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Sechs HDs im Test: Superspeed für externe Festplatten
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Sechs HDs im Test: Superspeed für externe Festplatten

USB 3.0 verspricht stattliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber USB 2.0. Wir haben getestet, was die Technologie bei externen Festplatten in der Praxis bringt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/01

     

Rund ein Jahr ist es jetzt her, seit die ersten Festplattenhersteller damit begonnen haben, externe HDs mit USB-3.0-Anschluss auszuliefern. Inzwischen haben praktisch alle namhaften Anbieter mindestens ein entsprechendes UBS-3.0-Modell im Portfolio, und auch eine stattliche Anzahl von aktuellen Rechnern ist heute mit einem USB-3.0-Port bestückt. Ausserdem gibt es für ältere PCs Erweiterungskarten, um sie für USB 3.0 fit zu machen.
Grund genug also, einen Stapel externe USB-3.0-Festplatten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Für diesen Vergleichstest haben wir je ein 2,5-Zoll-Modell der Hersteller Adata, Buffalo, Iomega, Lacie, Verbatim und Western Digital mit jeweils 500 GB Kapazität untersucht. Ausserdem haben wir für den Test noch eine herkömmliche USB-2.0-Platte von Iomega sowie ein externes USB-3.0-SSD-Laufwerk mit 64 GB von OCZ Technology hinzugezogen, um zu testen, wie die USB-3.0-Laufwerke im Quervergleich abschneiden.
Die rückwärtskompatible USB-3.0-Technologie verspricht in der Theorie, gegenüber USB 2.0 Daten mit bis zu 10-facher Geschwindigkeit zu transportieren. Die Anbieter der externen Festplatten geben derweil an, dass in der Praxis rund drei Mal höhere Transferraten erzielt werden können. Unser Test hat gezeigt, dass dieser Wert für Benchmark-Tests zwar stimmt, beim eigentlichen Kopieren von Daten aber noch andere Faktoren hineinspielen und der Tempogewinn nur unter bestimmten Umständen wirklich gross ist.
Wir haben den Test so aufgezogen, dass wir die Platten zum einen zwei verschiedenen Benchmark-Tests ausgesetzt und zum anderen aber auch den Zeitaufwand für verschiedene Kopiervorgänge gemessen haben. Hier haben wir zum ersten eine Bilderdatenbank mit fast 30’000 Files und 1 GB Speicherbedarf hin und her verschoben, zum zweiten ein einzelnes 3,5-GB-Zip-File durch das USB-3.0-Kabel gejagt und zum dritten einen bunt gemischten Ordner mit Dokumenten, Bildern und MP3s auf die HDs und zurück auf den Rechner verschoben. Fazit: Bei einem einzelnen Riesenfile wie unserer Zip-Datei macht sich die schnellere Leitung deutlich bemerkbar. Hier ist man mit USB 3.0 rund 2- bis 2,5-Mal schneller als mit USB 2.0. Bei Tausenden von kleinen Files hingegen ist der Tempogewinn marginal. Hier würde wohl erst der Einsatz von SSD einen grossen Gewinnsprung bringen. Leider konnten wir dies aber nicht testen, da sich das SSD-Laufwerk von OCZ mit unserem Asus-Test-Notebook (oder dem sich darauf befindenden Windows 7) partout nicht verstehen wollte. Dazu später aber mehr.

Bei der Gesamtwertung haben wir die Geschwindigkeitsmessungen der Platten mit 75 Prozent gewichtet – schliesslich verspricht USB 3.0 ja vor allem Tempo. Mit je 10 Prozent haben wir zudem das Preis-/Leistungsverhältnis und den Formfaktor beziehungsweise die Optik gewertet. Und 5 Prozent gab es schliesslich bei der Ausstattung zu holen. Hier ist zuerst einmal zu erwähnen, dass sämtliche Platten inklusive USB-3.0-Kabel geliefert wurden. Ein nettes Gimmick wie etwa ein Beutelchen, um die portable HD für den Transport zu verstauen, fehlte hingegen bei allen Testgeräten. Punkte gab es in der Disziplin Ausstattung zudem auch für die mitgelieferte Software.

