«Alle Management-Ansätze beinhalten den Prozessgedanken»

Der Gründer von IDS Scheer, August-Wilhelm Scheer, informierte am Swiss Process Day in Bern über seinen BPM-Ansatz.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/16

     

Herr Scheer, Sie sind mit ihrem Unternehmen IDS Scheer ein Pionier in Sachen BPM (Business Process Management). Was halten Sie davon, wenn jetzt alle Welt – Hersteller und Medien – auf diesen Zug aufspringen und das Thema aufblasen?

Ich weiss nicht, ob das wirklich eine Blase ist. Denn wenn man von Prozessen spricht, geht man grundsätzlich an die Wirkung von IT heran.
Es stellt sich die Frage, was die IT in Organisationen verändert hat. Es ist heute möglich die Arbeitsteilung wieder zurückzudrängen, weil mit Hilfe von IT die Intelligenz des Menschen verstärkt wird. Das trifft auch auf ganze Unternehmen zu. Die Leute interagieren miteinender über Prozesse und erlangen dadurch ein besseres End-to-End-Verständnis.







Zum Thema Durchgängigkeit: Analysten sagen, dass BPM in etwa
fünf Jahren wirklich reif dafür sein wird. Wie sehen Sie das?


Natürlich wird sich BPM noch weiterentwickeln. Trotzdem sind viele Unternehmen schon sehr weit. Ich würde daher nicht sagen, dass das eine Zukunftssache ist. Ausserdem haben sich die Software-Hersteller des Prozessgedankens bereits angenommen.





BPM ist meist mit SOA-Projekten (Service Oriented Architecture) verbunden. Wie verhalten Sie sich da? Welchen Part übernehmen Sie?


Da im Moment der Prozess-Begriff «in» ist, tummeln sich natürlich viele Anbieter im BPM-Feld: Unternehmen, die Produkte auf der Implementierungsebene anbieten und Workflow-Firmen – also vor allem Anbieter im technischen Bereich. Wir sind kompetent bei den inhaltlichen Fragen – also bei der betriebswirtschaftlichen Beschreibung der Prozesse inklusive Durchgängigkeit in die Implementierung. Das heisst, wir entwickeln Schnittstellen zu den Prozessmaschinen.





Sind Sie auch in den USA tätig?


Gemessen an der Grösse des Unternehmens ziemlich stark sogar. Da hilft uns auch eine typisch europäische Stärke, der Engineering-Gedanke, der ja gerade in Deutschland und der Schweiz tief verankert ist. In den USA nimmt man uns Europäern auch ab, dass wir diese Kompetenzen haben. Schliesslich haben die Amerikaner die Arbeitsteilung eingeführt und weiterentwickelt. Jetzt geht das wie gesagt wieder in die andere Richtung. Nun exportieren wir halt einmal Know-how aus Europa.





Wie schätzen Sie in diesem Zusammenhang die heutige Situation
der IT-Industrie in Westeuropa ein?
Wir haben hier sehr viel verloren. Früher waren wir ja gar nicht schlecht – auch Hardware- und Software-mässig. Gescheitert ist vieles, weil wir die Produkte nicht internationalisieren konnten. Ich bin deshalb auch etwas politisch tätig geworden mit dem Vorschlag «100 mal 100», das heisst 100 IT-Unternehmen in kurzer Zeit auf einen Jahresumsatz von je 100 Millionen Euro zu bringen. Das wäre notwendig, damit diese Unternehmen eine kritische Grösse erreichen und nicht sofort aufgekauft werden.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER