VoIP und Videoconferencing wachsen zusammen

Obwohl Lösungen für Videokonferenzen seit über zehn Jahren am Markt sind, konnte die Technologie bis anhin nie richtig abheben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/16

     

Obwohl Lösungen für Videokonferenzen seit über zehn Jahren am Markt sind, konnte die Technologie bis anhin nie richtig abheben. Der Anfang Monat von der ITU (International Telecommunications Union) verabschiedete Standard H.350 soll dem bereits angestaubten Kommunikationsverfahren jetzt zu neuem Schub verhelfen.
H.350 basiert auf LDAP (Lightweight Directory Access Protocol), das für den Zugriff auf Netzwerk-Verzeichnisdienste eingesetzt wird, und sieht vor, Verzeichnisse von VoIP- und Video-Endpunkten zu zentralisieren und zu integrieren. Kommunikationsdaten wie VoIP- und Videoconferencing-Adressen oder Aliases, wie sie zur Zeit in Protokollen wie SIP, H.323 oder H.320 definiert werden, sollen künftig in zentralen Endpoint Directories abgelegt werden. Anwendern wird es damit möglich sein, die betreffenden Endgeräte einfacher zu finden und sich damit zu verbinden.


Grenzenlos

Mit H.350 soll es damit erstmals möglich sein, Equipment unterschiedlichster Provenienz zur Zusammenarbeit bringen zu können. Zur Zeit arbeiten die Hersteller meist mit proprietären Verzeichnissen, wodurch die Endanwender in den meisten Fällen nur über Umwege in der Lage sind, mit "fremden" Geräten in Verbindung zu treten.
Das H.350-Protokoll bringt aber auch auf Administrationsseite Vorteile. Da alle Daten über End-Points und Anwender zentral vorliegen, könnten sich Internettelefonie und Videoconferencing bald so einfach gestalten wie Instant Messaging: Sobald ein Anwender sich an einem Client einloggt, werden automatisch seine persönlichen Einstellungen inklusive Kontaktlisten geladen, die allesamt auf einem LDAP-Server vorliegen. Gleichzeitig würden so auch die Berechtigungen oder die vorgegebene Bandbreite vom Server definiert.





Die SIP-Alternative

Ungeachtet des neuen Standards wollen Ende Monat diverse Anbieter zeigen, dass Hersteller-übergreifende VoIP- und Video-Kommunikation auch auf Basis der bereits etablierten SIP-Spezifikationen (Session Initiation Protocol) möglich ist. An der Voice-on-the-Net-Konferenz, die ab dem 22. September in Boston über die Bühne geht, planen rund 20 Hersteller von SIP-gestützten Kommunikationslösungen, die Interoperabilität ihrer VoIP- und Videokonferenzprodukte unter Beweis zu stellen.



Auch bei Microsoft nehmen die SIP-Spezifikationen eine zentrale Rolle ein. Der Redmonder Konzern setzt vornehmlich bei den Groupware- und Collaboration-Funktionen auf das Protokoll. Ganz auf SIP getrimmt ist schliesslich auch der auf den Spätherbst angekündigte Live Communication Server 2003, der die Konferenzen zwischen SIP-Clients verwalten soll. Auch die Marktauguren von IDC bescheinigen Microsoft künftig eine führende Rolle im VoIP- und Videokonferenz-Bereich. Immerhin wird seit dem Launch von Windows XP jeder Windows-Rechner mit dem Windows Messenger bestückt, der seinerseits von SIP regen Gebrauch macht.




Würde sich der SIP-Ansatz herstellerübergreifend durchsetzen, stünde mit jedem Windows-Rechner somit ein günstiges VoIP- und Videokonferenz-taugliches Endgerät zur Verfügung. Verständlich, dass traditionelle Telefonieausrüster wie Alcatel oder Nortel sich jetzt um eine Zusammenarbeit mit dem Softwareriesen bemühen.



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