Job-Börsen auf dem Web
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/36
Am meisten Erfolg bei der Suche nach neuen Mitarbeitern verspricht die persönliche Anwerbung, wie eine InfoWeek-Leserumfrage vom August bestätigt. 76 Prozent der Befragten geben diese Rekrutierungsmassnahme als am erfolgsversprechendsten an.
Auf dem ausgetrockneten Schweizer Arbeitnehmermarkt reicht es für Firmen aber meist nicht, nur einen Kanal anzuzapfen. Neben den renommierten Möglichkeiten wie Zeitungsinseraten oder Headhuntern bietet das Internet mit seinen zahlreichen Jobplattformen eine interesante, preiswerte Alternative. Immerhin 35 Prozent der Befragten bezeichnen den Online-Stellenmarkt bei der Rekrutierung als erfolgreich. Diverse Plattformen buhlen im Moment um den Schweizer Markt. Wie viele längerfristig überlebensfähig bleiben, ist fraglich.
Vier grosse auf Online-Rekrutierung spezialisierte Plattformen sind in der Schweiz Jobpilot, Topjobs, StepStone und Jobscout24. Alle Anbieter betonen ihre internationale Anbindung. Speziell im Hinblick auf die Annahme der bilateralen Verträge werden Firmen, die Angestellte suchen, nicht darum herumkommen, Leute aus ganz Europa zu rekrutieren. Ausserdem versuchen sich die Plattformen mit einer klaren Positionierung von ihren Konkurrenten abzuheben.
Topjobs versteht sich zum Beispiel als reine Kaderplattform, ohne Wenn und Aber. Ausserdem sieht man sich weniger als Stelleninserent, sondern mehr als Plattform zur Zusammenführung von Firmenwebsites sowie in der Beratung von Firmen im Zusammenhang mit der Online-Rekrutierung.
Jobpilot, seit 1998 auf dem Markt, spricht neben der ganzen Bandbreite in erster Linie Fach- und Führungskräfte an.
Einen ganz anderen Weg schlägt Jobscout24 - vorgängig Human Line - ein. Man plant, zum Kompetenzzentrum mit der Thematik Mensch und Arbeit innerhalb des Scout24-Marktplatzes zu werden. Dieses Zentrum soll virtuell eine HR-Management-Plattform für Arbeitgeber und eine Karriere-Plattform für Arbeitnehmer bieten.
Bei StepStone ist mehr oder weniger alles noch unklar. Das liegt daran, dass StepStone eben erst die renommierte Online-Plattform SwissWebJobs übernommen hat. StepStone verfügt aber über ein internationales Netz.
Ein anderes Segment bilden die verlagsgestützten Plattformen wie Jobwinner oder Jobclick. Beide haben kürzlich eine Neustrukturierung und einen Relaunch hinter sich, da eine reine Verwertung der Print-Inserate und das Angebot als Suchmaschine schlicht nicht mehr genügt. Den beiden Plattformen mit einer Mediengruppe hinter sich ist gemein, dass sie versuchen, eine möglichst grosse Bandbreite an angebotenen Stellen abzudecken.
Im Moment ist noch schwierig abzuschätzen, welche Adressen sich durchsetzen werden und wo es sich für Stellensuchende und Firmen lohnt, zu inserieren, da sich verschiedene Mitstreiter inmitten einer Neuorientierung befinden - zurückzuführen sicherlich auf den harten Konkurrenzkampf, dem sich die Jobplattformen zu stellen haben.
So werden auch neue Wege gesucht, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, wie Jobpilot an der Orbit/Comdex gezeigt hat. Über ein Karriereforum versuchte man, direkt an der Messe Fachkräfte zu vermitteln. Offensichtlich mit Erfolg - Jobpilot plant, diese Aktionen auch künftig durchzuführen.
Der Grund für diese neue Art der Rekrutierungsmassnahme sei nicht, wie man annehmen könnte, der mangelnde Response auf Online-Inserate, so Jobpilot-CEO Daniel Moschin. Man versuche vielmehr, seinen Kunden einen weiteren Kanal zur Angestelltensuche zu bieten.
Mit Vorsicht zu geniessen sind auch die Stellengesuche. Daniel Moschin dazu: "Nur rund ein Drittel ist wirklich dringend auf Stellensuche. Knapp die Hälfte sucht mittelfristig eine neue Beschäftigung und etwa 10 Prozent sind einfach neugierig und wollen sich über allfällige Angebote informieren."
Sich schliesslich für einen Online-Anbieter zu entscheiden, dürfte schwierig werden. Ein Kriterium ist sicher die Ausrichtung. Topjobs eignet sich etwa primär für Kaderstellen und grosse Firmen, Jobpilot hat nach eigenen Aussagen im Moment rund 50 Prozent IT-Stellen - im weitesten Sinne - aufgeschaltet. Erfolgsquoten wären wohl das aussagekräftigste Kriterium, doch schweigen sich die Betreiber hier aus.
Wer aber glaubt, auf ein Online-Inserat nur noch Bewerbungen per Mail zu erhalten, irrt gewaltig. Das Verhältnis zwischen Online- und konventionellen Bewerbungen auf ein Inserat betrage in etwa 50 zu 50 Prozent, so Moschin weiter.
IBM ist bei der Online-Partnersuche beispielsweise folgendermassen vorgegangen. Über den Zeitraum eines Jahres wurden 15 Online-Unternehmen unter die Lupe genommen und die zwei passendsten evaluiert. Ausschlaggebend war die hohe Flächendeckung und ein hoher Traffic auf der Site. Man entschied sich schliesslich für Topjobs, mit der ein gutes Gesamtangebot ausgehandelt werden konnte, und Nexus, eine auf Informatikjobs spezialisierte Firma.
Die Tendenz bei IBM geht aber dahin, dass die Wahl der Job-Plattform in den nächsten ein, zwei Jahren in Europa zentral erfolgen wird und IBM sich einen europaweit starken Partner sucht, so Germaine Graf vom Personal-Marketing IBM Schweiz. Man denkt hier zum Beispiel an StepStone.
Über die Erfolgquoten konnte auch IBM keine Zahlen nennen, sagt aber, dass Stellensuchende vermehrt das Web nutzen, vor allem auch ältere und qualifizierte Leute.