Adata Nobility NH01

Zuallererst fällt bei Adata die Optik der Nobility NH01, so der Name der Platte, auf. Das Gehäuse glänzt – und zwar so stark, dass man die Oberfläche problemlos als Spiegel verwenden kann. Das Ganze wirkt irgendwie edel, zumindest solange man die vom Hersteller angepriesene Klavierlackoptik nur anschaut. In der Hand wirkt das Plastikgehäuse dann etwas billig, ausserdem ist die Disk im Vergleich zu anderen etwas grösser und schwerer.
Bei den Benchmark-Messungen lag die NH01 in der vorderen Hälfte, auf Platz 3 hinter der Konkurrenz von Lacie und Verbatim. Bei den Praxistests hingegen gehört die Nobility zu den Schlusslichtern, wobei sich Licht und Schatten abwechselten. Beim Praxistest 3 (gemischter Ordner), bei dem jedoch alle Geräte relativ eng beieinander lagen, war sie am schnellsten, während sie für das Lesen und Schreiben des 3,5-GB-Zip-Files klar am längsten benötigte. Dieser Punkt verhinderte letztlich auch eine bessere Wertung. Preislich hingegen ist die Platte von Adata attraktiv. Schade aber, dass sie nicht mit Software ausgestattet ist.
Somit erhält man mit der Nobility NH01 eine einigermassen attraktive Festplatte, die vor allem bei den Praxistests einen durchzogenen Eindruck hinterliess.



Buffalo MiniStation Lite HD-PEU3

Die MiniStation Lite HD-PEU3 zeigt im Prinzip das umgekehrte Bild der Adata-Platte. Bei den Benchmarks gehörte sie zusammen mit der Iomega-HD zum Schlusslicht, beim Praxistest liegt sie hingegen im Mittelfeld, ohne irgendwo speziell auf- oder abzufallen.
Bezüglich Grösse und Gewicht liegt das Buffalo-Modell ebenfalls im Durchschnitt, bei der subjektiven optischen Wahrnehmung hingegen gehört sie eher zu den hübscheren Harddisk-Vertretern, auch wenn ihr Gehäuse komplett aus Plastik besteht.
Erwähnenswert ist bei der MiniStation Lite die Software. Auf der Disk findet sich in Form des Drive Navigators ein Installationsprogramm, über das das Produkt eingerichtet werden kann (optionale Verschlüsselungs-Funktion, Formatierung) und das auch einige Zusatz-Tools bereithält. Dabei handelt es sich um die Werkzeuge TurboPC, TurboCopy, BackupUtility und Ramdisk Utility. Obwohl wir im Rahmen dieses Tests eigentlich keine mitgelieferte Software bewerten wollen, haben wir das Tool TurboCopy rasch installiert und ausprobiert. TurboCopy wird als Systemprogramm rechts am Bildschirmrand festgedockt. Auffallend ist zuerst, dass die angegebene geschätzte Restdauer eines Kopiervorgangs zu Beginn deutlich ungenauer ist als bei Windows. Der eigentliche Kopiervorgang hingegen ist zumindest bei unserem Datenbankbeispiel mit rund 28’000 Dateien deutlich flinker. Anstatt 4:47 Minuten für das Schreiben unsere Bilddatenbank dauerte der Vorgang mit TurboCopy noch 2:31, die Lesezeit nahm von 4:52 auf 3:45 ab. Beim einzelnen, grossen 3,5-GB-File ist hingegen kein Vorteil festzustellen. Im Sinne eines fairen Vergleichs haben wir für den Test auf sämtliche Zusatz-Tools verzichtet, und es stellt sich ohnehin die Frage, ob man für das Kopieren von Files tatsächlich ein zusätzliches Systemprogramm installieren will, welches dann wieder Systemressourcen frisst. Doch wer seine Kopiervorgänge wirklich beschleunigen will, sollte sich TurboCopy oder ähnliche Tools allenfalls mal anschauen.

Iomega eGo Portable Hard Drive USB 3.0

Die externe Festplatte von Iomega bildet das Schlusslicht dieses Vergleichstests. Dies hängt unter anderem mit den relativ bescheidenen Testwerten zusammen, aber auch damit, dass die Disk weder beim Lieferumfang noch beim Preis oder beim Formfaktor Punkte gutmachen kann. Bei den Benchmark-Tests fiel das Modell mit der Bezeichnung eGo Portable Hard Drive USB 3.0 durch die höchsten Zugriffszeiten auf. Und auch bei den Lesetests der Benchmark-Software bildet es das Schlusslicht. Keine extremen Ausreisser nach unten gab es derweil bei den Praxistests, hier war das Iomega-Modell meist im Durchschnitt zu finden.
Das Laufwerk will extrem robust sein und soll dank der Funktion Drop Guard Xtreme sowie dem (abnehmbaren) Gummiband ums Gehäuse auch Stürze aus gut zwei Metern Höhe überstehen. Getestet haben wir dies nicht, schliesslich sollen die Disks ja mehr als die drei Testtage überleben. Aufgrund des Gummibandes wirkt das Gehäuse jedoch auch etwas klobig und wenig edel.
Software-seitig liefert Iomega einen Flyer mit, der darauf hinweist, dass man zusammen mit dem Kauf der Festplatte auch Software herunterladen darf und der Käufer unter anderem eine Lizenz für Roxio Retrospec Express erhält. Warum die Software nicht gleich auf die Festplatte gepackt wurde, ist jedoch ein Rätsel.

