Editorial

Google-Bombing: Mitten drin statt nur dabei

Einige Amerikaner haben einen Weg gefunden, wie sie ihre eigenen Webseiten im Google-Ranking pushen können.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/12

     

Google - hierüber besteht weitherum Einigkeit - Google ist die mit Abstand beste Suchmaschine. Google findet alles. Es sei denn natürlich, die gesuchten Seiten wurden gerade gesperrt. Das ist aber eine andere Geschichte und ausserdem Googles gutes Recht, schliesslich hat Microsoft dem Suchmaschinen-König oft genug gezeigt, wie man als Quasi-Monopolist Recht und Ordnung für sich selber auslegt.



Doch zurück zum Thema: Das Geheimnis hinter Googles Erfolg ist die PageRank-Technologie. Diese zählt, wieviele Links auf eine Seite verweisen. Je mehr das sind, desto höher wird die Relevanz dieser Seite gewertet. Dabei ist Google eine der ganz wenigen Suchmaschinen, die bisher ohne gesponsorte Plazierungen arbeitet.




Nun haben allerdings einige Amerikaner einen Weg gefunden, wie sie ihre eigenen Webseiten im Google-Ranking pushen können. "Google Bombing" nennt sich das, und grundsätzlich beruht der Mechanismus auf der wirklich originellen Idee, bei anderen Seiten und insbesondere auf Weblogs möglichst viele Links auf die eigene Site unterzubringen (vgl. Print-Ausgabe Seite 13).



Dieses Verhalten ist natürlich höchst verwerflich. Aber des einen Leid ist auch des anderen Freud. Während nun nämlich Google eher widerwillig versucht, diese zugegebenermassen ziemlich gesuchte Schwachstelle zu kitten, haben Forscher des NEC Research Institute einen neuen Suchalgorithmus entwickelt, der sich ausschliesslich um Links kümmert und Textinhalte komplett ignoriert. Wie die Entwickler behaupten, sei dieses Konzept weit besser als dasjenige von Google.



Gemäss einem Bericht von Spiegel Online stützt sich das Team um Gary Flake dabei auf die Tatsache, dass sich das Internet in thematische Bereiche gliedert, die von Communities gepflegt und erweitert werden. Diese "sozialen Gruppen" bleiben dabei weitgehend unter sich und verweisen kaum auf externe Webseiten.



Wenn man nun eine beliebige Webseite als Startpunkt für eine Suche nimmt, soll eine grosse Zahl von Websites schon dadurch ausgefiltert werden, weil sie schlicht nicht zur Community der "Mutterseite" gehören, was wiederum zu höchst relevanten Resultaten führen soll. Ist das besser als Google?



Bestimmt. Trifft nämlich die Annahme mit den Communities zu, wozu berechtigte Hoffnung besteht, dann kann man tatsächlich davon ausgehen, dass weniger Treffer bessere Infos liefern.



Das Problem liegt aber woanders. In der Praxis ist es eher unwahrscheinlich, dass sich nur eine Gruppe mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Wird nun von der Maschine automatisch nur eine dieser Gruppen durchsucht, könnte einem eine Menge relevanter Resultate aus einer anderen Community durch die Lappen gehen.



Ein Beispiel: Eine Gemeinschaft beschäftigt sich mit Nella Martinettis - sagen wir mal - musikalischem Schaffen. Wählt man nun für seine Suche einen Startpunkt in dieser Community, so erhält man zwar eine komplette Discographie, aber keine Treffer, die Bella Nellas zahlreiche jugendlichen Liebhaber betreffen.



Und - seien wir ehrlich - das wäre doch unendlich schade.




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