Kosten besser im Griff zu haben. Ausserdem müssten wir dazu, im Gegensatz zu einer Vmware-Lösung, kein neues Know-how aufbauen, da es bereits vorhanden wäre.
Wie sieht es bezüglich der Redundanz Ihrer Server aus?
Bezüglich Redundanz legen wir unseren Fokus natürlich vor allem auf den Kassenserver, der unsere Business-kritische Applikation betreibt. Für einen Server, auf den die hinterletzte Kasse in der Schweiz zurückgreift, ist ganz klar Redundanz gefragt. Bei den File-Servern wäre eine minimale Downtime eher zu verkraften, trotzdem haben wir auch sie redundant ausgelegt. Natürlich erhoffen wir uns durch die Virtualisierung weitere Verbesserungen in diesem Bereich.
Neben den Clients und Servern betreuen Sie auch 200 Kassen. Wie sehen die aus?
Eine Kasse unterscheidet sich heute nicht mehr gross von einem PC. Auf unseren Geräten läuft heute Windows XP und die Kassen-Software. An diversen seriellen und parallelen Schnittstellen sind Kassenschubladen, Barcodescanner oder Waagen sowie ein Touchscreen angeschlossen. Nichts Wahnsinniges also, das ein Windows-Crack nicht zum Laufen bringen würde (schmunzelt).
Einen Punkt haben wir bisher noch nicht angesprochen, nämlich Ihr Netzwerk. Wie sieht das aus?
Unser Partner Sunrise betreibt für uns ein MPL-Netzwerk und zwar nach zusammen mit uns definierten SLAs. Via dieses Netz werden alle unsere Standorte miteinander verknüpft. Ab dem Router, also für alle Switches, Verkabelung etc., sind dann wir zuständig.
Ein paar Projekte wie die Migration auf Office 2010 und die Virtualisierung im Server-Bereich haben wir bereits angesprochen. Was beschäftigt Sie aktuell sonst noch?
Der ganze Bereich Mobile ist für mich derzeit sehr spannend und herausfordernd zugleich. Wenn wir zurückschauen, wo wir noch vor zwei, drei Jahren waren und wo wir heute mit iPhone und iPad stehen... Damit werden von Benutzerseite her grosse, neue Anforderungen an die IT gestellt, die nicht zu unterschätzen sind, insbesondere auch im Security-Bereich, hat man mit Smartphones heute doch überall Zugriff auf geschäftliche Mails und gelangt damit sogar ins Firmennetz. Es gilt ausserdem sehr genau abzuwägen, was uns weiter bringt und was nur Spielereien sind. Nicht alles, was machbar ist, macht auch Sinn.
Was macht Autogrill Schweiz heute im Bereich Mobile?
Wir betreuen derzeit rund 30 Smartphones, auf denen eine Push-Mail-Lösung läuft, die wir selber betreuen und hosten. Damit können wird Rollen-basiert regeln, wer Zugriff auf was erhält, also beispielsweise nur Mail oder nur Kalender, beides oder gar nichts. Die Lösung ist plattformunabhängig, wobei wir uns auf Geräte mit den Betriebssystemen Symbian, Windows Mobile und iOS beschränken. Android und Blackberry sind für uns derzeit kein Thema.
Der Bereich Mobile ist, wenn es beispielsweise um kontaktloses Bezahlen oder Bezahlen mit dem Handy geht, heute auch für den Kunden sehr interessant…
Das stimmt, wir beobachten deshalb auch diese Themen sehr genau, um möglichst schnell auf die Bedürfnisse unserer Kunden reagieren zu können. Ob jedoch das kontaktlose Bezahlen, das Sie als Beispiel nennen, in naher Zukunft gefragt sein wird, weiss ich nicht. Technisch wäre es für uns kein Problem, unsere Terminals sind aufrüstbar. Aber: Wie viele Kunden wollen das wirklich? Es geht um Geld und um Kreditkarten, einen sehr sensiblen Bereich. Auch das, was Google derzeit mit Mastercard entwickelt, das Bezahlen mit dem Handy, ist meiner Meinung nach ein interessantes Thema.
Bei Ihnen kann man seit kurzem auch kostenlos surfen. Inwieweit waren Sie am PWLAN-Projekt, das in Zusammenarbeit mit Swisscom realisiert wurde, beteiligt?
An vielen unserer Standorte konnte man bereits vor diesem Projekt im Internet surfen, nur nicht kostenlos, man musste Swisscom-Kunde sein oder einen entsprechenden Gutschein lösen. Wir fanden, dass das nicht mehr zeitgemäss ist und haben uns darum vor ein paar Monaten mit Swisscom zusammengesetzt, und eine entsprechende Lösung gesucht. Swisscom betreibt nun für uns, beziehungsweise schlussendlich für unsere Kunden, eine komplett vom restlichen Autogrill-Netzwerk gelöste WLAN-Infrastruktur, inklusive Support.
(mv)