Hochtalentierte Server-Appliance

Die Turbo Station TS-101 von Qnap vereint nicht weniger als neun Serverfunktionen in ihrem kleinen, lüfterlosen Alu-Gehäuse.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/09

     

Die heute notwendige IT führt für kleinere Unternehmen schnell zum Overkill: Web-, FTP- und File-Server, Backuplösungen… Die IT-Landschaft wuchert, die Verwaltung wird zunehmend komplexer und hält die Kleinfirma von ihrer eigentlichen Arbeit ab. Wäre es da nicht schön, wenn all die Dienste in einer einzigen Box integriert und einfach zu verwalten wären? Genau das hat sich der taiwanesische Hersteller Qnap gedacht und die Turbo Station TS-101 kreiert. Diese wird als 9-in-1-NAS-Server angepriesen und bringt alle häufig benötigten Server mit.






Das Gerät kommt in einem schmucken Aluminiumgehäuse mit dem Formfaktor einer grossen mobilen Festplatte. Auf einen Lüfter haben die Entwickler verzichtet, um die Geräuschentwicklung möglichst gering zu halten. In der Tat hört man von der Turbo Station im laufenden Betrieb höchstens das Festplattengeräusch, das vom Lüfter des PCs aber locker übertönt wird.
An der Gehäusefront finden sich der Ein/Ausschalt-Button, ein Knopf für «One-Touch»-Kopien ab einem per USB angeschlossenen Gerät, der zugehörige USB-2.0-Port sowie fünf durch verschiedenfarbige LEDs beleuchtete Statusanzeigen (Status, HDD, eSATA, LAN, Power). Auf der Rückseite befinden sich zwei weitere USB-Anschlüsse (für Drukker oder USB-Drives), ein Interface für ein externes SATA-Laufwerk, der Stromanschluss sowie ein Gigabit-Ethernet-Port. Ausserdem ist ein Kensington K-Lock Security-Slot integriert, der zuverlässig verhindern soll, dass das mobile Gerät zu schnell Beine bekommt.


Festplatte nicht enthalten

Bevor die Turbo Station TS-101 überhaupt ans Netz angeschlossen werden kann, muss sie mit einer passenden Festplatte ausgerüstet werden. Dieser Vorgang ist in drei Schritten erledigt und geht ohne Probleme über die Bühne. Laut einer auf der Website des Herstellers veröffentlichten Kompatibilitätsliste werden derzeit rund zwanzig verschiedene Modelle von Hitachi, Maxtor, Seagate und Western Digital mit Kapazitäten zwischen 120 und 500 GB unterstützt.






Ist die Festplatte erst einmal eingebaut, kann sie initialisiert und die Turbo Station konfiguriert werden. Dazu liefert Qnap einen Schnell-Installationsassistenten mit, der durch die ersten Schritte führt. Danach ist das Gerät grundsätzlich einsatzbereit: Ein erster Netzwerkshare ist eingerichtet und für alle Anwender freigegeben, und einige der Server laufen bereits. Bevor alle Features der Turbo Station genutzt werden können, sind allerdings noch einige Konfigurationsarbeiten im browserbasierten Administrationsinterface nötig. So gilt es etwa, weitere Server einzuschalten oder nichtbenötigte Dienste zu deaktiveren. Ausserdem müssen Nutzer eingerichtet und mit Berechtigungen versehen werden.


Neun Server

Insgesamt bringt die Turbo Station TS-101 neun vorkonfigurierte Serveranwendungen mit, die sich über die Weboberfläche ein- und ausschalten lassen. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Anwendungen, die mit dem Qnap-Gerät abgedeckt werden:


• Datei-Server: Unterstützt den Zugriff auf zentral gespeicherte Dokumente sowohl für PCs als auch Macs. Über die Konfiguration von Anwendern und deren Berechtigungen lässt sich granular steuern, wer überhaupt auf welche Daten zugreifen darf, und ob Schreib- oder bloss Leserechte gegeben werden.


• Drucker-Server: Stellt einen angeschlossenen USB-Drucker allen Anwendern im Netz zur Verfügung. Eine weitere Konfiguration ist dafür laut Handbuch nicht nötig (und im Webinterface auch nicht möglich). Unsere Versuche mit zwei verschiedenen Tintenstrahldruckern wurden allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Zwar erkannte die Turbo Station die Drucker korrekt, vermochte sie aber unserer Test-Maschine unter Windows XP SP2 nicht als Netzwerkdrucker zur Verfügung zu stellen. Ironischerweise konnte dagegen auf den im einen Drucker integrierten Kartenleser durchaus zugegriffen werden.


