Fruchtbare ASP-Partnerschaft mit ADSL-Zugangstechnologie
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/07
Erfolgreiche Application Service Provider sind bis dato dünn gesät, trotz dem allgemeinen ASP-Hype. Umso mehr erfreut ein Beispiel aus der Romandie: Penta Consulting (www.penta.ch), seit Mitte letzten Jahres im ASP-Business tätig, zeigt exemplarisch, dass auch ein kleines Unternehmen sich mit einem zuverlässigen ISP-Partner im Hintergrund mit Erfolg als ASP betätigen kann.
Das Unternehmen wurde 1996 von Farhad Khalilnia gegründet und beschäftigt heute sechs Mitarbeiter am Sitz in Nyon und in einer Filiale in Houston, Texas. Zu Beginn war Penta auf die Betreuung von Kunden mit gemischten AS/400- und PC-Netzen sowie den Datenaustausch zwischen diesen Plattformen spezialisiert; später kam die Betreuung ganzer Firmennetzwerke als Outsourcing-Partner für Software, Hardware und Kommunikation hinzu.
Die Entwicklung zum ASP ist für den Gründer ein natürlicher Schritt: "Unser Job ist im Prinzip der gleiche geblieben - nur konzentrieren sich die Aufgaben hier in unserem Datacenter, statt dass wir zum Kunden gehen. Die Möglichkeiten haben sich erweitert, und die Kosten sind gesunken."
Penta Consulting sieht sich denn auch nicht als blossen ASP, sondern als "Total Solution Provider" (TSP), der neben der Software im Mietverfahren auch gleich alle übrigen IT-Bedürfnisse der Kunden abdeckt, sei es Internetzugriff, Messaging, Installation und Konfiguration von LAN und Hardware oder die firmeninterne Kommunikation: Rund die Hälfte der Firmen aus dem angepeilten KMU-Segment ist auf mehrere Standorte verteilt; das TSP-Konzept umfasst deshalb auch sichere VPN-Verbindungen zwischen verschiedenen Betriebssitzen.
Vom Konzept bis zum ersten Kunden vergingen knapp sechs Monate. Nach den anfänglichen Überlegungen, ins ASP-Geschäft einzusteigen (Dezember 1999), und der Suche nach einem ISP-Partner (Kick-off mit Nextra im Februar 2000) wurde im April 2000 die Infrastruktur aufgesetzt. Im Juni nutzte der erste Kunde die ASP-Dienste produktiv; seither kommt mit hoher Regelmässigkeit im Monatsrhythmus ein neuer Kunde hinzu. Heute betreut Penta Consulting zwölf ASP-Kunden mit insgesamt 23 Standorten und 250 Usern.
Die Zielgruppe des Penta-Angebots sind kleine und mittlere Unternehmen - Khalilnia rechnet dazu Firmen mit 5 bis 200 Mitarbeitern. Die aktuellen Kunden stammen grösstenteils aus der Romandie von Genf bis Wallis. Einige Standorte liegen in Zürich und Zug; als Kuriosum gibt es auch einen Kunden in Athen.
Die Firma will in Zukunft vermehrt auch in der Deutschschweiz aktiv werden, plant ein weiteres Datacenter in Kanada und hat Kontakte zu einem französischen Kapitalgeber, der an der implementierten ASP-Lösung interessiert ist. Mit Expansion ist demnach zu rechnen, obwohl Penta Consulting nicht hemmungslos wachsen will. "Unser Ziel ist es nicht, den Schweizer ASP-Markt zu beherrschen, sondern einfach eine gute Position in diesem Markt zu haben, so dass unser Angebot für mögliche Kunden stets eine interessante Option ist. Dazu wollen wir langsam, aber stetig expandieren."
Der Hauptvorteil des ASP-Modells liegt laut Farhad Khalilnia in der Kostenersparnis. Weder müssen Anfangsinvestitionen für Software und Server-Hardware getätigt werden, noch fallen Kosten für Konfiguration, Unterhalt und Software-Updates an. Darüber hinaus läuft ASP-gemietete Software auch auf älteren PCs oder günstigen Thin-Clients: Sämtliche prozessorintensiven Verarbeitungsschritte wie auch die Datenspeicherung erfolgen - die eingesetzte Citrix-Technologie macht's möglich - auf der Serverseite im Datacenter des Service-Providers. Die Client-PCs dienen eigentlich nur dazu, Tastatur- und Mausoperationen an den Server weiterzuleiten und den von dort in stark komprimierter Form zurückgeschickten Bildschirminhalt anzuzeigen. Khalilnia dazu: "Ob Pentium/100 oder Pentium III/800 - es funktioniert genau gleich. Die Kunden können ihre bestehenden PCs weiterverwenden und müssen nicht ständig ihre Clients den gestiegenen Anforderungen der Software anpassen."
