Editorial

Warum die Mac-Plattform die Schulen dominiert

Kein anderer Hersteller ist an Schweizer Schulen dermassen erfolgreich wie Apple. Und wie die letzte Woche zu Ende gegangene Aus- und Weiterbildungsmesse WorldDidac in Zürich gezeigt hat, zeichnet sich kein Ende der Mac-Vorherrschaft im Schweizer Bildungswesen ab.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/16

     

Kein anderer Hersteller ist an Schweizer Schulen dermassen erfolgreich wie Apple. Die meisten Gemeindeschulen, Kantonsgymnasien wie auch Universitäten setzen seit Jahren auf die Mac-Plattform. Und wie die letzte Woche zu Ende gegangene Aus- und Weiterbildungsmesse WorldDidac in Zürich gezeigt hat, zeichnet sich kein Ende der Mac-Vorherrschaft im Schweizer Bildungswesen ab. Ganz im Gegenteil: Unzählige neue Entwicklungen für Schulen und Lehrinstitute setzen auf die Plattform mit dem Apfel im Logo.



Dafür, dass dem so ist, unternimmt Apple viel: Nicht nur, dass Macs an Schüler und Studenten billiger abgegeben werden, auch werden Events durchgeführt, die einzig und allein das Ziel haben, Apple-Rechner an den Schulen ins rechte Licht zu rücken.




Doch damit allein lässt sich der Erfolg noch nicht begründen. Die wohl wichtigsten Befürworter der Mac-Strategie sitzen an den Schulen selbst: die Lehrer. Anfang der Neunziger Jahre machten sie ihre ersten IT-Erfahrungen auf dem Mac, und die meisten davon sind der Plattform bis heute treu geblieben. Warum sollten sie auch umschulen und die Entwicklung eines Konkurrenzsystems mitverfolgen, wenn Sie ihre IT-Bedürfnisse problemlos mit dem Mac lösen können?



Genau diese Lehrergeneration ist der Motor von Apples PR-Maschine und ist im wesentlichen für die Durchdringung an den Schweizer Schulen verantwortlich: Sie sitzen in den einschlägigen Gremien, bestimmen die Plattform oder geben zumindest ihre Empfehlungen ab. Eigentlich müsste Apple jedem Lehrer zumindest alle zwei Jahre gratis und franko einen Mac ins Klassenzimmer stellen, als kleines Dankeschön sozusagen.



Doch erweist man den Schülern mit dem Pro-Mac-Entscheid nicht einen Bärendienst? Die Schüler machen ihre ersten IT-Erfahrungen auf einer Plattform, die in der realen Arbeitswelt nur ein Schattendasein fristet. Klar, eine Umschulung auf das Windows-Betriebssystem, das im Schweizer Business-Alltag auf 90 Prozent aller Arbeitsrechner seine Dienste verrichtet, stellt keine unüberwindbare Hürde dar. Dennoch hat die Frage ihre Berechtigung, weshalb an den eidgenössischen Schulen Know-how vermittelt wird, das im beruflichen Alltag, wenn's hoch kommt, nur in jedem zehnten Fall direkt eingesetzt werden kann.



Als Argument wird immer wieder ins Feld geführt, die Mac-Benutzeroberfläche sei halt besonders intuitiv zu bedienen. Dieser Einwand mag in der Vergangenheit durchaus seine Berechtigung gehabt haben, doch Windows hat gewaltig aufgeholt.



Ein weiterer Punkt sind die Kosten: Für das, was ein Mac kann, müssen in der Windows-Welt rund 30 Prozent weniger hingeblättert werden. Wenn der finanzielle Aspekt bei Schulen und Behörden keine Rolle spielen würde, würde dies ja kaum ins Gewicht fallen. Doch wir müssen uns jahrein, jahraus das Gejammer der Finanzverantwortlichen anhören.



Aus den genannten Gründen plädiere ich dafür, die Windows-Plattform zumindest ebenbürtig neben dem Mac an den Schweizer Lehrinstituten zu etablieren. Die Folgen wären tiefere Bildungskosten und eine praxisorientierte Wissensvermittlung.

(rd)


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