Wirkungsloses Effizienzgebaren
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/02
Der Abgang von Jens Alder oder besser die Art und Weise, wie dieser provoziert wurde, zeigt einen neuen Führungsstil beim Bund. Ein Führungsstil, mit dem sich nun auch die IT, zumindest diejenige des Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), auseinandersetzen muss. Bundesrat Blocher trimmt sein Departement mit Methoden, die in der Wirtschaft gang und gäbe sind, auf Effizienz, und das mit beachtlichem Erfolg, wie aussenstehende Beobachter einstimmig berichten. In der IT scheint er dabei besonders mit einem eisernen Besen zu kehren. Schliesslich hat er den Ruf, der Informatik grundsätzlich
skeptisch gegenüberzustehen.
Endlich, ist man als Steuerzahler versucht zu sagen. Es stellt sich allerdings die Frage, wie nachhaltig ein solcher Führungsstil im Bundesumfeld überhaupt sein kann. Denn schliesslich steht Blocher dem EJPD nicht bis in alle Ewigkeit vor. Irgendwann wird ein Nachfolger gewählt, und dieser pflegt dann vielleicht einen Laissez-faire-Führungsstil. Einen Stil wie heutzutage beispielsweise Hans Rudolf Merz, der beim BIT (Bundesamt für Informatik und Telekommunikation) offensichtliche Führungsprobleme seit Jahren schlicht ignoriert. So gesehen ist Blochers eiserne Hand unter dem Strich nichts als ein machohaftes und wirkungsloses Chefgebaren. Denn wollte er langfristig etwas erreichen und nicht nur sich selber profilieren, müsste er mit seinen Informatikleitern den Dialog suchen, so dass für diese Effizenz zu ihrem eigenen Ziel wird.
Blocher macht aber genau das Gegenteil. Er orientiert sich auch im Stil an den Grossbanken. Wie dort mit harten Bandagen um Macht gerungen und Entscheide durchgesetzt werden, kann man sich derzeit einigermassen realitätsnah im Kinofilm «Grounding» zu Gemüte führen. Auf ähnlich despektierliche Art musste vor kurzem auch Blochers IT-Chef aus der «Sonntagszeitung» vom Entscheid zur Auslagerung der Büroautomation erfahren. Das Beispiel Alder scheint exemplarisch zu sein.