Lacie Rugged USB 3.0

Der Testsieger – und zwar mit relativ deutlichem Vorsprung. Bei den Leistungstests lag die Lacie-Platte durchwegs mit an der Spitze und konnte deshalb die volle Punktzahl abräumen. Vor allem bei den Benchmark-Tests war die Performance der Rugged USB 3.0 beeindruckend. So erreichte sie im Test mit HD Tuner 2.55 (siehe Kasten S. 53) eine maximale Transferrate von 102,1 MB pro Sekunde, rund 13 MB/s mehr als die Verbatim-Platte auf Platz 2. Die durchschnittliche Transferrate lag gar um 14 bis hin zu 22 MB/s höher als bei der Konkurrenz. Entsprechend schnell war die Rugged USB 3.0 dann vor allem auch beim Lesen und Schreiben des 3,5-TB-Files. Aber auch beim Test mit der Datenbank lag sie an der Spitze.
Jedoch: Die Leistung hat ihren Preis. So ist die Lacie-Disk mit einem Marktpreis von 133 Franken klar am teuersten. Ausserdem bringt sie mit 255 Gramm auch klar am meisten auf die Waage und die Abmessungen sind im Vergleich zur Konkurrenz etwa von Verbatim oder Western Digital ziemlich voluminös. Während man andere Disks problemlos in der Jackentasche verstauen kann, schreit das Lacie-Modell förmlich nach einer separaten Tasche. Mit ein Grund für die Grösse dürfte sicher auch der Zusatz «Rugged» sein, der bedeutet, dass die Disk Stürze aus über zwei Metern unbeschadet überstehen soll. Trotzdem: Wer die Platte häufig transportiert, sollte sich den Kauf trotz der beachtlichen Leistungswerte besser zwei Mal überlegen. Ein Wort zur Software: Auf der Platte von Lacie findet sich nebst der Verknüpfung zur Website des Tochterunternehmens Wuala ein Installationsprogramm, über das der Adobe Reader 8 und das Backup-Werkzeug Genie Backup Assistant 8.0 installiert werden können.

Verbatim Store ’n’ Go USB 3.0

Zweiter Sieger hinter dem Lacie-Modell ist Verbatims Store ’n’ Go USB 3.0. Und trotz der tieferen Wertung hinterlässt das Gerät einen ausgewogeneren Eindruck als die Konkurrenz von Lacie. Bei den Leistungstests – sowohl in der Praxis als auch bei den Benchmarks – erreichte die Verbatim-Platte praktisch durchs Band den zweiten Platz. Bei der Schreibzeit von voluminöseren Dateien (Test 2 und 3) konnte sie die Lacie-Konkurrenz jeweils sogar ganz knapp schlagen. Und: Das Produkt von Verbatim kann mit einem äusserst leichten, schlanken und dank Alu-Look eleganten Gehäuse aufwarten und bietet damit wirkliche Portabilität. Ausserdem ist die Platte preislich mit 85 Franken attraktiv. Einziges (kleines) Manko: Beim Lesen und Schreiben sind die Geräusche des Festplattenkopfs in einem ruhigen Raum hörbar, was bei der Konkurrenz kaum der Fall war.
Software-seitig bietet Verbatim zwar kein Installationsmenü, dafür wird in einem Ordner das Installationsprogramm von Nero Backitup and Burn, und in einem anderen Ordner das Tool Green Button mitgeliefert. Bei Backitup and Burn handelt es sich um eine Software zum Sichern und Retten von Daten. Green Button hat derweil genau eine Funktion, und zwar das Einstellen der Zeitdauer, nach der die Platte in den Standby-Modus geht, um Strom zu sparen.

Western Digital My Passport Essential

Western Digital hat mit der Disk My Passport Essential die leichteste (147 Gramm) und kleinste (83x15x110 Millimeter) externe Platte bereitgestellt. Ausserdem ist sie mit 79 Franken die günstigste aller getesteten Festplatten.
Punkto Leistung bietet das WD-Laufwerk jedoch eher magere Kost. Die Benchmark-Tests bewegten sich in etwa auf dem Niveau der Platte von Buffalo. Komplett abgefallen ist My Passport Essential nirgends, positiv aufgefallen allerdings auch nicht. Ähnlich verhält es sich beim Praxistest, wobei sie hier für das Schreiben unserer Riesen-Datenbank mit knapp 30’000 Files gar am längsten benötigte.
Auch auf der WD-Platte wird Software ausgeliefert. Zum einen der WD Quick Formater (fürs Formatieren), zum anderen WD Smartware, ein Paket an Software für die Sicherung von Daten ab dem angehängten PC, den Kennwortschutz oder die Datenträgerverwaltung. Die Software macht auf den ersten Blick einen aufgeräumten Eindruck, doch auch hier testeten wir die einzelnen Tools nicht im Detail.

