Auch ohne Kabel schnell im Netz

In mobilen Internetzugangsmöglichkeiten steckt viel Potential, das heute dank iPhone, Eee PC & Co. langsam, aber sicher ausgeschöpft wird.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/09

     

Immer und überall erreichbar zu sein ist heute für viele sehr wichtig geworden, besonders im Business-Umfeld. Während sich diese Erreichbarkeit in den letzten Jahren vor allem auf die Telefonie bezog, so wird und hat sich das heute vermehrt auch auf das Internet ausgedehnt. Für die meisten Unternehmen der Telekommunikations-, IT- und Fernsehbranche war «mobiles Internet» bereits der Trend des Jahres 2007. Und den sieht man ungebrochen weiter gehen.


Was sind die Gründe für den Boom? Der mobile, ortsunabhängige Zugang ins Internet geht einerseits einher mit der zunehmenden Verbreitung von mobilen Geräten wie Smartphones à la Blackberry und iPhone, Laptops, Tablet-PCs, Ultra-Mobile-PCs wie dem Eee PC und so weiter. In Verbindung mit sinkenden Tarifen und immer schneller werdenden Zugangstechnologien ist das mobile Surfen für immer mehr Kunden interessant geworden. Zudem ist es nicht zuletzt auch für die Telcos selbst ein grosser Wachstumsmarkt, von dem sie sich versprechen, die sinkenden Umsätze bei der Sprachtelefonie zu kompensieren.





Die mobilen Internetzugänge und -technologien sowie ihre Verbreitung


HSPA: Schnell und schneller

Mit dem schnellen, mobilen Internetzugang verbindet man gewöhnlich das Schlagwort UMTS (für Abkürzungen und ihre Bedeutung siehe Tabelle unten). Mittlerweile ist der Markt aber bereits einen Schritt weiter. HSPA, eine Technologie die auf UMTS aufbaut, ist da, und zwar in allen drei grossen Netzen, also bei Orange, Sunrise und Swisscom. Die Datenübertragung via HSPA ist dank den überarbeiteten Netzen in der Schweiz mittlerweile für 60 bis 85 Prozent der Bevölkerung möglich.



HSPA gibt es heute bereits in verschiedenen Ausbaustandards. Gestartet wurde mit 1,8 Mbps, heute üblich sind Download-Speeds von 3,6 Mbps, bei der Swisscom ist das Netz sogar schon auf die schnellere Version mit 7,2 Mbps ausgebaut. Die Konkurrenten werden diese Tempi voraussichtlich erst im Laufe 2008 (Orange) oder ab Anfang 2009 (Sunrise) einführen. Aber es ginge noch mehr: HSPA soll demnächst sogar Downlink-Datenraten von 14,6 Mbps und mehr ermöglichen.


Nicht immer mit Full-Speed

Technologien wie das «normale» UMTS, EDGE und GPRS gehören zu Zeiten von HSPA aber noch nicht der Vergangenheit an. Denn dort wo der User keinen Zugriff auf das High-Speed-Netz hat, kommt das nächstbeste beziehungsweise nächstschnellste zum Zug. «Die Geräte wechseln bei Bedarf ganz einfach von HSPA auf EDGE», verspricht Sunrise-Mediensprecher Gottardo Pestalozzi.


Das heisst natürlich deutlich weniger Speed, aber immerhin bleiben die Datenleitung und der Internetzugriff bestehen. Allerdings gilt es folgendes zu beachten: Wer bei Orange weder das HSPA-Netz noch das UMTS-Netz erreicht, hat Pech: Für ihn bleibt nur noch das langsamste und älteste aller Datennetze: GPRS. Der Grund ist ganz einfach: Bei Orange bietet man kein EDGE-Netz an, sondern setzt auf die Karte UMTS/HDPA. Allerdings ist dieses mit 80 bzw. 90 Prozent recht gut ausgebaut, wie man auf einer interaktiven Karte (http://img.orange.ch/static/de/coverage2.htm) sehen kann. Vor allem entlang der Hauptverkehrsachsen und in der Agglomeration grösserer Städte muss man sich keine Speed-Sorgen machen. Das ist auch bei den anderen so.


