Bundestrojaner vs. Sorglosigkeit
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/15
Bei unserem grossen Nachbarn im Norden schlagen die Wogen derzeit hoch, und das nicht etwa wegen des miesen Sommerwetters oder aufgrund der erwarteten heftigen Herbststürme. Der Grund ist vielmehr der von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble durchgestierte sogenannte Bundestrojaner, der zwar noch überhaupt nicht verfügbar ist, aber doch immer wieder einigen Staub aufwirbelt. Die Reaktionen sind wie nicht anders zu erwarten kontrovers, mehrheitlich überwiegt aber die Skepsis.
Kurze Rekapitulation: Der sogenannte Bundestrojaner heisst offiziell «Remote Forensic Software» (RFS) und soll es ermöglichen, online und unbemerkt auf die Computer verdächtiger Personen zuzugreifen und deren Daten zu durchforsten. Das ist an sich nichts neues, denn Software, um unbemerkt die Inhalte fremder Computer auszulesen, gibt es beispielsweise mit Back Orifice oder Optix Pro schon zur Genüge. Entsprechend spricht denn das deutsche Bundesinnenministerium auch lieber von einem technischen Mittel zur Datenerhebung als von einer Spionage-Software. Zweck des ganzen ist es, frühzeitig Kenntnis über die Pläne von mutmasslichen (organisierten) Kriminellen – und dazu zählen insbesondere Terroristen, neuerdings aber auch Mafiosi – zu erhalten, um diese rechtzeitig durchkreuzen zu können. Krankheitsberichte, Tagebücher oder auch Liebesbriefe, so das Bundesinnenministerium in einer kürzlichen Stellungnahme, seien dabei von keinerlei Interesse – was einigermassen blauäugig erscheint, können doch gerade derartige Dokumente bisweilen besonders aufschlussreich sein…