Die Indien-Connection

Programmierer aus Indien und Pakistan füllen die Lücken in Duitzenden von Schweizer IT-Unternehmen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/34

     

Sie sind hervorragend ausgebildet, fleissig und integrieren sich ohne grössere Probleme. Fachkräfte aus Indien oder Pakistan besetzen heute in Dutzenden Schweizer IT-Unternehmen wichtige Positionen. Tatsächlich greifen angesichts der fast schon aussichtslosen Lage auf dem heimischen IT-Arbeitsmarkt immer mehr Firmen auf Arbeitskräfte aus dem südasiatischen Raum zurück.



In Europa ist dieser Know-how-Import erst langsam angelaufen. Schätzungsweise fünf- bis sechshundert IT-Fachleute aus Indien und Pakistan arbeiten zur Zeit auf unserem Kontinent; der Grossteil davon in Grossbritannien. Was die Schweiz anbelangt, wird die Zahl auf 70 bis 100 südasiatische Programmierer geschätzt. Anders in den USA: Hier codieren bereits etwa 60'000 Inder für die IT-Industrie.


Top-Know-how aus dem Armenhaus

Dass gerade Indien und Pakistan die Herkunftsländer der Hightech-Profis sind, kommt nicht von ungefähr. Die IT-Branche in Indien boomt und jährlich werden 200'000 Arbeitsplätze geschaffen.



Die IT-Fachkräfte verdienen in ihrer Heimat zwar überdurchschnittlich, können aber allenfalls zur Mittelschicht gezählt werden. Ein Aufstieg in die Oberklasse der Spitzenverdiener ist kaum realisierbar und manche Programmierer zieht es deshalb in den Westen.




Trotz der zahlreichen IT-Professionals muss Indien aber nach wie vor zu den Entwicklungsländern gezählt werden. Jeder dritte Inder kann beispielsweise nicht lesen und auf 1000 Einwohner kommen gerade einmal 0,2 Internet- und 15 Telefonanschlüsse.



Für die Herkunftsländer Indien und Pakistan hat die Abwanderung von IT-Spezialisten denn auch fatale wirtschaftliche Folgen. Kein Land kann eine Know-how-Abwanderung über längere Zeit verkraften und man versucht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wie in den vergangenen Jahren aber festgestellt werden konnte, kehren viele Südasiaten nach einigen Jahren aus eigenem Antrieb wieder in ihre Heimat zurück, um das weiterentwickelte Know-how in die Praxis umzusetzen. Ausserdem senden viele einen Teil ihres Gehalts nach Hause, um die Familie und auch die Volkswirtschaft mit den Devisen generell zu unterstützen.




Vermittlung von IT-Fachkräften

Schweizer IT-Unternehmen, die mit dem Gedanken spielen, südasiatische Fackkräfte zu rekrutieren, sind im Normalfall auf Hilfe Dritter angewiesen. Hier springen Consulting-Unternehmen wie die Firma Marwas ein. Sie unterstützen IT-Betriebe, indem sie die nötigen Kontakte zu geeigneten südasiatischen Fachkräften vermitteln. Dazu Geschäftsführer Waseem Hussain: "Was wir von einem Kunden auf jeden Fall benötigen, ist ein verbindliches Anforderungsprofil. Wir suchen passende Kandidaten und legen dem Kunden dann entsprechende Dossiers vor. Diese verfassen wir aufgrund von aufwendigen Erkundigungen, die wir in Indien und Pakistan tätigen."




Die Kosten für eine Vermittlung entsprechen laut Hussain "branchenüblichen Konditionen". Über ein weitgespanntes Beziehungsnetz könne man den interessierten Unternehmen aber durchaus helfen, Spesenkosten zu sparen.



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER