Ein Telefon - zwei Modi

Mit Netgears SPH200D kann vor jedem Anruf ausgewählt werden, ob via Festnetz oder über VoIP telefoniert werden soll.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/11

     

Nachdem das letzte Skype-Telefon (SPH101) aus dem Hause Netgear, das InfoWeek getestet hat (siehe Ausgabe 01/2007), alles andere als gut abschnitt (schwache Akku-Leistung, Software-Bugs), startet der Netzwerk-Spezialist einen weiteren Versuch mit einem Telefon speziell für den populären VoIP-Dienst. Dieses neue Modell mit der Bezeichnung «Dual-Mode Cordless Phone with Skype SPH200D» (so zumindest heisst es auf der Verpackung) verfolgt jedoch einen anderen – wie es scheint vernünftigeren – Ansatz. Denn während die Ausführung SPH101 auf WLAN setzte (wohl der Grund für die mickrige Akku-Leistung), arbeitet das SPH200D wie ein herkömmliches Schnurlos­telefon auf DECT-Basis (Digital Enhanced Cordless Telecommunications). Zudem bringt es einen zweiten, zusätzlichen Vorteil. Mit dem hier getesteten Telefon können nicht nur Gespräche via VoIP, sondern auch über das normale Festnetz (daher Dual-Mode) geführt werden. Doch alles der Reihe nach.


Einfache Inbetriebnahme

Das SPH200D besteht aus dem Telefon, einem herkömmlichen Funktelefon beinahe identisch, einer Ladeschale und einer Basisstation, die an einen WLAN-Access-Point erinnert. Die Basisstation wird nun an den Strom sowie mittels Ethernet-Kabel an einen Router gehängt. Zudem findet sich an der Station ein Anschluss fürs normale Telefonkabel.
Die Inbetriebnahme des Telefons könnte einfacher nicht sein. Ist die Basisstation einmal verkabelt, müssen lediglich die Sprache gewählt, die Länder- und Ortsvorwahl angegeben und die Login-Daten des bestehenden Skype-Accounts über die angenehm zu bedienende SMS-Tastatur eingetippt werden. Ist noch kein Skype-Account vorhanden, kann direkt über das Telefon einer erstellt werden.



Wird ein Anruf aufs Fest- oder Mobilnetz getätigt, wird man nach dem Eintippen der Nummer gefragt, ob man über Skypeout (den gebührenpflichtigen Skype-Dienst für Anrufe aufs Fest- oder Mobilnetz) oder über das herkömmliche Festnetz telefonieren will. Im Menü kann man diese Entscheidung auch voreinstellen. Natürlich kann man auch einen Skype-Kontakt «anrufen», auf dem Telefon ist dabei ersichtlich, wer online ist.
Nützlich zudem: Eingehende Anrufe werden inklusive Nummer angezeigt, auch wenn ein Anruf verpasst wird, findet man die Nummer auf dem Display.


Kaum Kritikpunkte

Die Menüführung ist weitgehend intuitiv, das Hauptmenü besteht aus den Punkten «Kontakte» (womit die Skype-Kontakte gemeint sind), «Verlauf» (ein-, ausgegangene Anrufe), «Status» (für den Skype-Status, sichtbar, unsichtbar etc.), «Kont neu» (neue Kontakte hinzufügen, Skype und Skypeout), «Suchen» (Skype-Kontakte), Sondernummern (etwa um Skypeout-Guthaben zu prüfen oder Sprachnachrichten abzuhören) sowie «Einstellungen». Unter Einstellungen können auch weiterführende Anpassungen vorgenommen werden, beispielsweise, um das Netzwerk manuell zu konfigurieren, die Software zu aktualisieren und so weiter. Beim Test waren hier aber keine Einstellungen nötig, genauso wenig wie ein Blick ins Handbuch geworfen werden musste. Der einzige Bug, der in der Software gefunden wurde, betrifft die Leuchtstärke des Display. Diese kann in sechs Stufen verändert werden, aus unerklärlichen Gründen wird das Farbdisplay bei der Einstellung auf die hellste Stufe markant dunkler. Zum Thema Display: Dieses ist zwar ziemlich klein geraten, aber gut lesbar und somit eigentlich frei von Kritik.


Auch die Bedienung des Telefons selbst ist weitgehend geglückt und sollte für jeden, der mit einem Handy operieren kann, kein Problem darstellen. Vermisst wird einzig, dass das Vierwege-Steuerkreuz nicht mittig gedrückt werden kann, um eine Auswahl zu treffen. Unter der numerischen Tastatur finden sich zusätzlich drei Buttons: «Intercom», um weitere Headsets (insgesamt sind vier Telefone an einer Basisstation möglich) auszuwählen und anzurufen, «Mute» für die Stummschaltung sowie «Speaker» für den im Hörer integrierten Lautsprechen. Besagter Lautsprecher bietet eine hohe Gesprächsqualität – beinahe besser, als wenn ohne Lautsprecher telefoniert wird. Dann nämlich ist das Telefon eher leise und die Soundqualität nicht gerade berauschend. Spätestens jetzt fällt auf, dass kein Button zum Regulieren der Lautstärke vorhanden ist.
Die eher schwache Tonqualität des Hörers ist schade, denn ansonsten sind die Gespräche – auch über Skype – frei von Störgeräuschen, Verzögerungen und ähnlichem. Ja, man hat gar das Gefühl, die Tonqualität über Skype respektive Skypeout sei besser – was bei Skype jedoch von Verbindung zu Verbindung variieren kann. Lediglich einmal während des rund zweiwöchigen Tests hat das Telefon ohne ersichtlichen Grund durch zwei Piepser eine Verbindung von sich aus beendet, ansonsten sind nie Probleme aufgetaucht.



Will man trotzdem weitere Negativpunkte suchen, könnte man etwa die Tatsache nennen, dass Ladeschale und Basisstation nicht in einem Gerät integriert sind. Beim Test auf jeden Fall war es denn so, dass eine zusätzliche Stromschiene nötig wurde, da Ladestation, Basisstation und letztlich auch der Router Strom wollten. Man kann sich auch fragen, weshalb die Basisstation nicht die Option bietet, mittels WLAN mit einem Access-Point verbunden zu werden. Die Verarbeitung der Ladestation wirkt zudem etwas gar billig; sie hält auch das Telefon nicht wirklich gut.
Doch alles in allem ist das SPH200D ein toller Wurf. Eine gute Idee, ein solide Umsetzung und auch der Preis ist mit rund 270 Franken noch annehmbar.

(mw)


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