Editorial

ISDN ist toll, hat beim Surfen aber (bald) ausgedient

In den Schweizer Internetzugangsmarkt ist endlich Bewegung gekommen. Download-Raten von 512 kbps sind bei der Cablecom für monatlich 80 Franken verfügbar, und auch die jüngsten ADSL-Angebote bieten ein ähnliches Preis/Leistungsverhältnis.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/04

     

In den Schweizer Internetzugangsmarkt ist endlich Bewegung gekommen. Download-Raten von 512 kbps sind bei der Cablecom für monatlich 80 Franken verfügbar, und auch die jüngsten ADSL-Angebote bieten ein ähnliches Preis/Leistungsverhältnis, wobei gerade in diesem Bereich der Preiskampf noch längst nicht ausgetragen ist.



Angesichts dieser superschnellen und erst noch kostengünstigen Zugangslösungen fragt man sich, weshalb sich ISDN nach wie vor so grosser Beliebtheit erfreut. Die Antwort auf diese Frage ist allerdings ebenso simpel wie einleuchtend: Weil die neuen Hochgeschwindigkeitszugänge vorderhand nur in den grossen Agglomerationen zur Verfügung stehen.


Abzocken bei ISDN-Surfern

Denn eines ist sicher: Wenn der Internetzugang täglich genutzt wird, rechnet sich ISDN nicht. Folgende Kalkulation unterstreicht meine Behauptung: Für eine ISDN-Verbindung bezahlen Sie während den Business-Zeiten je nach Anbieter zwischen 2.70 und 4 Franken pro Stunde. Man rechne: KMU, die wöchentlich gerade einmal 5 Stunden online sind, lassen bei der Swisscom genau so viel liegen, wie ein Cablecom-Abonnent für eine Daueranbindung inklusive Modemmiete bezahlt, dabei aber acht Mal (!) schneller durchs Web surft. Dazu kommt ein weiterer Aspekt, der oft ausser acht gelassen wird: Wer mit ISDN für eine Recherche rund eine halbe Stunde einsetzen muss, hat den Job mit einem High-Speed-Account in mindestens der Hälfte der Zeit erledigt.



Die Swisscom ist sich dieser Entwicklung natürlich voll und ganz bewusst und beschränkt vorläufig bei den für die ADSL-Anbieter konzipierten Hole-Sale-Paketen die maximale Transferrate auf 512 Mbps, obwohl Durchsätze bis 2 Mbps möglich wären. Dass dies gerade deshalb der Fall sei, weil man das eigene ISDN-Angebot nicht unnötig konkurrenzieren wolle, gab Swisscom-Sprecher Sepp Huber gegenüber InfoWeek unlängst unumwunden zu. Die Cash-Cow ISDN soll ihren Dienst so lange wie möglich noch verrichten.





Telefonieren ja, surfen nein

Doch verstehen Sie mich nicht falsch: ISDN ist eine tolle Sache. Angefangen bei der Nummernerkennung über die zusätzlichen Amtslinien bis hin zu Zusatzfunktionen wie Anklopfen oder Makeln hat ein ISDN-Anschluss deutlich mehr zu bieten als das analoge Pendant. Insbesondere seit die Swisscom im Sommer 1998 die Light-Variante eingeführt hat, lohnt es sich, auf ISDN zu setzen. Mit Grundgebühren von 40 Franken pro Monat für die Light-Version liegen die Kosten nur noch unwesentlich über den 25 Franken, die für den analogen Anschluss berappt werden müssen. Doch Telefonieren ist eine Sache, Internetsurfen eine andere.





Zukunftsmusik auf dem Land

Vorderhand hat ISDN aber nach wie vor seine Berechtigung. Denn unzähligen KMU wie auch privaten Internetnutzern stehen die neuesten High-Speed-Zugänge nicht zur Verfügung, und dies wird insbesondere in ländlichen Gegenden mit grosser Wahrscheinlichkeit auch noch ein, vielleicht auch zwei Jahre so bleiben. Wer Wert auf höhere Transferraten legt, als sie mit analogen Modems realisiert werden können, dem bleibt ein ISDN-Account als einzige Alternative. InfoWeek präsentiert in dieser Ausgabe eine grosse Kaufberatung zu den aktuellen ISDN-Adapter-Lösungen (Seite 18).




Die angestammten Hersteller von ISDN-Adaptern haben im übrigen die aufgezeigte Entwicklung schon seit längerem erkannt und haben ihr Produktportfolio mit xDSL-Modems ergänzt. Immerhin wollen Zyxel und Konsorten auch in den nächsten Jahren ein Wort mitreden.



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