Orbit 03: Schadenfreude ist die schönste Freude
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/07
Grosse Hoffnungen hat die Leitung der Basler IT-Messe Orbit/Comdex in ihr Ende Januar verkündetes neues Konzept der "Konvergenz von Technologie und Anwender" gesetzt. Zur Erinnerung: B2B galt plötzlich als passé, der heute noch Prospekte sammelnde Messebesucher wurde flugs zum künftigen Opinion Leader erklärt, die Eintrittspreise wurden entsprechend turnschuh-tauglich gesenkt und der Aufräum-Samstag mutierte zu einem weiteren Messetag. Damit sollte der Aussteller- und insbesondere der Besucherschwund des letzten Jahres wenn nicht gleich rückgängig gemacht, so doch zumindest gestoppt werden.
Der Schuss ging in den Ofen, wie die letzten Tage gezeigt haben. Mit SAP, HP, Sun und Sage Sesam haben einige der Schwergewichte der Branche ihren Auftritt gleich ganz abgesagt, andere Player wie Microsoft konzipieren ihren Stand neu - Flächenreduktion inbegriffen.
Schadenfreude ist die schönste Freude, sagt der Volksmund. Wie dürfen sie sich jetzt wieder alle freuen, die es ja schon immer gewusst haben. Und die die Orbit jetzt kurzerhand für tot erklären...
Ganz so weit ist es allerdings noch nicht. Wie die Messeleitung erklärt, wird die Ausstellung der IT-Branche so oder so stattfinden. Und vielleicht ist die Reduktion auf eine "Orbit Light" für einmal gar nicht so schlecht: Nach einigen fetten Jahren, in der die Schweizer Branchenmesse sowohl überdimensioniert als auch in ihrer Bedeutung überbewertet war, wird sie nun auf ein realistisches Mass zurechtgestutzt. Dass dabei mehr Federn gelassen werden als unbedingt nötig, ist normal und nicht weiter tragisch.
Vielmehr gilt es, aus dem Debakel die Lehren zu ziehen. Ein erneuter Kurswechsel wäre wohl Gift für künftige Austragungen, kleine Korrekturen im Detail sind dagegen durchaus angezeigt.
Ich wünsche der Orbit in diesem Jahr mit dem neuen Konzept und weniger Ausstellern jedenfalls viel Erfolg. So viel Erfolg, dass nächstes Jahr auch die Zweifler und die Orbit-Verweigerer wieder dabei sein müssen.