• Web-Server: In Zeiten des dynamischen Web kann Qnap mit dem integrierten Web-Server keinen Staat mehr machen. Dieser unterstützt bloss statische Webseiten, eine Erweiterung um eine Datenbank und Middleware ist nicht vorgesehen. Zwar ist das Feature durchaus geeignet, um eine rudimentäre Webseite einzurichten, in der Praxis benötigen aber selbst kleinste Firmen (von Heimanwendern ganz abgesehen) mehr Möglichkeiten. Vielleicht liesse sich in einer künftigen Version ein einfaches Open-Source-CMS integrieren?


• FTP-Server: Erlaubt den Zugriff auf sämtliche freigegebenen Verzeichnisse auf der Qnap-Station. Über die Nutzerlisten und deren Berechtigungen lassen sich die Zugriffsmöglichkeiten flexibel steuern.


• Backup-Server: Mit dem mitgelieferten Backup-Utility NetBak Replicator verwandelt sich die Turbo Station in eine Backup-Appliance. Diese lässt sich sowohl lokal als auch über das Internet nutzen – interessant für mobile Anwender. Die Software-Lösung bietet dabei alles, was für ein bequemes Backup nötig ist: Geplante Backupfenster sind ebenso möglich wie die Auswahl von Dateien und Ordner; sogar ein Dateifilter ist integriert.
Die Turbo Station selber lässt sich ebenfalls sichern, beispielsweise auf eine SAN-Appliance von Qnap. Noch interessanter für KMU ist aber die Möglichkeit, mit einer zweiten Turbo Station oder einer anderen mobilen (SATA-)Festplatte einen RAID1-Mirror aufzubauen.


• Disaster Recovery: Zusammen mit dem Backup-Service auf einer zweiten TS-101 dient die Turbo Station auch für das Disaster Recovery. Hierfür bietet das Gerät einen speziellen Block-Level-Transfermodus und automatische Datenkompression, was im Vergleich zu einer normalen Übertragung bis zu zwei Drittel der Zeit sparen soll. Mangels einer zweiten TS-101-Station konnten wir dieses Feature nicht testen.


• Mirror-Station: Ebenfalls im Zusammenhang mit der Backup-Funktion steht der Mirror-Service. Die Turbo Station TS-101 unterstützt als bisher einzige externe Festplatte die RAID1-Technologie. Sind die Daten erst auf einer externen USB- oder SATA-Festplatte gespeichert, genügt es, diese an die Turbo Station anzuschliessen, worauf Änderungen automatisch gesichert werden. Für die Datenwiederherstellung genügt es wiederum, die externe Festplatte anzuschliessen und in der Webadministration die entsprechende Schaltfläche auszuwählen, worauf sämtliche Daten auf der Turbo Station mit den gesicherten Daten überschrieben werden.


• Download-Station: Eher für Poweruser im Heimbereich ist diese Funktion interessant. Die Download-Station unterstützt P2P-Downloads per BitTorrent – Downloads können am PC gestartet und dann auf die TS-101 verschoben werden. Diese saugt die Files unabhängig vom PC ab und lässt dabei volle Kontrolle über ihre Funktionen zu. So lassen sich etwa Download-Aufträge hinzufügen, priorisieren oder löschen.


• Multimedia-Station: Nicht zuletzt bietet sich die Turbo Station auch als Multimedia-Server an, über den auf einfache Weise Bilder, Sounds und anderes veröffentlicht werden können. Über das Web-Interface lässt sich allerdings bloss jeweils eine Datei auf den Server heraufladen, was bei vielen Daten eher umständlich ist. Einfacher geht es per FTP – und die HTTP-Schnittstelle lässt sich für künftige Releases wohl verbessern.


Verbesserungspotential vorhanden

Insgesamt bietet die Turbo Station TS-101 eine Menge praktischer Features – positiv hervorzuheben sind beispielsweise auch die Benachrichtigungsfunktionen für den Administrator, der «One-Touch»-Copy-Button und die hohe Geschwindigkeit, mit der die Server-Appliance arbeitet. Auch wenn an einigen Stellen wie dem Web-Server oder der Multimedia-Station durchaus noch ein Verbesserungspotential vorhanden ist, so bietet das Qnap-Gerät einem KMU oder Power-Anwendern im Heimnetzwerk doch zahlreiche Möglichkeiten zu einem vergleichsweise günstigen Preis.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER