BMC sucht Anschluss ans Management
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/20
Derzeit herrscht aufgeregte Aktivität im Infrastrukturbereich. Während grosse Hersteller wie SAP, Sun Microsystems, Oracle oder auch Microsoft von allen Seiten in die immer zentraler werdende, bisher von IBM, HP und CA dominierte Software-Domäne eindringen, versuchen sich die mittleren Spezial-Anbieter für die bevorstehende Konsolidierung zu rüsten.
Der System-Management-Spezialist BMC Software hat in den vergangenen Monaten Teile zugekauft und andere abgestossen, mit dem Ziel, seine Mainframe-Tools ans Unternehmensmanagement anzuschliessen und seine Ressourcen in durchgehenden Lösungen zu bündeln. Mit einem Werkzeug zur zentralen Verwaltung heterogener Datenbankumgebungen sowie graphischen Oberflächen für Mainframe-Tools soll zudem eine technische Führungsrolle unterstrichen werden.
Die Einbindung von DB2 für Mainframes macht die webbasierte Verwaltungskonsole Smart DBA laut BMCs Europa-Chef fürs Enterprise Data Management, Jonathan Priestly, revolutionär. Von ihr aus können jetzt sowohl DB2-Mainframe-Datenbanken wie auch verteilte Oracle-, Sybase-, Microsoft SQL- und DB2-Systeme zentral überwacht und gesteuert werden. Damit werde die Administration der immer komplexer werdenden Datenbankumgebungen massiv vereinfacht, so Priestly. Heute seien Rechenzentren mit drei bis vier heterogenen Plattformen keine Seltenheit, auf denen je zwei bis drei unterschiedliche Engines laufen, wobei die Installationen wiederum auf mehreren Systemlevels implementiert sind. Eine integrierte Datenverwaltung spart deshalb Personal und damit Geld.
Die grafische Benutzeroberfläche der Konsole, die BMC auch schon anderen Mainframe-Werkzeugen angedeihen liess, erleichtert darüber hinaus den Einsatz von Unix-Personal im Mainframe-Umfeld. Dies wird je länger desto wichtiger, da Spezialisten für die IBM-Grossrechner immer schwieriger zu finden sind.
Aber BMC versucht nicht mehr nur die Techniker in den Rechenzentren von seinen Qualitäten zu überzeugen. Durch den Kauf des Asset-Management-Spezialisten Remedy und von Reporting- und Priorisierungs-Fähigkeiten durch den belgischen Tivoli-Abkömmling IT Masters sollen künftig Alarmmeldungen bis auf den Desktop des Unternehmens-Managements gelangen. In der anderen Richtung kann dadurch das Business der Technik beispielsweise Prioritäten bei der Behebung von Problemen auf Grund der Wichtigkeit eines bestimmten Datenbankservers für die Geschäftsprozesse vorgeben.
Der gegenwärtige Totalumbau bei den Texanern, dem bis anhin rund 1000 Mitarbeiter zum Opfer gefallen sind, soll das Unternehmen in Richtung Business Service Management (BSM) ummodeln. Unter anderem werden - zum Teil mit Hilfe von Partnern wie Accenture, EMC, Symantec, Dell oder Siebel - die früher rund 750 Einzelprodukte in wenigen Lösungen zusammengefasst. Im Rahmen dieses Umbaus wurde im vergangenen Sommer auch die Speicherverwaltung für offene Umgebungen an EMC verkauft.
Die Zukunft wird zeigen, ob sich BMC so zwischen den IT-Elefanten behaupten kann. Laut den Analysten der Investment-Bank Pacific Growth Equities geschäftet die Firma zumindest in einem lukrativen Umfeld. Der Umsatz mit Monitoring- und Tuning-Tools soll von 3,1 Milliarden im letzten Jahr auf 4,7 Milliarden Dollar im Jahr 2007 anwachsen.