Bundesstrategen, versenkt diese Flanke!
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/20
Wenn es die Oberen nicht auf die Reihe kriegen, können es vielleicht die Angestellten richten. Jahrelang herrschte in der Schweiz in Sachen PKI (Public Key Infrastructure) allgemeine Ratlosigkeit. Das Fehlen einer nationalen Infrastruktur für die digitale Signatur gilt als einer der Hauptgründe für den Stillstand beim E-Government. Aber auch den mittelständischen Unternehmen, die nicht wie Grosskonzerne einfach eigene Strukturen aus dem Boden stampfen können, fehlte mit der PKI die Grundlage für eine einfache und vor allem standardisierte, elektronische Geschäftsabwicklung mit Partnern und Kunden.
Die zuständigen Bundesstellen, Strategieorgane und E-Helvetia-
Initiativen reagierten bislang mit einem Achselzucken auf die Frage, wie und wann es mit der digitalen Signatur in der Schweiz endlich vorwärts gehe. Denn zwei Dinge galten für sie als gesetzt: Die
sparwütige Politik ist nicht bereit, den Infrastrukturaufbau mit finanziellen Mitteln anzustossen, und
ohne viel Geld kann man keine angemessene Projektorganisation aufbauen.
Dass es auch ohne geldverschlingenden Organisationswasserkopf geht, zeigen jetzt findige Mitarbeiter des Seco (siehe Seite 9). Im wesentlichen haben sie nichts anderes gemacht, als laufende Projekte intelligent zu bündeln, so dass alle Beteiligten einen Mehrwert aus der Zusammenarbeit ziehen können, ohne dass ihr Aufwand übermässig steigt. So hat das Seco zusammen mit der Suva, den Ausgleichskassen und den Steuerämtern ein Paket geschnürt, das die kritische Masse erreicht, bei der eine Verknüpfung mit der digitalen Signatur Sinn macht. Bleibt zu hoffen, dass die Verwaltungshierarchie die sauber geschnittene Flanke ihrer engagierten Mitarbeiter nicht einfach wohlwollend beklatscht, sondern merkt, dass es nun an ihr ist, in die Hosen zu steigen und den Ball mit den nötigen Reorganisationen der verwaltungsinternen Abläufe im Tor zu versenken.
Daniel Meierhans, Chefredaktor
dmeierhans@compress.ch