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Erfolg am Ersten Davoser Informatikcup

Zum ersten Mal behauptete sich ein Schweizer im Vorfeld der internationalen Informatikolympiade auf den vordersten Spitzenplätzen: Nikola Djokic aus der Kantonschule Alpenquai in Luzern belegte den 3. Platz. Dieses Resultat ist auch ein Erfolg der in den letzten Jahren zunehmend verstärkten und vernetzten Initiativen für eine nachhaltige Informatik-Nachwuchsförderung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/03

     

Seit 1992 existiert die Schweizer Informatikolympiade (SOI) als die nationale Ausscheidung für die Internationale Informatikolympiade (IOI), welche mit Teilnehmern unter 20 Jahren aus über 80 Ländern im Juli 2011 in Thailand stattfinden wird. Beim diesjährigen Informatikcup Davos (I-cup) waren auch internationale Teams aus Hongkong, Russland und Slowakei eingeladen. Aus der Schweiz nahmen in Davos die 13 Gewinner der ersten SOI-Runde teil. Die Teilnehmer des I-cup absolvieren jeweils ein 4-tägiges Trainingscamp sowie einen Programmierwettbewerb am letzten Tag. In spannenden Vorträgen, Übungen und praktischen Labs und werden sie speziell mit IOI-ähnlichen Aufgaben trainiert.
Gastgeber für die nationalen und internationalen Teams, die zum I-cup ins Davoser Camp angereist sind, ist die Schweizerische Alpine Mittelschule Davos (SAMD), welche seit Jahren mit Professor Juraj Hromkovic vom Lehrstuhl für Informationstechnologie und Ausbildung der ETH Zürich zusammenarbeitet und somit gute Kontakte zur ETH sowie den Initiatoren der SOI pflegt. SAMD ist die erste Maturitätsschule in der Schweiz, die ein Programm für Begabtenförderung in den Naturwissenschaften hat.

Organisation und Trainingsinhalt

Einige SOI-Coaches waren im letzten Jahr noch als SOI-Teilnehmer dabei. Mittlerweile studieren sie und wirken weiter zusammen mit ehemaligen SOI-Teilnehmern und einigen ETH-Forschern bei der Organisation der SOI mit. Die SOI wird von den Ehemaligen zusammen mit dem Lehrstuhl für Informationstechnologie und Ausbildung der ETH Zürich praktisch umgesetzt. Gestützt wird die Realisation zudem von Partnern aus verschiedenen Branchen und vom Verband der Schweizer Wissenschafts-Olympiaden als Dachverband. Die Finanzierung des Anlasses wurde durch die Hasler Stiftung ermöglicht.
Morgens werden jeweils mehrere Trainingsmodule an die Jungen vermittelt. Es werden Bereiche wie Spielstrukturen und Graphenalgorithmen behandelt. Die Aufgaben kombinieren strategisches Vorstellungsvermögen, Programmierungs-Skills und spielerische Herausforderungen. Fragen werden beantwortet, und die raffinierten Vorgehensweisen werden präzisiert, um das zu lernen und einzuüben, was selbst die Jüngsten mit zwölf oder vierzehn Jahren bereits „Intuition“ nennen: ein gedankliches Spiel mit abstrakten strukturellen Ideen.

Die SOI-Vorausscheidungen drehen sich nicht nur um das Gewinnen und die IOI-Qualifikation. Es ist vor allem eine Community aus jungen Informatikbegeisterten, die ihr Interesse und Hobby teilen. Entsprechend wirken die Teilnehmer der Trainings im Camp trotz dem anstehenden „Contest“ gelassen. Erfahrungsgemäss entsteht in solcher Community manch langjährige Freundschaft. Man übt, tauscht sich aus und lernt einiges über Informatik. Und man kann sich dabei an internationalem Niveau messen, beispielsweise mit den Cracks aus St. Petersburg, die an die 15 bis 20 Wochenstunden mit Programmieren im Informatikverein und in der Schule verbringen.
Auch das Team aus Hongkong lernt Programmieren vorwiegend in der Schule. Im Gegensatz dazu bekamen die meisten Schweizer die erste Anregung meist zu Hause und entsprechend wenige – gesamtschweizerisch 50 Schüler (und keine einzige Schülerin!) – haben sich denn zu der SOI angemeldet. Doch wichtig ist schliesslich vor allem, „dass man es selber lernt, sonst kommt man nicht weiter“ sagt Timon Stampfli, der 14-jährige Jugendpreisgewinner der ersten SOI-Runde.

Kontext Nachwuchsförderung und Ausblick

Professor Juraj Hromkovic vom Lehrstuhl für Informationstechnologie und Ausbildung der ETH setzt sich seit 2004 für die Vermittlung der Informatik an Schüler, für Förderung des Informatikunterrichts an Schweizer Gymnasien und für die Fortbildung von Lehrkräften am 2007 gegründeten Ausbildungs- und Beratungszentrum für Informatikunterricht (ABZ) ein. Informatik wurde ab dem Schuljahr 2008/09 zu einem gymnasialen Ergänzungsfach.
Es fehlen aber noch wesentliche Schritte zu einem nachhaltigen Informatikunterricht. Das Anliegen, Informatik als Pflichtfach einzuführen, um das abstrakte Denken nachhaltig zu schulen, wird nicht nur vom Dachverband der Schweizer Informatikgesellschaften ICTswitzerland und von der Hasler Stiftung getragen, sondern zunehmend von vielen Schulen und Lehrkräften in mehreren Kantonen unterstützt – in Zürich äusserten sich die Schulleiterkonferenz und die Lehrpersonenkonferenz dazu positiv.

Nach dem Camp geht es für die Schweizer in die schwierigere 2. Runde der SOI, wobei nochmals ein breiterer Teilnehmerkreis gefordert ist, an einem Online Programmierwettbewerb und an einem theoretischen Teil in Zürich teilzunehmen. Die besten der 2. Runde qualifizieren sich für das Finale, das an zwei Wochenenden an der ETH stattfindet. Die vier Gewinner dieser Finalrunde reisen dann als Team nach Thailand an die IOI 2011, wo sie dann gegen an die 300 internationalen Teilnehmer antreten werden.



Luzerner Gymnasiast auf Platz 3

Die erste IOI wurde 1989 in Bulgarien veranstaltet. Die Schweiz ist seit 1992 dabei und lag in den letzten zehn Jahren im oberen Mittelfeld auf Rang 34 im Vergleich der etwa 80 Länder. Schweizer holten mehrmals Silber- und Bronzeränge, aber noch nie eine Goldmedaille. Der Erfolg des Luzerner Kantonsschülers Nikola Djokic in Davos darf also als Zeichen gedeutet werden, dass die Schweizer Nachwuchstalente im internationalen Vergleich aufholen und dieses Jahr hohe Chancen auf Gold haben.


Irena Kulka, ETH Zürich, Departement Informatik


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