eGo Compact Edition Portable Hard Drive USB 2.0 und OCZ Enyo

Während die USB-2.0-Platte von Iomega vor allem für Vergleichszwecke über den wirklichen Nutzen von USB 3.0 hinhalten musste, waren wir auf die Leistungswerte des externen SSD-Laufwerks von OCZ äusserst gespannt. Umso grösser dann die Enttäuschung, als wir den Speicher beim besten Willen nicht zum Laufen bringen konnten. Stundenlanges Pröbeln und Nachlesen in Foren konnte keine Abhilfe schaffen, und auch der Redaktions-eigene IT-Support stand vor einem Rätsel. Die Datenträgerverwaltung von Windows sowie das Benchmark-Tool HD Tuner erkannten die SSD zwar als Laufwerk, jedoch war es unmöglich, die Disk zu initialisieren beziehungsweise zu formatieren. Sämtliche Versuche endeten in Systemabstürzen und Fehlermeldungen, auf die kein Forum eine Antwort wusste. Und so mussten wir uns halt mit dem einen Benchmark-Test, den wir fahren konnten, zufrieden geben, und das Problem ansonsten als eines der grossen Rätsel, mit der uns die IT ab und an erfreut, abtun. Schade.
Ein Wort noch zur USB-2.0-Platte von Iomega: Diese schlug sich im Praxistest beim Lesen und Schreiben der 1-GB-Bilderdatenbank wacker und lag beispielsweise beim Lesen der knapp 30’000 Files mit einer Zeit von 5:06 Minuten nur 5 Sekunden hinter der eGo USB 3.0, die aus dem gleichen Haus stammt. Das Schreiben derselben Datenbank dauerte mit 5:36 Minuten derweil 41 Sekunden länger als bei der Platte von Western Digital, die diese Aufgabe von allen USB-3.0-Probanden am langsamsten erledigte. Deutliche Unterschiede waren hingegen zu spüren, wenn das 3,5-GB-Zip-File via USB 2.0 hin und her verschoben wurde. Hier benötigte die Iomega-Platte zum Schreiben mit 2:23 Minuten deutlich länger als etwa die Store ’n’ Go von Verbatim mit 39 Sekunden.

Fazit

USB 3.0 – welches mit dem Zusatz Superspeed vermarktet wird – bringt in Bezug auf externe Festplatten vor allem für diejenigen User etwas, die häufig grosse, einzelne Dateien hin- und herschieben müssen. Bei herkömmlichen Kopieraufgaben wie unserem Beispielordner mit Dokumenten, MP3s und Bilddateien ist der Geschwindigkeitsgewinn jedoch keine Offenbarung. Wer einen Rechner mit integriertem USB-3.0-Anschluss besitzt, sollte angesichts der Tatsache, dass die externen USB-3.0-Platten nicht mehr kosten als ihre 2.0-Pendants und abwärtskompatibel sind, sicher auf die neue Technologie setzen. Ob man jedoch einen Rechner für den Anschluss einer externen USB-3.0-Platte auf die schnellere Schnittstelle aufrüsten soll, ist fraglich.
Zu den Testprobanden: Wer auf der Suche nach Leistung ist und seine externe Platte vor allem stationär benutzen will, ist mit der Rugged USB 3.0 von Lacie sicher am besten bedient. In Punkte Zugriffszeit und Transferraten lässt Lacie die Konkurrenz durchs Band alt aussehen. Und so steht die Festplatte auch verdient zuoberst auf dem Vergleichstest-Treppchen. Wem jedoch Mobilität ebenso wichtig ist wie Leistung, der erhält mit der Store ’n’ Go von Verbatim eine ausgewogener Lösung, mit ordentlich Leistung bei einem äusserst leichten und dabei auch noch kompakten Gehäuse. (mw)
Dieser Test wurde ermöglicht dank Digitec
IT-Händler Digitec hat der Redaktion von Swiss IT Magazine für diesen Test freundlicherweise das Asus-Notebook N53JF mit dem für den Test nötigen integrierten USB-3.0-Port zur Verfügung gestellt und uns ausserdem das Gros der Festplatten (Adata, Lacie, OCZ, Verbatim, Western Digital) zugesendet. Die übrigen Harddisks (Buffalo, Iomega) stammen von den Herstellern selbst. Besten Dank!


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