Wenn schon, dann richtig bewerben
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/03
Beim Sichten von Bewerbungsunterlagen kommen die meisten Personalchefs nicht darum herum, hin und wieder in schallendes Gelächter auszubrechen. Anlass dazu gibt's zuhauf. Da finden sich Bewerber, die im Lebenslauf Jahr für Jahr angeben, bei welchen Unternehmen sie angestellt waren und für die letzten fünf Jahre vermerken: "Keine besonderen Vorkommnisse". Ein weiteres Beispiel aus dem wirklichen Leben ist der Fall, in dem die Mutter der Stellensuchenden die Bewerbung gleich selbst verfasste, und abschliessend erklärte: "Leider kann meine Tochter diese Bewerbung nicht selber schreiben, weil sie gerade in einen Autounfall verwickelt ist, an dem sie aber keine Schuld trägt."
Unzählige Personalchefs können davon ein Lied singen, dass trotz detailliertesten Stellenprofilen immer wieder Stellensuchende Unterlagen einreichen, die den Anforderungen nicht annähernd entsprechen.
Wie eine deutsche Studie ergab, standen bei abgelehnten Bewerbungen im IT-Bereich die fehlenden Qualifikationen an erster Stelle: Rund zwei Drittel sämtlicher Bewerbungen entsprachen dem ausgeschriebenen Profil nicht. An zweiter Stelle stand mit knapp 40 Prozent die fehlende Sozialkompetenz. Wie die Erhebung weiter zeigt, mussten in unserem nördlichen Nachbarland trotz zahlreichen Bewerbungseingängen jede zweite Stelle, bevor sie besetzt werden konnte, ein zweites Mal ausgeschrieben werden, und nach Ablauf eines halben Jahres wurde für jede vierte Stelle immer noch kein geeigneter Mitarbeiter gefunden.
Obwohl der Stellenmarkt im IT-Umfeld als ausgetrocknet gilt, darf dies nicht dazu verleiten, dem Verfassen und Zusammenstellen der geforderten Bewerbungsunterlagen nicht die nötige Sorgfalt zukommen zu lassen. Die wichtigsten Tips haben wir im gegenüberliegenden Kasten zusammengestellt.
Im Internetzeitalter ist es mittlerweile gang und gäbe, Bewerbungen auch per E-Mail einzureichen. Wenn es sich beim ausschreibenden Unternehmen allerdings nicht um eine explizite E-Firma handelt, läuft man hier Gefahr, dass auf die eingereichten Unterlagen nicht einmal geantwortet wird.
Eine Untersuchung der deutschen Axis Personalberatung kam im vergangenen Jahr zum Schluss, dass auf eine per Mail eingereichte Bewerbung in rund 30 Prozent der Fälle keine Reaktion erfolgt.
Darüber hinaus sind sich viele Stellensuchende der Tatsache nicht bewusst, dass Mail-Client nicht gleich Mail-Client ist. Was auf dem heimischen Bildschirm noch allen Regeln der Gestaltung entspricht, erweist sich beim Empfänger als Zeichen-Tohuwabohu, das rein optisch kaum anspricht. Achten Sie auch darauf, dass Sie angehängte Dateien nicht mehrere Megabytes gross sind. Gerade bei kleineren Unternehmen, die über einen Dial-up-Account verfügen, erzeugen Sie damit Missmut.
Die meisten Personalverantwortlichen ziehen nach wie vor die gute alte Bewerbungsmappe, die konventionell per Post versandt wird, den elektronischen Unterlagen vor. Wenn Sie über eine E-Mail-Adresse verfügen, ist diese dagegen auf jeden Fall in den Unterlagen anzuführen.
Im Internet finden sich immer mehr Tools, die beim Verfassen von Bewerbungen zur Seite stehen wollen. Teils handelt es sich um kleine Shareware-Tools wie etwa den BewerbungsGenerator oder um kommerzielle Werkzeuge wie Job Promoter, die eine Bewerbung meist aus vorgefertigten Textblöcken zusammensetzen. Hier gilt nur eins: Finger weg! Kaum ein Personalchef würde sich ernsthaft mit derartigen Bewerbungsunterlagen auseinandersetzen.