Die mobilen Wege ins Netz

So weit zu den Netzen und den möglichen Speeds. Aber wie kann ich konkret mobil ins Internet gehen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Einerseits kann ich direkt mit dem Handy drauflos surfen. Hier kommt es allerdings auf das Gerät an, wie schnell ich unterwegs sein werde. Mit älteren Modellen wird man womöglich nicht einmal vom UMTS-Netz profitieren können. Auch mit dem iPhone ist (noch) kein Highspeed-Internetzugang möglich. Das selbe Prinzip gilt für alle anderen Geräte mit eingebauter Mobilfunk-Karte, also auch Palms, etc. Für den normalen E-Mail-Abruf oder schnelles, gelegentliches Surfen im Netz reichen GPRS oder EDGE jedoch aus.


Richtig surfen und arbeiten lässt sich auf den kleinen Bildschirmen und den winzigen Tastaturen der Handys und Palms jedoch kaum. In der Lücke zu den Notebooks versuchen deshalb die Hersteller UMPCs, zu denen der Eee-PC gehört, zu etablieren. Sie sind auf das mobile Surfen ausgerichtet: Der Zugang ins Mobilfunknetz erfolgt hier in der Regel über eine direkt eingebaute UMTS/HSPA-Karte oder in manchen Fällen über eine externe Karte.



Immer öfter findet man auch in Notebooks direkt eingebaute UMTS/HSPA-Modems, es ist allerdings noch bei weitem nicht die Regel. Deshalb bieten die drei grossen Telcos seit letztem Herbst Produkte mit Namen wie «T@ke Away» an. Dabei handelt es sich um Datenabos, die zusammen mit einem USB-Modem und einer SIM-Karte ein Package bilden. Wird dieses Modem an das Laptop angeschlossen, kann man so eine Verbindung ins Mobilfunknetz herstellen.




Mit dem Handy ins Internet


Via PWLAN/Hotspot

Eine weitere, bequeme und mobile Zugangsmöglichkeit ins Internet haben wir bisher noch verschwiegen, wir möchten sie aber doch noch kurz anschneiden: Die Public Wireless LANs oder Hotspots.


Fast alle Notebooks und UMPCs und auch immer mehr Handys beziehungsweise Smartphones verfügen über eine WLAN-Karte. Auch dank ihr kann man unterwegs surfen. Allerdings nicht überall, sondern nur dort, wo es einen Access-Point beziehungsweise ein öffentliches Netz gibt. Das ist heute in den meisten Hotels der Fall, aber auch in Restaurants, in Städten und neuerdings sogar im Zug. Die Speeds lägen hier theoretisch bei bis zu 108 Mbps. Effektiv liegen die Grenzen allerdings bei rund 2 Mbps.


Achtung vor Preisfallen

Schön und gut zu wissen, wie ich mobil ins Netz komme. Aber ist das nicht unheimlich teuer? Tatsächlich war der mobile Internetzugang in seinen Anfangszeiten recht teuer. Mittlerweile haben sich die Preise aber deutlich gesenkt. Ein teurer Spass kann es aber trotzdem noch werden, insbesondere beim Surfen mit dem Handy sollte man vorsichtig sein. Wie unsere Tabelle unten zeigt, kostet ein Megabyte zwischen 5 und 15 Franken, sofern man keine der diversen Sparoptionen aktiviert hat. Und bei den heutigen Webpages, die auf breitbandige Internetzugänge optimiert sind, hat man schnell ein paar Megabytes zusammen. Wer regelmässig mit dem Handy surft, der sollte sich also unbedingt über die Sparoptionen informieren. Und: Auch die Auslandtarife beziehungsweise -optionen sollte man genau studieren, damit man auch dort keine Überraschung erlebt.


Günstiger ist mobiles Surfen mit dem Zugang via Notebook und USB-Modem, hier hat man die Preise auch auf grössere Datenmengen ausgelegt. Es gibt drei mögliche Preisschemen, die angeboten werde (siehe auch Tabelle nächste Seite): Die Tagesabrechnung, Monatsabos und eine zeitliche Abrechnung.



Die Tagesabos bieten einen von der Datenmenge her unbegrenzten Zugriff und kosten zwischen 3.50 Franken (Orange, Sunrise) und 4.50 Franken (Swisscom). Dazu gesellt sich allerdings eine Monatsgebühr von 10 Franken. Der Branchenprimus ist also einen ganzen Franken teurer. Als einziger bietet er dafür aber ein Abo mit Stundenabrechnung an, Mobile Unlimited Data Flex. Eine Stunde surfen kostet hier zwar satte 4 Franken, dafür fällt der monatliche Fixbetrag weg. Für User, die monatlich also nicht mehr als drei Stunden im Netz sind, lohnt sich diese Zugangsmöglichkeit.


