Datenbänkchen für Leopard-User
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/04
Filemaker ist laut dem gleichnamigen Hersteller die «meistverkaufte benutzerfreundliche Datenbanksoftware für Windows und Mac OS». Diese auch allgemein anerkannte Benutzerfreundlichkeit genügt den Entwicklern aber offenbar nicht: Seit Mitte Januar bietet Filemaker ein noch einfacher zu bedienendes Datenbankprogramm namens Bento an – der Name geht auf die traditionelle japanische Variante der Lunchbox zurück, die verschiedene zube-
reitete Lebensmittel in einer übersichtlich eingeteilten Verpackung ästhetisch ansprechend kombiniert.
Genauso appetitlich wie die Gerichte in einer japanischen Bento-Box will das neue Filemaker-Produkt die erfassten Informationen präsentieren. Bento setzt dazu stark auf Technologien wie Core Animation, die im Apple-Betriebssystem Mac OS X 10.5 «Leopard» integriert sind – und läuft dementsprechend nicht nur bloss auf der Mac-Plattform, sondern ausschliesslich auf der neuesten Mac-OS-Version. Eigentlich schade: Das neue Filemaker-Produkt käme auch dem Windows-orientierten Datenbank-Einsteiger durchaus entgegen.
Bento kann aber mehr. Zusammengehörige Informationen aller Art lassen sich damit in einer «Bibliothek» zusammenfassen – die Datenbanken mit den Adressen aus dem Mac-Adressbuch und den Aufgaben und Terminen aus iCal, die man beim ersten Start des Programms automatisch anlegen kann, werden ebenfalls als Bibliothek generiert.
Beim Erstellen neuer Bibliotheken stellt Bento 24 Vorlagen für die verschiedensten Einsatzgebiete zur Wahl. Darunter finden sich Anwendungen wie Projektverfolgung, Eventplanung, Schülerliste, Kundenhistorie und Inventar, aber auch Listen und Verzeichnisse für den Privatbereich, zum Beispiel Hausinventar, Fahrzeugwartung und Spendenverzeichnis. Nach der Auswahl einer Vorlage erzeugt Bento automatisch die passenden Formulare zur Eingabe und Anzeige der Informationen samt allen benötigten Feldern. Alternativ kann Bento auch Informationen aus CSV-Dateien importieren. Wer lieber alle Felder selbst definiert, kann auch mit einer leeren Vorlage starten.
Zur Eingabe und Anzeige der Daten in einer Bibliothek kann der Bento-User neben der von Haus aus vorhandenen Tabellenansicht und den bereits von der Vorlage vorgegebenen Formularen für jede Bibliothek beliebig viele weitere Formulare anlegen – das Pendant zu den Layouts von Filemaker Pro. Auch bestehende Formulare lassen sich ändern oder mit zusätzlichen Feldern ergänzen.
Mit einem Klick auf das Werkzeugsymbol an der rechten oberen Ecke des Formularbereichs wechselt man zur Ansicht «Formular anpassen», worauf unterhalb des Formulars eine Toolbar mit Optionen zum Anpassen des Designs und zum Einfügen neuer Felder angezeigt wird. Bento bietet eine ziemlich vollständige Auswahl von Feldtypen an, inklusive Auswahlfelder, Checkboxen, Berechnungen, Bewertung mit Sternchen sowie eingebettete Mediendateien.
Bento ermöglicht sogar die Definition von Relationen zwischen verschiedenen Bibliotheken. Ein Beispiel: In einer Bibliothek, in der Produkte erfasst sind, sollen zu jedem Produkt alle Käufer angezeigt werden, die in der Kontaktdatenbank enthalten sind. Zu diesem Zweck legt man in der Produktbibliothek ein zusätzliches Feld vom etwas kryptisch benannten Typ «Liste sachverwandter Einträge» an.
Dabei wird auch festgelegt, aus welcher Bibliothek (oder Sammlung) die verknüpften Datensätze stammen sollen. Alternativ lässt sich ein solches Feld auch erstellen, indem man das Icon der zu verknüpfenden Bibliothek aus der Quellenliste im linken Fensterbereich auf das Formular zieht.
Auf dem Formular erscheint nun eine Tabelle, in der die verknüpften Kontakte angezeigt werden. Zur Definition der Verknüpfungen bietet Bento total zwei Möglichkeiten: Entweder man wählt die zu verknüpfenden Datensätze aus einer Liste aus — oder man erstellt direkt in der Tabelle einen neuen Datensatz.
Die Oberfläche von Bento hält sich an die aktuellen Usanzen von Mac OS X 10.5: Das Ganze sieht hübsch aus und gleicht den aktuellen Apple-Programmsuiten iLife 08 und iWork 08. Bei der Darstellung der Formulare geniesst der Anwender allerdings wenig Flexibilität. Zwar lassen sich die Felder in beliebiger Grösse anlegen und per Drag&Drop an jeden gewünschten Platz verschieben, das gesamte Erscheinungsbild lässt sich aber nur beschränkt individualisieren.
Im Modus «Formular anpassen» stellt Bento eine Auswahl verschiedener vorgefertigter «Designs» zur Verfügung. Das Design bestimmt die Hintergrund- und Füllfarben und die Schriftart für Textfelder und Labels.
Ausser der Anzahl Spalten im Formular, der Positionierung der Labels oberhalb oder neben den Feldern, der Schattierung des Feldhintergrundes und der verwendeten Schriftgrösse bietet Bento aber keinerlei weitergehende Gestaltungsmöglichkeiten. Auch das Erstellen eigener Designs ist nicht vorgesehen.