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E-Shop-Lösungen für KMU

In unserem Marktreport stellen wir 16 Out-of-the-Box-Lösungen vor, mit denen der eigene Laden im Netz erstellt werden kann.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/21

     

"AnythingIFoundInMyGarage ForSale.com" heisst es auf einem Aufkleber. Damit wird genau auf den Punkt gebracht, woran viele E-Shops in der Vergangenheit krankten: Hinz und Kunz glaubten, mit einer selbstgebastelten Site, einigen verpixelten Bildern und einem Bestellen-Button könne man alles über das Internet verkaufen. Erst mit der Ernüchterung im Internetgeschäft und der damit verbundenen Schliessung unzähliger E-Shops wurde den Anbietern ins Bewusstsein gerufen, dass es etwas mehr braucht, um E-Business zu betreiben als eine farbige Site mit einigen Produkten und Preisen.



Es ist jedoch noch immer möglich, über das Web erfolgreich Produkte an den Mann zu bringen. Der Einsatz der richtigen E-Shop-Lösung steht dabei an erster Stelle. In unserem Marktreport stellen wir 16 Out-of-the-Box-Lösungen vor, die lokal auf einem Server installiert werden können, und zeigen auf, was sich im letzten Jahr verändert hat und was man von Software unter 2000 Franken verlangen darf und was nicht.




Da es sich um Einsteigerlösungen handelt, sollte die Bedienung erstens einfach von der Hand gehen und zweitens keinen grossen Zeitaufwand beanspruchen. Viele Softwarelösungen versprechen bereits im Namen, diesen Anforderungen zu genügen, so beispielsweise Winware eShop easy, EasyMarket oder Eicom Easy-Shop.


Der erste Eindruck zählt

Das erste, was der potentielle Kunde sieht, ist die Startseite des E-Shops. Rund zwei Drittel der vorgestellten Lösungen enthalten die Möglichkeit zur freien HTML-Gestaltung. Somit kann der Einstig in die virtuelle Einkaufswelt nach eigenem Gusto entworfen werden und ausserdem eröffnet sich dem Shop-Betreiber eine gewisse Individualität.



Es gilt jedoch, die Visitenkarte seines Shops nicht mit wirren Animationen zu überladen und darauf zu achten, dass der Besucher keine langen Wartenzeiten in Kauf nehmen muss - ansonsten wird er die Seite schon verlassen, bevor er das erste Angebot zu Gesicht bekommt.




Auf die Einstiegstiegsseite gehören elementare Infos wie: Was verkauft der Online-Store, wer betreibt den Shop, wie kann der Betreiber kontaktiert werden - das ganze möglichst elegant grafisch aufbereitet.



Das Manko der freien HTML-Gestaltung liegt jedoch darin, dass gewisse Webdesign-Kenntnisse vorhanden sein müssen. Ansonsten bleibt einem nichts anderes übrig, als auf die vorgefertigten Seitenlayouts zurückzugreifen, die sich jedoch meist nur mit dem Firmenlogo und verschiedenen Farben individualisieren lassen. Einige Lösungen, beispielsweise diejenigen von 3d3.com, offerieren auch weitergehende Gestaltungsmöglichkeiten mit unzähligen verschiedenen Texturen und Schaltflächen. Ein Möglichkeit, die man überdies hat, ist eine selbstkonstruierte HTML-Einstiegsseite, die per Link auf den eigentlichen Shop verweist.



Auf einer Einstiegsseite machen sich überdies Aktionsangebote äusserst gut. Bei sieben Lösungen können diese automatisch und zeitgesteuert dargestellt werden.




Vom Katalog zur Rechnung

Im Grunde genommen besteht ein E-Shop aus vier Elementen: einem Katalog, der die Produkte präsentiert, einem Warenkorb, der den Besucher über seinen Einkaufsbummel auf dem laufenden hält, dem Bestellsystem, über das der Kunde seine Bestellung dem Shopbetreiber übermittelt, und dem Zahlungssystem, damit der Shop-Betreiber auch zu seinem Geld kommt.



Mit diesen vier rudimentären Elementen kann ein Shop aufgezogen werden. Die verschiedenen Lösungen unterscheiden sich jedoch durch zusätzliche Mehrwert-Funktionen, die man sonst in der Regel nur bei High-End-Lösungen findet.




An erster Stelle steht der Katalog, auf dessen Gestaltung äusserste Sorgfalt gelegt werden sollte. Bis auf die Lösungen von Openmarket und Sercon können alle Kataloge offline bearbeitet werden, wodurch sich Verbindungskosten sparen lassen - von Vorteil, wenn man keine Flatrate-Anbindung besitzt.



