Urs Bai, Gründer von www.web4success.ch
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/11
Herr Bai, was steht eigentlich hinter web4success?
Sie wissen ja, dass die Situation auch für bestens ausgebildete Web-Spezialisten mehr als schwierig ist - ich selbst bin seit anderthalb Jahren ständig daran, mich zu bewerben. Irgendwann kommt dann das Bedürfnis, etwas dagegen zu tun. Auch der momentane Aufschwung hat noch nicht dazu geführt, dass alle
Betroffenen einen Job finden. Durch die Vermittlung von web4success können Stellensuchende Referenzprojekte erstellen, so dass sie im Vorstellungssgespräch nicht als «der arme Arbeitslose» dastehen, sondern aktiv mit guten Referenzen in die Wirtschaft hinausgehen können.
Und das wirkt?
Es ist mit Sicherheit ein Plus. Verschiedene Personalchefs haben mir gesagt, es sei eine geniale Idee. Von 30 Teilnehmern haben bisher 2 eine feste Stelle gefunden. Das klingt nach wenig, ist für mich angesichts des sehr schwierigen Arbeitsmarktes aber schon ein Erfolg.
Wie reagieren andere Webagenturen darauf - haben die nicht das Gefühl, web4success nehme ihnen die Arbeit weg?
Erboste Reaktionen gab es bisher nicht, und ich erwarte auch keine. Es läuft ja auch alles ganz regulär ab - wir wollen uns nicht als Webdienstleister etablieren und andere konkurrenzieren. Unser Ziel ist es vielmehr, in der hoffentlich nur vorübergehend schwierigen Situation den Teilnehmern eine Festanstallung bei bestehenden Firmen zu ermöglichen. Wenn diese Firmen selbst nicht genug Kunden finden, ist das nicht unser Problem. Im Moment sind gegen 10 Projekte am Laufen. Wer sich über einen uns erteilten Auftrag aufregt, kann noch so gerne den in Frage stehenden web4success-Teilnehmer anstellen.
Was passiert mit einem Projekt, wenn der Ausführende eine Anstellung findet - steht der Kunde dann im Regen?
Es geschieht genau das, was in jeder Webagentur passiert. Auch dort gibt es Fluktuationen, jeder ist ersetzbar. Wir hatten soeben genau so einen Fall - eine Teilnehmerin wurde per 1. Juni angestellt, das laufende Projekt hat ein anderer übernommen. Die Ressourcen dazu sind vorhanden.
Sie bieten auch eine eigene Intranet-Lösung für KMU an - gibt es davon nicht schon genug, gerade auch im Open-Source-Bereich?
Die Lösung ist für KMU bis rund 150 Mitarbeiter gedacht, wurde im Rahmen einer Webmaster-Ausbildung entwickelt und von Anfang an als Baukastensystem konzipiert. Der Kunde bekommt also exakt das, was er braucht. Im Gegensatz zu Open-Source-Lösungen, die man runterlädt und dann mühsam konfigurieren muss, bieten wir auch das komplette Customizing an - wir kennen die Lösung in- und auswendig und haben sie schon mehrfach eingesetzt.