Editorial

Wen wundert's, dass Schweizer viel für IT ausgeben!

Kein Land gibt pro Kopf mehr Geld für Informations- und Telekommunikationstechnologie aus als die Schweiz. Zu diesem Resultat kommt eine Studie des deutschen Branchenverbandes Bitkom.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/07

     

Kein Land gibt pro Kopf mehr Geld für Informations- und Telekommunikationstechnologie aus als die Schweiz. Zu diesem Resultat kommt eine Studie des deutschen Branchenverbandes Bitkom. Gemäss der Erhebung soll im vergangenen Jahr jeder Schweizer im Durchschnitt 3242 Euro in Hardware, Software oder Services investiert haben. Selbst in den übermächtigen USA, die auf Platz 2 stehen, liegen diese Pro-Kopf-Ausgaben mit 2822 Euro immerhin um 13 Prozent tiefer.




Die Zahlen erstaunen; umso mehr, als in der selben Studie auch die Computer-Dichte in den einzelnen Ländern ermittelt wurde. Hier steht die Schweiz nämlich erst an fünfter Stelle mit 44 Rechnern pro 100 Einwohner. Zum Vergleich: In den Vereinigten Staaten verfügen von 100 Personen sage und schreibe 82 über einen PC, unter dem Strich sind somit also fast doppelt so viele Maschinen im Einsatz als bei uns.


Teures Pflaster

Die Zahlen lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Die Schweiz ist IT-mässig ein schweinisch teures Pflaster. Dies wird erst recht deutlich, wenn man die Zahlen auf einen einzelnen PC hinunterrechnet: In der Schweiz würde dann jeder PC-Besitzer rund 7300 Euro jährlich in die IT und Telekommunikation investieren, während der US-User gut 3400 Euro liegen lässt. Klar, diese "Milchbüechli"-Rechnung hinkt, zumal in der Studie auch Ausgaben für SMS-Meldungen, Telefonie und dergleichen erfasst wurden. Dennoch stehen diese Summen in einem krassen Gegensatz zu einander.



Die Zahlen lassen allerdings auch eine andere Interpretation zu: Angesichts der Tatsache, dass hierzulande im Schnitt nicht einmal jeder zweite Einwohner über einen Rechner verfügt, besteht in der Schweiz deutlicher Nachholbedarf. Der Markt ist noch nicht dermassen gesättigt wie in den Staaten, womit auch mehr Produkte und Lösungen abgesetzt werden können und dadurch naturgemäss auch die IT-Investitionen höher zu liegen kommen.





Preisvergleich

Nicht wegdiskutieren lässt sich aber die Tatsache, dass in der Schweiz für dieselbe Ware oder Dienstleistung unvergleichlich mehr bezahlt wird als in anderen Ländern. Man mag als Begründung ins Feld führen, die Hersteller hätten grössere Kosten zu tragen, was Mieten oder Löhne anbelangt und müssten deshalb auch ihre Endkundenpreise entsprechend kalkulieren.



Dennoch ist es offensichtlich, dass gerade international tätige Konzerne ihre Produkte in der Schweiz dem hiesigen Lohnniveau anpassen. Dies ist an und für sich nichts Neues und auch aus anderen Branchen bekannt. Geradezu ein Paradebeispiel ist die Automobilindustrie: Für die meisten Modelle - unabhängig von Leistungsklasse und Marke - müssen Schweizer Bürger zwischen 20 und 50 Prozent mehr bezahlen als ihre europäischen Nachbarn.




Ganz so krass sind die Preisunterschiede in der IT zwar nicht, doch vermag dies zur Erklärung beizutragen, weshalb in keinem anderen Land pro Kopf mehr in IT-Technologien und -Services investiert wird als in der Schweiz.



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