Drucken mit Gel statt mit Staub


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/20

     

Eine Innovation im Druckerbereich kommt doch einigermassen überraschend. Währenddem sich die verschiedenen Hersteller lediglich mit noch höheren Auflösungen, ausgeklügelteren Tintenstrahldruckköpfen und tieferen Preisen auszustechen versuchen, geht Ricoh einen anderen Weg: Der Hersteller setzt auf ein Tonergel anstelle von Tonerstaub beziehungsweise von Tinte.





GelSprinter nennt sich das Verfahren, das bislang in den beiden Bürogeräten Aficio G500 und G700 (530 bzw. 730 Franken, siehe InfoWeek 18/2005) zum Einsatz kommt. Das Konzept verspricht einige Vorteile: Das Gel verfestigt sich beim Kontakt mit Papier umgehend, zudem wird auf ein nicht lösliches, feines Pulverfarbmittel anstelle von wasserlöslichen Farbmitteln beziehungsweise pigmentbasierter Tinte gesetzt. Dieses Pulverfarbmittel soll zwischen den Faserschichten des Papiers bleiben. Damit soll das Verschmieren der Ausdrucke der Vergangenheit angehören, verspricht Ricoh.







Ausserdem kommt eine Technologie namens GelSprinter-Doppeltanksystem zum Einsatz. Dabei handelt es sich um zwei getrennte Flüssig-Geltanks: Einen in der Kartusche selbst und einen – ähnlich wie bei HPs neuem Drucksystem – direkt über dem Druckkopf. Die Farbe fliesst so direkt in die Düsen, sinkt der Füllstand im Druckkopf-Tank unter ein bestimmtes Niveau, wird er über einen Schlauch nachgefüllt. So sollen Kartuschen wirklich restlos aufgebraucht werden. Ausserdem befindet sich immer noch Gel im zweiten Tank, wenn die Kartusche selbst gewechselt werden muss. Halbfertige Ausdrucke werden damit verhindert.
Der Druckkopf selbst ist mit 3,23 Millimeter (384 Düsen, 1200 dpi Auflösung) ungewöhnlich breit, was sich vor allem positiv auf die Druckgeschwindigkeit auswirkt. Das Gel wird mit rund 1 Megapascal durch den Druckkopf gedrückt, wird der Drucker länger nicht genutzt, reinigen sich die Druckköpfe automatisch.
Eine weitere neue Technik in den Aficio-Druckern ist das GelSprinter-Transferband-System. Anstatt wie bei Tintenspritzern auf Rollen wird das Papier – ähnlich wie bei Lasern – mittels elektrostatischer Kraft transportiert. Auch das soll sich letztlich positiv auf die Geschwindigkeit und das Druckbild auswirken.


Schnell, günstig, aber blass

Das deutsche Testportal «Testticker.de» hat den Aficio G700 unter die Lupe genommen. Die Tester haben den Printer eher mit einem Lasergerät denn einem Tintenstrahler verglichen. So wird positiv herausgehoben, dass die Verbrauchskosten sehr tief sind – unter anderem deshalb, weil Verbrauchsmaterial wie Fotoleiter oder Heizelement entfallen. Eine Seite mit dem Ricoh-Drucker soll sich auf rund 1,7 Cent belaufen, bei einem Einsteiger-Laser werden rund 5 Cent fällig. Ebenfalls positiv wird die Geschwindigkeit erwähnt. 20 A4-Farbtext-Dokumente beispielsweise sollen nach eineinhalb Minuten im Ausgabefach liegen. Schelte gibt es hingegen betreffend der Druckqualität. Die Qualität eines Farblasers werde nicht erreicht, Grafiken wirken blass. Dieser blasse Druck wird offenbar durch eine starke Rasterung verursacht, ausserdem fehle es an Farbdeckung. Der Textdruck hingegen sei auf Tintenstrahl-Niveau – etwas weniger scharf als beim Laser, aber für den Office-Bereich allemal genügend.

(mw)


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