Notebook mit Extra-Fenster

Einmal mehr setzt Asus ein Hardware-Konzept von Microsoft als einer der ersten Hersteller um. Die Sideshow-Funktion löst zwar keine Begeisterungsstürme aus, kann aber ganz nützlich sein.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/05

     

Das Asus-Notebook W5Fe lässt eigentlich kaum Kritik zu: Es ist solide und mit viel Metall verarbeitet, kompakt, gut ausgestattet, hübsch anzuschauen und mit 1,7 Kilogramm für ein 12-Zoll-Widescreen-Gerät auch vom Gewicht her durchaus akzeptabel. Doch eigentlich ist das W5Fe ein Notebook wie viele andere auch und somit eigentlich nicht testenswert – würde sich an der Aussenseite des Deckels nicht noch ein Extra befinden: Ein kleines Zusatzdisplay – die von Microsoft mit Vista ins Leben gerufene SideShow-Funktion. Das Farbdisplay misst in der Diagonale 2,8 Zoll (QVGA-Auflösug). Zudem findet sich ein Steuerkreuz mit einem «Enter»-Button in der Mitte sowie ein «Menü»- und ein «Back»-Button – dessen Funktion aber ein Rätsel ist, da eigentlich keine Anwendung auf ihn reagiert. Will man zurück, drückt man stattdessen entweder das Steuerkreuz nach links oder im Menü die Option «Back». Das aber nur am Rande.






SideShow sieht vor, dass gewisse Funktionen des Vista-Betriebs­-
systems – beispielsweise der Media-Player oder Windows Mail – genutzt werden können, ohne dass das ganze System gebootet wird. Obwohl: Das Ganze ist eigentlich mehr ein Trick. SideShow greift nicht auf das komplette System zu, sondern ist eher ein System im System – ein Flash-Speicher (beim Testgerät leider lediglich 512 MB, das Seriengerät soll immerhin mit 1 GB ausgeliefert werden), auf dem Daten abgelegt beziehungsweise auf den Daten synchronisiert werden. Dazu später mehr.


Überdimensionaler iPod

Damit SideShow quasi aus dem Stand funktioniert, muss das System auf den Flash-Speicher zugreifen können. Die Funktion wird von Vista wie ein extern angehängtes Peripheriegerät (genaugenommen als «Tragbares Gerät«) behandelt. Nur die Daten, die auf dem Flash-Speicher sind, können auch per sofort (einige Sekunden Startzeit müssen auch in Kauf genommen werden) abgerufen werden. Zwar ist es auch möglich, beispielsweise auf Musik-Files auf der Festplatte zuzugreifen, doch dazu wird dann das System (einfach bei geschlossenem Deckel; SideShow fragt extra nach!) hochgefahren, womit der Vorteil der wegfallenden Startzeit und des geringen Batterieverbrauchs (wird nur SideShow genutzt, sollte der Akku rund 50 Stunden halten) weitgehend dahin ist.
Bilder oder Musikfiles, die direkt via SideShow angesehen und gehört werden sollen, werden einfach auf das entsprechende SideShow-Laufwerk gezogen. Bilder werden automatisch auf die Display-Grösse skaliert. Bei Musik findet sich zudem auch die Möglichkeit, die Files des Media-Players mit SideShow entweder manuell oder automatisch zu synchronisieren. Etwas schade: Songs können über die vorhandenen Buttons am Display-Deckel nicht gespult werden.


Hoch und runter

Nebst den Standard-Gadgets Musik, Bilder und Mails lassen sich weitere SideShow-Gadgets bei Microsoft herunterladen. Im Moment (Stand Anfang März) ist die Auswahl aber noch bescheiden, finden sich doch gerade einmal fünf Zusatzapplikationen zum Download (Börsenkurse, zwei RSS-Reader, ein weiterer Bildbetrachter und ein Viewer für Web-Images).
Es ist mit SideShow auch möglich, sich aktuelle Informationen wie eben Börsenkurse, RSS-Feeds oder auch neu eingetroffene Mails auf dem Aussendisplay anzeigen zu lassen. Dazu macht das System aber dasselbe, wie wenn es auf Content von der Festplatte zugreifen muss. Es fährt herauf. Dazu findet sich unter «Systemsteuerung», «Windows SideShow» ein Menü, in dem festgelegt werden kann, wie oft (z.B. alle 30 Minuten, alle 2 Stunden etc.), in welchem Zeitraum (z.B. zwischen 8 Uhr morgens und 19 Uhr abends) und an welchen Wochentagen das System booten und aktuelle Informationen aus dem Netz oder neu eingetroffene Mails abrufen soll. Das Ganze funktioniert recht zuverlässig und ist eigentlich nur durch das Lüftergeräusch wahrnehmbar, das der Rechner beim booten beziehungsweise im Vollbetrieb für kurze Zeit erzeugt. Der Befehl «Update Gadgets» kann zudem bei Bedarf auch manuell gegeben werden.
Im selben Menü, in dem die Bootvorgänge konfiguriert werden können, lassen sich zudem auch die Gadgets festlegen und konfigurieren, die angezeigt werden sollen.


200 Franken extra

Ganz ausgereift scheinen alle SideShow-Funktionen noch nicht zu sein. So war es teils nicht möglich, das Zweitdisplay mittels dem vorhandenen On-/Off-Buttons auszuschalten (das Display schaltet nach einer gewissen Zeit automatisch ab). Weiter kam es auch vor, dass die Mails nicht aktualisiert wurden, obwohl der Rechner gemäss Voreinstellungen für die Aktualisierung automatisch gebootet hat. Auch schien manchmal die SideShow-Uhr stehengeblieben zu sein. Eine logische Erklärung für diese Ungereimtheiten konnte nicht gefunden werden, es muss sich also um Bugs handeln. Somit besteht immerhin auch Hoffnung, dass diese mittels Software-Update dereinst behoben werden können.
Zu guter Letzt noch etwas zum Thema Preis: Laut Asus kostet ein vergleichbares Notebook ohne SideShow-Funktion 200 Franken weniger als das getestete System (2699 Franken für das W5FM gegenüber 2899 Franken gegenüber dem W5Fe). Somit ist die Zusatzfunktion preislich in einem Rahmen, die durchaus akzeptiert werden kann.

(mw)


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