Der Katalog ist das einzige Informationsmittel, das der Kunde hat, da er die Artikel am Monitor weder in die Hand nehmen noch begutachten kann. Wo immer möglich, drängt sich deshalb eine qualitativ ansprechende Abbildung auf, zusammen mit einer möglichst präzisen, aber kurz gehaltenen Beschreibung. Es gilt, die Angaben speziell für den Online-Auftritt aufzubereiten.



Ein Grossteil der Shop-Lösungen kann unbegrenzt viele Produkte aufnehmen. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Shops - Winware eShop easy und 3D3.com ShopFactory light - deren Aufnahmefähigkeit auf 50 Artikel beschränkt ist. Diese beiden Produkte eignen sich deshalb ausschliesslich für Mini-Shops.



Unerlässlich für einen übersichtlichen Katalog ist ausserdem die Möglichkeit, verschiedene Kategorien zu definieren und dieselben gliedern zu können. Bei der Einordnung der verschiedenen Artikel in die Kategorien empfiehlt es sich, behutsam vorzugehen und sich in den User hineinzudenken. Nichts verärgert einen Kunden mehr, als wenn er sich auf die Suche nach dem gewünschten Artikel machen muss. Jedoch kann die Kategorisierung auch übertrieben werden, so dass die Artikel zu verschachtelt zu suchen sind und der Surfer sich durch unendlich viele Ebenen klicken muss. Eine Suchfunktion wird vom Kunden ebenfalls geschätzt.



Wird ein Artikel beispielsweise in verschiedenen Farben angeboten, gilt es zu beachten, dass mehr als eine Produktvariante möglich ist - ein Feature, das praktisch in jeder Lösung vorhanden ist.



Wird ein Warenwirtschaftssystem eingesetzt, drängen sich die Lösungen von Think Software sowie der Winware eShop Standard auf. Sie können an das System angebunden werden, womit die direkte Übernahme der Artikel aus dem Lager inklusive dem aktuellen Bestand ermöglicht wird - eine enorme Erleichterung, die sonst nur High-End-Lösungen anbieten. Ansonsten müssen die Daten entweder von Hand eingetippt oder via Importschnittstelle integriert werden.




Zahlen, bitte!

Nachdem der Kunde sich im Shop eingedeckt hat und mit einem hoffentlich prallgefüllten Einkaufskorb an die virtuelle Kasse kommt, sollte ihm einmal mehr das Leben möglichst einfach gemacht werden. Das bedeutet, dass er Artikel, die er doch nicht kaufen will, einfach aus dem Warenkorb löschen oder die Bestellmenge ändern kann. Ausserdem sollten sowohl Mehrwertsteuer wie auch Versandkosten automatisch berechnet werden. Wird auch ins Ausland geliefert, macht sich die Anzeige von verschiedenen Währungen bezahlt.



Der interessanteste Teil für den Shop-Betreiber, nämlich der Zeitpunkt, an dem der Kunde bezahlen will, ist gleichermassen auch der heikelste.




Viele potentielle Kunden werden von Sicherheitsbedenken vom Online-Shopping abgehalten. Eine jüngst veröffentlichte deutsche Studie der Unternehmensberater von Mummert und Partner hat aufgezeigt, dass nur gerade 1,5 Prozent der Internet-Shopper via Online-Bezahlungssystem, wie es das mittlerweile eingestellte E-Cash-System war, bezahlen. Die Vielzahl an verschiedenen Systemen schrecke die User ab, heisst es weiter. Ein Grossteil der Kunden bezahlt noch immer konventionell per Rechnung oder über die Kreditkarte. Diese beiden Möglichkeiten sind sowohl für den Shop-Betreiber wie auch den Kunden am einfachsten, und Kreditkarten sind dank SSL-Verschlüsselung über das Internet weit besser geschützt als beispielsweise beim Bezahlen im Restaurant. Die meisten Lösungen bieten denn auch Kreditkartenvalidierung an. Wenn nicht, dann bleibt dem Shop-Betreiber nichts anderes übrig, als auf Lösungen von externen Zahlungssystemen zurückzugreifen - beispielsweise auf CommerceMaker Payment von Swisscom.



Kreditkarten haben im Gegensatz zur konventionellen Rechnung jedoch einen Vor- und einen Nachteil. Der Vorteil: Die Bonität des Kunden ist nach der Autorisierung garantiert. Der Nachteil: Die Transaktionsgebühren sind je nach Anzahl der Transaktionen ziemlich happig. Bei Saferpay, dem bekanntesten Schweizer Payment Service, bezahlt man beispielsweise für das Standardpaket Saferpay Original 850 Franken. Für 100 Autorisierungen müssen nochmals 100 Franken berappt werden. Für 5000 Autorisierungen beispielsweise 1750 Franken. Dazu kommen noch zusätzliche Kosten, beispielsweise für die Aufschaltung jedes einzelnen Kartentyps.