Das Basisangebot von Penta Consulting umfasst die Microsoft-Office-Anwendungen, E-Mail, Firewall-geschützten Internetzugriff und Virenschutz. Dafür ist mit monatlichen Kosten von rund 400 Franken pro User zu rechnen, sämtliche Software-Upgrades sowie regelmässiges Backup der Daten inklusive.
Weitere Preisangaben will Penta Consulting nicht machen, dies wäre angesichts der unterschiedlichen Kundenbedürfnisse "unprofessionell". So ist es zum Beispiel denkbar, dass ein Kunde, der bereits Office 97 besitzt und neu Office 2000 im ASP-Verfahren bezieht, nur einen reduzierten Upgrade-Preis zu berappen hat.
Andere, vom Kunden gewünschte und gelieferte Anwendungen, zum Beispiel ein bereits benutztes Lohnverwaltungsprogramm, werden vor der Übernahme in den ASP-Betrieb mit Benchmarks und Kompatibilitätstests rigoros auf ASP-Tauglichkeit geprüft.
Neben Office bietet der ASP weitere Standardanwendungen an, darunter das Query- und Reporting-Tool Impromptu und das Decision-Support-System Powerplay von Cognos sowie ein umfassendes ERP-System von ProConcept. "Dieser Software-Rolls-Royce kostet beim Kauf 150'000 Franken für zehn User, was sich ein kleines Unternehmen kaum leisten kann. In Miete wird solche Software dagegen für die meisten erschwinglich." Studien zeigen, dass das ASP-Modell Einsparungen von 40 Prozent mit sich bringt. Die Gartner Group hat beispielsweise nachgewiesen, dass die jährlichen Gesamtkosten für einen PC-Arbeitsplatz (TCO) im herkömmlichen Betrieb über drei Jahre rund 8000 Franken betragen; mit ASP sind es noch 5000.
Das grösste Problem, einen Kunden vom ASP-Modell zu überzeugen, liegt im Vertrauen an die Sicherheit und Zuverlässigkeit: Seine eigenen Daten gibt man ungern ausser Haus und in andere Hände. Diesen Standpunkt nimmt Khalilnia sehr ernst, verweist aber gleichzeitig auf Gegenargumente: Auch wenn Spezialisten eines Consultants bei einem Kunden tätig und sogar wenn nur firmeneigene Mitarbeiter in die IT involviert seien, bestehe ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Die Daten seien in einem geschützten, abgeschlossenen und klimatisierten ASP-Datacenter wohl sicherer untergebracht als auf kundeneigenen Servern, die irgendwo in der Firma herumstehen. Letzten Endes könne sich ein ASP nur behaupten und das Vertrauen der Kunden erwerben, wenn er ähnlich stringente Sicherheitsmassnahmen ergreife wie eine Bank. Das mag stimmen, allerdings gibt es im Gegensatz zum Bankwesen keine "eidgenössische ASP-Kommission" zur Überwachung der Anbieter und kein "ASP-Gesetz", das die Rahmenbedingungen festlegt.
Das Vertrauen der Kunden stärkt Penta Consulting durch die technische Umsetzung des ASP-Konzepts. Für jeden Kunden kommt ein dedizierter Server zum Einsatz; auf keinen Fall laufen Anwendungen und Daten für verschiedene Kunden auf der gleichen Hardware. Interessantes Detail: Im Penta-Datacenter stehen bisher ausschliesslich NetServer von HP, da das Consulting-Unternehmen mit dieser Hardware die grösste Erfahrung hat.
Ähnlich kundenindividuell wie die Server sind die Verbindungen: Die Kunden kommunizieren nicht etwa über das öffentliche Internet mit dem Datacenter, sondern über dedizierte, direkte Links auf Basis des PrivateNet-Angebots von ISP-Partner Nextra. Innerhalb des Datacenters sind mit Hilfe der Firewall- und VPN-Technologie von Check Point kundenindividuelle logische LANs aufgebaut, so dass jeder Kunde garantiert nur auf seinen eigenen Server Zugriff erhält.
