Heute schon gefunden?
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/06
Googles neues Werbeabrechnungskonzept «Pay-per-Action» (siehe S. 10), bei dem der Werbekunde erst bezahlen muss, wenn der User etwas mehr macht als nur auf einen Werbeeintrag zu klicken (etwas zu bestellen beispielsweise), ist relativ sensationell. Einen direkteren Return of Investment – um eines der Modeworte des 21sten Jahrhundert zu gebrauchen – muss man wohl suchen.
Und auch sonst ist eigentlich alles, was Google anbietet, ziemlich super. Gmail: konkurrenzlos. Google Maps: viel kopiert, aber nie erreicht. Googles Desktops Search: lässt jede andere Desktop-Suche alt aussehen. Alles paletti also? Es geht. Der Suchmaschinen-Gigant treibt nämlich ein gefährliches Spiel. Oder wann haben Sie auf Anhieb etwas gefunden?
Ohne Google hier etwas unterstellen zu wollen, lässt einem (schon seit längerem) das Gefühl nicht los, die Suchfunktion – das Herzstück von Google – werde massiv vernachlässigt. Anstelle von Inhalten werden einem auf den ersten Resultatseiten massenhaft Preissuchmaschinen, irgendwelche Shopping-Sites, massenhaft Verzeichnisse oder sonstiger Datenmüll, der sich im Netz tummelt, vorgesetzt.
Ist es tatsächlich möglich, dass sich keine bessere Suchmaschine im Netz findet? Oder lebt Google inzwischen vor allem von der Macht der Gewohnheit – «googelt» man, weil man es nicht besser weiss? Sicher ist, im Internet kann es blitzschnell gehen. MySpace wurde quasi über Nacht zum Phänomen, genauso wie YouTube, das unsägliche Second Life oder selbst Google zu Beginn des neuen Jahrtausends. Google ist sicher kein Hype mehr, aber trotzdem kann es ruck, zuck gehen, und ein besseres Produkt bringt den Marktführer in arge Schwierigkeiten. Denn wenn Google seine Suchvormacht verliert, ist es schnell vorbei mit der Dollar-Herrlichkeit, die über Werbung innerhalb der Suchresultate generiert wird.
Und darum täte Google gut daran, wieder etwas mehr Ressourcen in den Such-Algorithmus zu investieren als in neue Werbekanäle und -konzepte, Bürosuiten, Landkarten, Videodienste und was zum Geier sonst noch alles feilgeboten wird. Sonst kommt es plötzlich soweit, dass der Suchmaschinen-Riese – wie es offenbar Microsoft zu tun plant (siehe ebenfalls S. 10) – Unternehmen für die Nutzung der Suchengine bezahlen muss.