Editorial

In der Ruhe liegt die Kraft

Vielleicht wäre es für die IT-Branche gar nicht schlecht, wenn sie sich ab und zu auf die wirklich wichtigen Dinge besänne. Und zwischendurch ein wenig Ruhe einkehrte...

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/44

     

Hektik gebiert selten etwas Gutes. Und tatsächlich: Hektik prägte das IT-Jahr 2001, mit bekannten Resultaten. Sinkende Absatzzahlen in der PC-Branche. Katzenjammer in der New Economy. Orientierungslose Neuorientierung. Und als Allheilmittel: Massenentlassungen allüberall.



Hurrikanartig fegten die schlechten Nachrichten im Jahr 2001 über uns hinweg. Stets gefährlichere Viren und Trojaner folgen sich im Monatstakt. Millionen-schwere Übernahmen finden bei Macromedia, Maxtor und HP statt oder werden zumindest angekündigt. Skandale beim WEF, bei Microsoft und nochmals bei Microsoft erschüttern noch den letzten Rest Glauben in die Sicherheit des Web. Callino, Paynet, Swisskey, Vobis, SET und der "Internet Standard" verabschieden sich definitiv vom Markt.




Hektisch kann es dagegen nicht gewesen sein, damals vor zehn Jahren, als Tim Berners-Lee am 18. Dezember auf der Hypertext 91 den staunenden Amerikanern das Web erstmals vorstellte. Keine Rede war seinerzeit von bunten Bildchen, flashigen Animationen, Hintergrundsounds und allem, was heutzutage ausserdem des Surfers Herz erfreut. Statt dessen freute man sich über die wahrlich erstaunlichen 100 Hits, die das am CERN in Genf entwickelte und in Europa schon seit einiger Zeit laufende Web täglich generierte.



Wer hätte damals gedacht, dass sich dieses laue Lüftchen dereinst zum Hurrikan entwickeln würde? War damals von E-Commerce die Rede? Hatte man eine Ahnung, wozu diese wenigen, mit Hyperlinks verknüpften Seiten jemals fähig sein würden?



Kaum. Es hat vier Jahre gedauert, bis die Wirtschaft das Web für sich entdeckte. Und noch einmal ein, zwei Jahre gingen ins Land, bis die Firmen ihre Sites entwickelt hatten. Diese allerdings schlugen ein. Hurrikanartig.



Nun hat allerdings selbst ein Hurrikan etwas Gutes, und sei er auch ein noch so gewaltiger. Denn im Auge des Hurrikans herrscht Ruhe. Und in der Ruhe liegt die Kraft.
Vielleicht wäre es für die IT-Branche gar nicht schlecht, wenn sie sich ab und zu auf die wirklich wichtigen Dinge besänne. Und zwischendurch ein wenig Ruhe einkehrte...


In eigener Sache

Sie erinnern sich: In meinem letzten Editorial habe ich über eine Firma berichtet, die sich den göttlichen Kampf gegen Raubkopierer auf die Fahnen geschrieben hat. Dabei ist mir allerdings ein dummer Fehler unterlaufen: Selbstverständlich hat Gott den Menschen am sechsten Tag erschaffen und nicht am siebten. Der siebte Tag nämlich ist dem gewidmet, was Gott und die Menschheit von Zeit zu Zeit tun sollten: Ruhen.



Genau das wird die InfoWeek-Redaktion in den nächsten Wochen tun.




Ich wünsche Ihnen gesegnete Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie uns gewogen.



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