Es gibt überdies Verfahren, die mehr Sicherheit garantieren sollen. Eines davon ist beispielsweise SET, das sich aber bis heute nicht richtig durchsetzen konnte - in erster Linie weil es sowohl für den Kunden wie auch für den Shop-Betreiber zu kompliziert ist. Gerade einmal 29 Schweizer Shops, die mit dem System arbeiten, werden auf der SET-Site aufgeführt.




Marketing: Der Schlüssel zum Erfolg

Während bei den Katalog-Feature durchaus Lösungen unter 2000 Franken zu finden sind, die keine Wünsche offen lassen, wird der Unterschied zu kostspieligeren Shops vor allem bei den Marketing- und Personalisierungsmöglichkeiten bemerkbar.



Zum ersten sollte der Kunde nach erfolgter Bestellung eine Bestätigung erhalten. Dies in Form eines Mails oder zumindest einer Dankeschön-Seite mit Informationen über Bestellung und Auftragsnummer. Alle Lösungen, ausser der 78-Franken-Billiglösung von Sybex, bieten eine automatische Mail-Bestätigung.




Ansonsten müssen bei den preisgünstigeren Softwarepaketen Promotionsmöglichkeiten gesucht werden. Beim gut 1000 Franken teuren Eicom Easy-Shop Limited gibt es diverse Marketing- und Personalisierungs-Optionen, beispielsweise Cross-Promotion oder die automatische Besuchererkennung und -begrüssung. Einige Lösungen zeichnen auch das Kaufverhalten einzelner Kunden auf, was einen Ansatz für das One-to-One-Marketing ermöglicht.




Mehr fürs Geld

Seit unserer letzten Marktübersicht zum selben Produktbereich hat sich seitens der Hersteller eigentlich relativ wenig bewegt. Bis auf einige Ausnahmen gibt es immer noch dieselben Anbieter mit denselben Produkten - bei einigen jedoch mit neueren Versionsnummern.



Bei den Updates erhält man in der Regel mehr fürs Geld. Nimmt man beispielsweise die beiden Lösungen von Think Software: Der iShop Starter 2.2 kostet wie die damals vorgestellte Version 1.7 immer noch 290 Franken, bietet jedoch speziell bei den Marketing- und den Bezahlmöglichkeiten mehr fürs Geld. Der iShop Advanced 2.2 offeriert ebenfalls deutlich mehr als sein Vorgänger - beispielsweise unbegrenzt viele Produkte, Aufzeichnung des Surf- und Kaufverhaltens, SET-Unterstützung oder freie HTML-Gestaltung - kostet neu aber 1980 anstatt 1250 Franken.




Ein Blick auf die aktuellen Lösungen zeigt, dass sich bereits für unter 100 Franken eine Lösung ergattern lässt, mit der ein durchaus brauchbarer Shop ins Netz gestellt werden kann, welcher drei (Katalog, Warenkorb, Bestellsystem) der vier Grundfunktionen beinhält. Einzig beim Zahlungssystem muss auf Drittlösungen zurückgegriffen werden.



Um jedoch im Internet erfolgreich zu verkaufen, muss man sich von der Konkurrenz abheben und innovativ sein - Einheitsbrei verschwindet in der Versenkung. Deshalb ist es unter Umständen lohnenswert, etwas mehr Geld auszugeben und sich mehr Zeit für die Erstellung des Shops zu nehmen, als die Werbslogans "in 90 Minuten zum eigenen E-Shop" einen glauben machen wollen. Bereits mit einer raffinierten Einstiegsseite hat man den Kunden halb gewonnen. Wenn man selbst keine HTML-Erfahrung hat oder einem Geduld und Musse für das Design fehlt, ist es vielleicht auch lohnenswert, den Eröffnungsbildschirm extern von einem Profi gestalten zu lassen, als ihn selbst mit einigen Klicks zusammenzuflicken.



Ein weiterer wichtiger Punkt, der oft vergessen wird, ist die Transparenz für den Kunden. Allgemeine Geschäftsbedingungen gehören gut sichtbar auf die Site. Ausserdem sollten eine Adresse und eine Telefonnummer für Kundenanfragen publiziert werden. Dadurch wägt sich der User in Sicherheit, und man gibt ihm das Gefühl, dass nach wie vor Menschen hinter seinem Laden stehen, an die er sich bei Problemen wenden kann.



Das Geschäft im Internet ist noch lange nicht tot, es wird noch immer geboren, stellt aber inzwischen gewisse Qualitätsansprüche - wie in jedem anderen Business-Bereich auch. Wer diesen genügen kann, kann auch Umsätze im World Wide Web generieren.



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