Die Datenträger mit den täglichen Backups werden jeweils ausserhalb der Firmenräume sicher gelagert. Geplant ist zudem ein Mirror-Datacenter bei Nextra in Genf, das mit allnächtlicher Replikation aller Daten zusätzliche Sicherheit im Katastrophenfall bieten wird. Insgesamt garantiert Penta Consulting eine jährliche Verfügbarkeit von 99,7 Prozent.
Das Datacenter bei Penta spielt in jedem Kommunikationsfall die Rolle als zentrale Schaltstelle. Auch Verbindungen zwischen zwei Standorten eines Kunden erfolgen VPN-geschützt und werden zentral vermittelt. Greift ein Kunde aufs Internet zu, passieren die Daten ebenfalls die Firewall im Datacenter. Mobile User auf Geschäftsreise oder Mitarbeiter, die von zuhause aus arbeiten, können sich ihrerseits via Internet auf den Server der eigenen Firma einloggen: In diesem Fall wird der Zugriff durch den Einsatz von SecurID-Tokens abgesichert. In der Gesamtheit steht so jedem Kunden ein firmenumspannendes Virtual Private Network zur Verfügung, das all seine Standorte umschliesst.
Für die Datenverbindung zwischen Kundenstandort und Access Point zum Backbone setzt Penta Consulting wo immer möglich auf ADSL. Diese Technologie bringt, wie Khalilnia betont, die gleiche Connectivity-Leistung wie Mietleitungen, kostet aber erheblich weniger - vor allem, weil sie beim ISP einfacher zu implementieren ist.
Provider Nextra spricht von bis zu 40 Prozent tieferen Kosten und legt Wert darauf, dass sein Angebot nicht auf den momentan von diversen ISPs stark propagierten Wholesale-ADSL-Angebot von der Swisscom basiert, das sich vornehmlich für den schnellen Internet-Access eignet. Vielmehr handelt es sich auch bei der ADSL-basierten PrivateNet-Variante, die mit Netzwerkhardware von Cisco realisiert ist, um direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die funktional einer Mietleitung entsprechen, hautpsächlich über den Nextra-eigenen Backbone abgewickelt werden und dank VPN-Technik auch vom Standpunkt der Sicherheit einer Mietleitung gleichkommen. Der einzige Nachteil: Die Kupferleitung vom ASP-Kunden bis zum Backbone muss nach wie vor von der Monopolistin Swisscom zugemietet werden.
Der Bedarf an Bandbreite für den ASP-Betrieb mit dem Citrix-Metaframe-Server ist erstaunlich gering. Penta Consulting rechnet, sofern die Verbindung nur für E-Mail, durchschnittlich intensiven Internet-Access und Applikationsnutzung benötigt wird, mit 20 Kilobit pro Sekunde für jede User-Session. Mit einer Sicherheitsmarge von weiteren 5 Kilobit ergibt dies bei einem Firmensitz mit zehn gleichzeitig tätigen Mitarbeitern 250 kbps; ein 256-kbps-Link genügt also völlig. Noch besser sieht es für eine kleine Aussenstelle mit zwei, drei PCs aus, die mit einer simplen 64-Kilobit-Anbindung perfekt bedient ist. Die Voraussetzung für den reibungslosen Betrieb ist eine dedizierte Verbindung - müssten die Daten übers Internet transportiert werden, sähe es mit der Performance einiges schlechter aus.
Auch das bestausgestattete Datacenter macht noch keinen ASP: Genauso wichtig ist die Verbindung zum Kunden. "Vor der Partnerschaft mit Nextra war unser Angebot nicht vollständig. Für jeden Kunden musste einzeln eine Lösung für die Datenverbindung Kunde/ASP gefunden werden. Jetzt dagegen können wir die Connectivity samt Internet-Access gleich mit anbieten." Laut Farhad Khalilnia ist dabei besonders wichtig, dass Nextra nicht bloss Standleitungen, sondern komplette IP-basierte VPN-Verbindungen im Programm hat.
Penta Consulting hat auch andere Partner evaluiert, zum Beispiel die Swisscom. Man traf dort aber jeweils auf das traditionelle Verkäuferverhalten nach dem Motto "wir bieten dies, das aber nicht, und soviel kostet es per Kilobit" - eine gewöhnliche Beziehung zwischen einem Lieferanten und einem Kunden. Unter einer echten Partnerschaft versteht Khalilnia aber eine Beziehung mit echten Synergien, in der beide Partner sowohl Kunden als auch Lieferanten sind und gegenseitig profitieren können. Genau so laufe es mit Nextra - "wir sind noch in den Flitterwochen, aber ich bin zuversichtlich, dass es im gleichen Stil weitergehen wird".