SOA-Basissoftware in der Suite
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/12
Die Service-orientierte IT-Architektur, kurz SOA, gilt als neuester Schrei unter den Bemühungen, die Unternehmensinformatik zu vereinheitlichen und nicht für jeden neuen Anwendungsfall sämtliche Räder neu zu erfinden.
Statt in monolithischen, proprietären Business-Komplettpaketen stehen in der idealen SOA die einzelnen Schritte der elektronisch abgebildeten Geschäftsprozesse in Form von frei kombinierbaren Services mit klar definierten Schnittstellen zur Verfügung, die jeweils eine einzelne Aufgabe möglichst perfekt erfüllen.
Eine SOA vereint neu entwickelte Services des Webzeitalters mit Funktionalität aus bereits vorhandenen Business-Systemen. Für die Anwender und Entwickler soll dies möglichst einfach und unkompliziert, mit hoher Effizienz, aber trotzdem unter Berücksichtigung der unternehmensinternen und gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheits- und Datenschutzaspekte erfolgen.
Der Service-orientierte Ansatz beschränkt sich nicht auf einen bestimmten Teilbereich der IT. Er durchdringt sowohl alle technischen Ebenen vom Messaging-Protokoll bis zur Composite Application als auch alle Projektphasen vom Modellieren der Prozesse bis zur Überwachung des Betriebs.
Dementsprechend betrifft der SOA-Begriff die unterschiedlichsten Technologien, Produkte und Methoden. Sehr grob lässt sich das SOA-Angebot der Softwarehersteller in fünf Kategorien einteilen:
- Service Construction: Entwickeln neuer Services
Die Diskussion, ob eine All-in-one-Lösung oder eine Auswahl verschiedener SOA-Produkte unterschiedlicher Provenienz zu bevorzugen sei, ist derzeit in vollem Gang. Auf jeden Fall ist beim Einsatz einer SOA-Suite auf offene Standards zu achten: Der ESB sollte möglichst viele Protokolle und Datenspeicherungsmethoden unterstützen, die Orchestration Engine auf Standards wie BPEL und SCA aufsetzen und die Registry mit der aktuellen UDDI-Spezifikation einhergehen.
Ebenfalls wichtig: Governance- und Policy-Aspekte betreffen sämtliche Ebenen – hier sind nahtlose Integration und einheitlicher Umgang mit den Richtlinien besonders essentiell, aber nicht immer von Haus aus gegeben.
Fast alle der in der Tabelle präsentierten Hersteller decken die meisten SOA-Bereiche ab – allerdings mit unterschiedlichen Akzenten. Einige Hersteller betonen die Qualität ihres Repository, andere legen das Hauptaugenmerk auf die Orchestration und wieder andere stellen den ESB in den Vordergrund. SOA-Infrastruktursoftware ruft nach einer noch sorgfältigeren Evaluation als andere IT-Disziplinen. Die ideale Lösung lässt sich eigentlich nur unter Beizug von herstellerunabhängigen Spezialisten ermitteln.
Die Anbieter von SOA-Suiten lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Entwickler von SOA-Teillösungen wie ESB oder Registry haben ihr Portfolio im Lauf der Zeit mit der restlichen SOA-Funktionalität ergänzt. Dazu gehören SOA-Anbieter der ersten Stunde wie Sonic, Fiorano und Cape Clear. Interessant ist das Angebot von Iona: Neben der SOA-Suite Artix mit Repository und Orchestration gibt es die ESB-Funktion unter dem Namen Celtix auch als Open Source.
Die zweite Gruppe bilden Infrastruktursoftwareanbieter von IBM über Oracle bis iWay und Tibco, die ihre altgediente Produktpalette aus Datenbanken, Applikationsservern und Messaging Middleware in Richtung SOA vorantreiben – sei es durch eigene Entwicklungen oder durch Zukauf von SOA-Pionieren.
So hat sich zum Beispiel HP mit der Übernahme von Mercury Interactive die Systinet-Lösungen einverleibt, Suns SOA-Produkte stammen zum Teil von Seebeyond, und die Software AG führt nach der Akquisition von Webmethods von Ende Mai zumindest vorübergehend neben der bisherigen Crossvision-Suite die Webmethods-Lösungen als zweite SOA-Linie.
Bei Microsoft findet sich ein Teil der SOA-Funktionalität in der Dot-Net-Plattform, für die prozessorientierten Aufgaben auf den höheren Ebenen ist allerdings der Biztalk Server zuständig.