Die monatlichen Abos lohnen sich für alle, die regelmässig online sind, das heisst ab ca. 10 und mehr Tagen. Sie kosten zwischen 49 und 79 Franken und verfügen über ein maximales Datenvolumen. Diese Angebote sind aber sehr vielfältig und ein genauer Blick darauf lohnt sich.


Die Datenvolumen liegen beispielsweise zwischen 1,5 GB und 5 GB, die Kosten für weitere MBs zwischen 10 und 50 Rappen. Wir haben deshalb alle Angebote in der Tabelle unten zusammengestellt und möchten so zu einem besseren Überblick verhelfen. Übrigens: Für Geschäftskunden, die Mobile Unlimited noch nicht kennen, bietet die Swisscom ein spezielles Probeangebot für 1 Franken mit zwei Monaten Abogebühren und mit 5 GB/Monat Datenvolumen inklusive an.


Konkurrenz für DSL & Cable?

Wird der mobile Internetzugang bald zu Hause oder im Büro den bestehenden DSL- oder Cable-Internetzugängen Konkurrenz machen? Punkto Kosten können die neuen Abos bereits mithalten. Auch der Speed ist, wo es HSPA-Empfang gibt und vor allem bei der Swisscom mit 7,2 Mbps, ansprechend. Die Netze werden zudem weiter ausgebaut, die Datenobergrenzen erhöht.


In dieser Frage ist man bei den Telcos ganz unterschiedlicher Meinung. «Ja, eine solche Substitution ist denkbar und bahnt sich bereits an», meint Gottardo Pestalozzi von Sunrise. «Das mobile Internet ist bei den heutigen Bandbreiten auch für den stationären Einsatz interessant», ist man auch bei der Swisscom überzeugt. Man setze HSPA bereits auch als Ersatzprodukt für die Sicherstellung der Grundversorgung in Regionen ein, in denen kein DSL verfügbar ist. «Jedoch wachsen mit der Zeit auch die Bedürfnisse der Kunden an die Übertragungsgeschwindigkeit», so Swisscom-Mediensprecher Carsten Roetz. Das sieht auch Therese Wenger, Mediensprecherin von Orange, so und erkärt deshalb: «Wir gehen nicht von einer Ablösung von DSL-, Kabel- oder gar Glasfaseranschlüssen durch mobile Internetanschlüsse aus. Wir sehen hier viel eher eine Koexistenz.»



Der mobile Zugang wird also in Zukunft vermehrt für «leichte», datenreduzierte Anwendungen wie das Empfangen und Versenden von E-Mails, im Web surfen, Informationssuche, Blogs, MP3-Downloads und so weiter eingesetzt. Der an eine Festnetzinfrastruktur gebundene Breitband-Internetzugang für «schwere» Anwendungen wie Video-on-Demand, digtiales TV, Web-2.0-Anwendungen, Game-Downloads, Online-Gaming oder Software-Downloads eingesetzt.


Trends, die sich heute abzeichnen, oder auch nicht

Behandelt man das Thema «Mobiler Internetzugang», kommt man um ein Schlagwort der Stunde nicht herum: WiMax. In der Schweiz hat die Swisscom eine Konzession dafür erhalten. Allerdings kann bezweifelt werden, ob sich die Technologie, wie es sich in anderen Ländern abzeichnet, etablieren kann.


Auf die Anfrage, wie es bei Swisscom darum stehe, gab es nur eine ungenaue Antwort. «Swisscom hat in einem Feldversuch 2007 den Einsatz von WiMax im Rahmen der Breitband-Grundversorgung getestet. WiMax spielt jedoch im Technologieportfolio für die Grundversorgung aus heutiger Sicht keine Rolle. Andere Technologien und der herkömmliche Mobilfunk sind seit Jahren markterprobt, diese Geräte sind breit verfügbar und auch besser geeignet.»



Auf Hardware-Seite gibt es aber einen unverkennbaren Trend: Notebooks werden bald einen Slot haben für die SIM-Karte, so dass kein USB-Modem mehr nötig sein wird. Bei der Swisscom geht man sogar noch einen Schritt weiter, hier werden die «Unlimited Notebooks» kommen. Sie werden direkt in Partnerschaften mit den grossen PC-Herstellern gefertigt und sollen dann unter anderem Netz- und Modul-Kompatibilität gewährleisten und über integrierte Support-Prozesse verfügen.



Mobiles Surfen mit USB-Modem

(mv)


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