Editorial

Apple: Entertainment von A bis Z


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/08

     

Die Welt ist gerettet: Jetzt hat auch George W. seinen iPod. Zwar beschickt der wohl gleichzeitig prominenteste und umstrittenste Apple-Kunde sein Musikabspielgerät nicht persönlich mit Audiomaterial – für so etwas hat man ja schliesslich Personal, auch wenn sich damit das eine oder andere kritische Liedchen ins Repertoire eingeschlichen hat. Hauptsache es «fägt» beim Biken.




Der US-Präsident ist aber nicht der einzige iPod-User. Auch in der Schweiz trifft man sie immer zahlreicher an, sie sind ja an den weissen Ohrknöpfen leicht zu erkennen. In Deutschland wird es nicht
anders sein. Kein Wunder, dass der Spiegel Apple kürzlich als «iPod- und iMac-Hersteller» bezeichnet: Andere Produkte aus Cupertino, die dem professionellen Bedarf dienen, werden gar nicht mehr wahrgenommen. Es gibt sie aber. Auch wenn einige Schweizer Medienhäuser die totale Abkehr vom Mac planen, ist der angebissene Apfel bei Grafikern, Musikern, Filmproduzenten und anderen Kreativen weltweit immer noch das begehrteste Markenemblem. Sowohl die G5-Powermacs als auch die Medienproduktionssoftware – Final Cut Pro, DVD Studio Pro, Shake, Logic und so weiter – haben sich bestens etabliert. Mit der Professionalisierung der Desktop-Produktion als Ersatz bisheriger proprietärer Systeme steigen auch die Anforderungen an Leistung und Speicherkapazität.






Apple hat dies erkannt: Schon seit Jahren existieren Produkte namens Xserve und Xserve RAID, von der breiten IT-Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Passend dazu liefert die Jobs-Company auch ein Server-Betriebssystem: Mac OS X Server war seinerzeit das erste Apple-Betriebssystem, das
unter dem «X»-Label auf BSD-Unix-Basis lief und erscheint demnächst in der fünften Generation
mit voller 64-Bit-Unterstützung. Das Ganze ist, ebenfalls weitgehend unbekannt, für diverse
Datenbanken und Applikationen zertifiziert, darunter beispielsweise Oracle und SAP.





Ich hatte letzthin das Vergnügen, einen speziell für IT-Journalisten durchgeführten Workshop zu besuchen, an dem Apple neben der neuesten Server-Hardware auch das letztes Jahr angekündigte und nun lieferbare SAN-Filesystem Xsan samt Hands-on-Übungen im Detail vorstellte. Auch dieses Produkt überzeugt technisch: Es ist keine Billig-Lösung für Soho-Anwender, was sich nur schon darin zeigt, dass zur Verbindung von Storage und Servern ausschliesslich Fibre Channel in Frage kommt – Apple traut iSCSI offenbar zu wenig Performance zu und stattet die Anwender lieber mit einem bezahlbaren FC-Hostbusadapter aus eigener Küche aus. Die Teilnehmer waren allesamt begeistert, aber – sie geben Apple wenig Chancen, mit diesen Produkten im klassischen Enterprise-Markt Fuss zu fassen.





Apple kümmert dies wenig. Man will offenbar gar nicht Konkurrenz zu HP, Dell, Sun und dergleichen spielen. Sämtliche Success Stories, die natürlich breit erwähnt wurden, stammen entweder aus der naturwissenschaftlichen Ecke (in der Genom-Analyse ist der Xserve offenbar allseits beliebt) oder aus dem Entertainment-Sektor. Mit Riesenstolz präsentierten die anwesenden Produktmanager das neueste Beispiel, einen polnischen Fernsehsender, der nicht nur für die Postproduktion, sondern auch beim Playout vollständig auf ein System mit 20 Xserve-RAIDs, 30 Apple-Servern und Xsan baut.
Apple seinerseits setzt vom mobilen Audioplayer bis zum Storage-Filesystem fast alles auf die Entertainment-Karte und hat damit sichtlich Erfolg –
sicher mehr, als wenn man mühsam den Enterprise-Markt beackern würde. Fehlt nur noch, dass Steve Jobs nächstens den Apple-LCD-Fernseher lanciert. Er wäre garantiert ein strahlendes Gegenbeispiel zu den potthässlichen Versuchen anderer PC-Hersteller, mit TV-Geräten in den UE-Markt vorzustossen.

(ubi)


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