Suchplattformen fürs Unternehmen

Der Enterprise-Search-Markt ist im Umbruch: InfoWeek stellt die aktuellen Player und ihre Produkte in einer Kurzübersicht vor.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/10

     

Seit unserer letzten Markt­übersicht vom Herbst 2006 hat sich in der Enterprise-Search-Szene einiges getan. Die Zahl der Anbieter mit vollständiger Plattform ist zwar nach wie vor gross. Neue Player sind aber kaum dazugekommen, und mit dem vermehrten Interesse der grossen IT-Infrastrukturhersteller zeigt sich eine generelle Tendenz zur Konsolidierung.


Übernahme und Spezialisierung

Verschiedene Hersteller wurden von anderen Search-Anbietern oder IT-Branchengrössen aufgekauft. Engenium heisst heute OntrackEngenium und gehört zu Kroll Ontrack. Mondosearch wurde von Surfray gekauft, und SAP hat den BI-Hersteller Business Objects übernommen, der sich seinerseits kurz davor den Textanalysespezialisten Inxsight einverleibt hatte.



Aufsehen hat die Übernahme von Fast Search and Transfer durch Microsoft erregt: Fast bietet seine Lösungen zwar immer noch unter eigenem Namen an; ob dies so bleibt, ist unklar. Gleichzeitig hat Microsoft selbst mit dem Search Server 2008 inklusive kostenloser Express-Variante sein Search-Engagement über den Sharepoint-Server hinaus ausgedehnt. Auch bei IBM gibt es in der etwas unübersichtlichen Omifind-Linie ein Gratis-Suchtool auf Basis von Yahoo-Technologie: Die Omnifind Yahoo Edition sucht im Intranet, auf Fileservern und im Web und berücksichtigt bis zu 500’000 Dokumente.


Nicht mehr im Rennen

Einige Anbieter mussten das Geschäft aufgeben – so ist die Schweizer Firma G10, die ihr Search-Produkt Svizzer vor einigen Jahren mit grossem Tamtam lanciert hat, Ende 2007 in den Konkurs geraten und sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden. Andere haben sich spezialisiert und sind nur noch für bestimmte Branchen von Interesse. Ein Beispiel ist Convera, die ihr Angebot ganz auf das Verlagswesen zugeschnitten und ihre Suchplattform Retrievalware an Fast verkauft hat.


Search Engine and more

Eine vollständige Enterprise-Search-Plattform beschränkt sich nicht auf die eigentliche Volltext-Suchmaschine im Stil der Web-Suchdienste, die unstrukturierte Daten auf Fileservern, in Dokumenten-Repositories und im Intranet berücksichtigt. Viele essentielle Informationen liegen nämlich in strukturierter Form vor: in relationalen Datenbanken und in Business-Applikationen wie ERP und CRM. Eine Suchplattform, die das Attribut «Enterprise» verdient, bietet Schnittstellen zu solchen Systemen und präsentiert die Ergebnisse sinnvoll gruppiert, übersichtlich visualisiert und mit möglichst hoher Relevanz.


Anbieter wie Autonomy entwickeln ihre Lösung zudem in Richtung Multimedia weiter: Die Suchplattform soll auch mit Audio- und Videodateien umgehen und zur Suchanfrage passende Inhalte finden können.



Mit wenigen Ausnahmen, darunter Endeca und Thunderstone, haben die meisten Enterprise-Search-Anbieter ausserdem Anwendungen für die native Desktop-Suche im Programm. Weniger verbreitet sind dagegen Appliances, die im Security-Segment heute schon fast als Standard gelten: Neben Google und Thunderstone bietet nur SAP eine pfannenfertige Search-Lösung an: Netweaver Enterprise Search gibt es vorinstalliert wahlweise auf einem Standalone-Server oder auf einem Blade.


Relevanz ist relevant

Die Bedeutung der einzelnen Suchresultate variiert je nach den Bedürfnissen des Anwenders. Neben allgemeingültigen Algorithmen zur Berechnung der Relevanz in Relation zu den Suchbegriffen bieten fortgeschrittene Search-Engines auch User Profiling: Anhand bisheriger Suchanfragen und anderer benutzerspezifischer Parameter pflegt die Software für jeden User dynamisch ein Profil, das bei der Beurteilung neuer Suchresultate beigezogen wird.



Die Enterprise-Search-Plattformen gehen dabei unterschiedlich weit. Laut dem neuesten «Magic Quadrant» von Gartner zur «Information Access Technology», wie die Marktforscher den Bereich rund um Enterprise Search nennen, bieten Endeca, Recommind und Vivisimo besonders ausgeprägtes User Profiling, während Exalead, Isys und Thunderstone hier schwächeln. Auch die Lösung von Open Text zeichne sich nicht durch visionäre Relevanzberechnung aus, meint Gartner.


Präsentation und Visualisierung

Unterschiedlich geben sich die Suchplattformen auch bei der Präsentation der Resultate. Als Standard hat sich der spartanische «Google Look» herauskristallisiert – die Suchmaschine von Oracle zum Beispiel gleicht vom User Interface her frappant dem Marktführer bei der Websuche. Es geht aber auch anders: Viele Anbieter haben die meist browserbasierte Oberfläche mit AJAX-Elementen angereichert. Einige Lösungen warten mit innovativen Darstellungs- und Navigationsoptionen auf. Zwei Beispiele:


Autonomy, von Gartner sowohl punkto «Vision» als auch bei der «Ability to Execute» an der Spitze der Anbieter positioniert, präsentiert die Resultate auf Wunsch auch in mehreren grafischen Darstellungsvarianten. Zur Wahl stehen zwei- und dreidimensionale Cluster Maps, Beziehungsdiagramme, Spektrogramme und Netzwerkprofile.



Beim Seamark-Navigator von Siderean – dieser Hersteller lehnt sich beim Firmen- und Produktnamen an die Seefahrt an – liegt der Akzent auf der Navigation, die den User durch den Informations­dschungel führen soll. Die Resultate werden dabei kategorisiert, und sämtliche Kategorien werden in einer Überblicksansicht zusammen mit passenden kontextsensitiven Navigationsoptionen angezeigt.



19 Enterprise-Search-Plattformen und ihre Hersteller

(ubi)


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