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Swisscom-Techniker unterschätzten Störfall

Im Interview mit dem "Tages-Anzeiger" nimmt Swisscom-Chef Carsten Schloter Stellung zur Swisscom-Panne von vergangener Woche und berichtet über seine Zeit als operativer Leiter von Fastweb.
15. November 2010

     

Erfahren habe er von der Panne am vergangenen Dienstag durch Online-Medien, da er selber gerade in Mailand den Führungswechsel bei Fastweb kommuniziert habe und zudem an einer Telefonkonferenz zum dritten Quartal teilgenommen habe, wie Swisscom-Chef Carsten Schloter in einem Interview mit dem "Tages-Anzeiger" berichtet.


Die Mitarbeiter intern haben Schloter zufolge auch vom Problem gewusst, das Ausmass der Störung aber noch nicht absehen können, weil gemäss dem technischen System von Swisscom zu diesem Zeitpunkt noch viele Verbindungen bestanden hätten. Die Mitarbeiter wussten nicht, dass zwar viele Datenverbindungen aufgebaut, gleichzeitig aber genauso viele unterbrochen wurden, so der Swisscom-Chef.


Die Ursache des Problems habe in der Datenbank für die Autorisierung, wenn jemand mit dem mobilen Gerät auf das Internet zugreifen wolle, gelegen. Die User hätten dann immer wieder versucht, auf das System zuzugreifen – zum Teil geschehe dies auch automatisch – wodurch ein Schneeballeffekt entstanden sei. Dies habe das System in die Knie gezwungen und man musste es komplett herunterfahren und dann gruppenweise wieder aufschalten. Das dauere seine Zeit.





Fastweb-Leitung abgegeben


Ebenfalls am Dienstag hat Schloter die interimistische Leitung von Fastweb abgegeben. Neu ist er nur noch Delegierter und Präsident des Verwaltungsrates. Er werde künftig statt wie bislang zwei bis drei Tage pro Woche nur noch einen halben Tag für die italienische Tochter aufwenden müssen, so Schloter.
Seine Bilanz als Fastweb-Chef fällt durchzogen aus. Da er kaum italienisch spreche, sei seine Wirksamkeit geringer gewesen. Sprachbarrieren würden in der Regeln dazu führen, dass man nicht die beste Lösung für ein Problem finde.


Die Ermittlungen gegen Fastweb-Gründer Silvio Scaglia und den ehemaligen Chef Stefano Parisi laufen noch. Ungereimtheiten habe er bei seiner Tätigkeit für Fastweb keine festgestellt, hält Schloter aber fest. Ausserdem seien die Mitarbeiter überzeugt, dass die beiden Personen unschuldig seien. "Die Probleme lagen woanders: Zwei Mitarbeiter haben offenbar Bestechungsgelder angenommen. Sie wurden im Februar dieses Jahres beim Start der Untersuchungen sofort entlassen", so Schloter. Das finanzielle Risiko aus dem Fastweb-Skandal schätzt der Swisscom-Chef auf 70 Millionen Euro, die das Unternehmen bereits zurückgestellt hat. Wichtig sei, dass das Unternehmen in Italien keinen Imageschaden erlitten habe, was man am besten beim Grosskundengeschäft sehe. Fastweb gewinne 60 bis 70 Prozent der Aufträge von Grosskunden, die ausgeschrieben würden.


(abr)


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