Windows Vista! Und jetzt?
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/02
Die Kühlschränke sind geleert, die Kater ausgeschlafen, und auch die rund 20’000 am 30. Januar auf dem Waisenhausplatz in Bern gestarteten Luftballons sind wohl mittlerweile zum grössten Teil abgestürzt. Die Launchparty ist vorbei, Windows Vista ist da. Jetzt wartet der Alltag.
Und im Alltag muss sich Windows Vista erst bewähren. Zwar gab es laut Microsoft noch nie in der Betriebssystem-Geschichte eine derart lange und umfangreiche Beta-Phase. Und noch nie wurden vor dem Launch bereits derart viele Bugs gefixt. Das mag sein. Aber da erinnert man sich doch gerne an all diejenigen, die seit Jahren mutmassen, dass Microsoft bisher eigentlich nur Beta-Versionen verkauft hat und diese nachträglich mit Bug-Fixes und Service-Packs fertigstellte. Kann es sein, dass Vista erstmals das ist, was der Käufer eigentlich schon immer hätte erwarten dürfen – nämlich ein fertiges, getestetes Stück Software?
Wie dem auch sei: Dem jüngsten Microsoft-Baby bläst zu seiner Geburt ein kalter Wind entgegen. Nicht nur, dass sich Umfragen zufolge viele Anwender schlicht nicht für Vista interessieren. Nun kommt – wie bei einem neuen Microsoft-Betriebssystem nicht anders zu erwarten – auch die hohe Zeit der Stänkerer. Die Liste der bereits entdeckten echten und vermeintlichen Mängel ist schon jetzt schier endlos: Die neue Aero-Oberfläche sei zwar cool, monieren die einen, aber eigentlich ein alter Hut – wer einen Mac besitze, kenne sie schon seit Jahren. Die zahlreichen Sicherheitsmassnahmen ernten zwar ebenfalls Beifall, seien aber doch bei weitem nicht genügend, wie verschiedene Anbieter von Security-Software nicht
ganz uneigennützig anmerken. Power-User stöhnen, weil sie ein Vista-Update nur über eine vorhandene XP-Installation aufsetzen können, Firmen-Administratoren klönen über die mühsame Verteilung der Lizenzen und Aktivierungscodes, und die ganze Welt lacht, weil Microsoft über die automatische Update-Funktion bereits am Launch-Tag neun Updates verteilte, wovon drei erst noch als «wichtig» eingestuft waren.
Microsoft wehrt sich nach Kräften und gibt sich betont optimistisch. Für die Redmonder ist es natürlich immens wichtig, den ewigen Verspätungen nicht noch eine weitere Blamage hinzuzufügen. Ob Vista deswegen tatsächlich den erhofften fulminanten Start hinlegen wird? Only time will tell. Doch mittel-
fristig wird an Vista eh kein Weg vorbeiführen, auf Bürorechnern nicht und auf Privat-PCs schon gar nicht.