Sorgen und Nöte von IT-Managern

Eine umfangreiche Studie zeigt unter anderem, dass IT-Manager Mühe bekunden, den Return on Investment nachzuweisen, und Angst vor dem Kontrollverlust haben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/17

     

IT-Manager sind im Stress wie nie zuvor», so die Kernaussage einer Studie von Synstar, über die wir in der letzten InfoWeek-Ausgabe schon kurz berichteten. Nebst dieser Erkenntniss liefert die Umfrage, die europaweit (leider nicht in der Schweiz) bei 700 IT-Managern von Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitern aus sechs verschiedenen Branchen durchgeführt wurde, zahlreiche spannende Ergebnisse. Meinungen zum Thema Outsourcing werden genauso erläutert, wie auch die Frage nach dem grossen IT-Helden der europäischen Informatik-Spitzenkräfte beantwortet wird.


Grundsätzliche Probleme

Pressure Point Index (PPI) – quasi eine Stressmessung – nennt sich die Masseinheit, die Synstar benutzt, um aufzuzeigen, wie es um den Druck steht, der auf IT-Managern lastet. Dieser PPI hat in diesem Jahr den Wert 200 und somit einen Höchststand erreicht – 2002 betrug er noch 193. Am meisten Druck wird durch die Sicherstellung der IT-Security erzeugt, aber auch durch die erwartete 24/7-Verfügbarkeit, das Beweisen des Return on Investment (ROI) und die Gewährleistung, dass die IT-Strategie mit der allgemeinen Firmenstrategie übereinstimmt.





Generell der grösste Stressfaktor – für 34 Prozent aller Befragten – ist die Arbeitsbelastung. Kontrollverlust ist für 29 Prozent das Hauptproblem, und für 23 Prozent sind es die hohen Anforderungen der Geschäftsleitung. 23 Prozent der Manager fühlen sich so stark unter Druck, dass sie Angst haben, ihren Job zu verlieren. Diese Angst wird zum einen durch generelle Personaleinsparungen geschürt. Das Hauptproblem der Manager ist aber, der Geschäftsleitung klarzumachen, dass die IT nicht nur eine Kostenstelle, sondern auch ein Profitcenter für die Firma ist. 30 Prozent kämpfen genau mit diesem Problem und sind der Überzeugung, sie könnten ihren Job verlieren, weil sie der Geschäftsleitung den Nutzen der IT beziehungsweise den Return onn Investment (ROI) nicht belegen können. Und 14 Prozent denken, dass die Infrastruktur wohl «einmal zu häufig» ausgefallen ist und sie deshalb aufs Abstellgleis gestellt werden könnten.






Dabei gibt die Hälfte der IT-Verantwortlichen an, ihre IT steige pro Woche nicht mehr als fünf Minuten aus. Bei einem weiteren Viertel beträgt die wöchentliche Downtime fünf bis 15 Minuten, bei 14 Prozent 15 Minuten bis eine halbe Stunde.
Bei der Bereitstellung der IT rund um die Uhr fürchten sich die Manager am meisten vor einem Server-Absturz (29 %) gefolgt von einem Sicherheitsproblem beziehungsweise Viren (26 %) und vor Massen-Spam, die das Netzwerk zum erliegen bringen.
Bei allen Ängsten und Sorgen – es gibt selbstredend auch Gründe, die für den IT-Job sprechen. 37 Prozent aller Befragten geniessen an ihrem Job am meisten Aufgaben rund um die IT-Strategie. Für je 15 Prozent ist das Schönste an ihrem Beruf das Management der Mitarbeiter beziehungsweise der User-Support – die menschliche Komponente also. Und um die Frage nach dem IT-Helden zu beantworten: Jeder fünfte nannte Bill Gates. Tim Berners-Lee brachte es auf 16 Prozent der Stimmen, Linus Torvalds auf 15 Prozent, Charles Babbage und Alan Turning je auf 9 und Steve Jobs auf 8 Prozent.



Return on Investment


Wissen dank Outsourcing

Ein zentraler Punkt der Umfrage ist dem Thema Outsourcing gewidmet, mit dem sich in den vergangenen zwei Jahren wohl jeder IT-Verantwortliche einer grösseren Firma herumschlagen musste. Als Hauptvorteil des Outsourcings gewisser Bereiche bezeichnen die IT-Manager den Zugang zu Skills, die innerhalb der Firma nicht vorhanden sind (29 % der Antworten). 28 Prozent sehen den Outsourcing-Vorteil darin, dass intern mehr Fokus auf die restlichen Aufgaben gelegt werden kann, und für 24 Prozent sind die Service Level Agreements der Lockstoff des Outsourcing.
37 Prozent würden idealerweise den Support und die Pflege der Infrastruktur ausser Haus geben, gefolgt von Business Continuity und dem User Support mit je 19 Prozent sowie dem Netzwerk- und Datenmanagement mit 18 Prozent.





Interessant ist auch, welche Teile der IT man bereit wäre, fürs Offshore-Outsourcing – beispielsweise in Billiglohnländer wie Indien – freizugeben. Am ehesten wäre dies noch beim Netzwerk- und Datenmanagement (29 % Offshore, 71 % Onshore-Nennungen) denkbar, gefolgt vom User-Support mit einem Verhältnis von 24 zu 76 Prozent zugunsten des Onshorings. Nur gerade 10 Prozent hingegen können sich beim Support und bei der Pflege der Desktops ein Offshore-Outsourcing wirklich vorstellen.
Abgehalten werden ein Drittel der Manager vom Outsourcing, weil sie einen Verlust der Überschaubarkeit und der Kontrolle befürchten. Eine Bedrohung der Jobsicherheit des IT-Staff hält hingegen 14 Prozent vom Outsourcing ab.





Outsourcing spart Kosten


Branchen-Unterschiede

Synstar hat nebst den allgemeinen Ergebnissen auch die Länder und die verschiedenen Business-Sektoren miteinander verglichen. So scheint der Stress der deutschen und holländischen IT-Manager beispielsweise bei weitem nicht so gross zu sein wie derjenige der französischen, irischen und spanischen IT-Verantwortlichen.
Zu den Branchenvergleichen: Im Bankensektor sorgen sich beispielsweise 39 Prozent, die IT werde von der Geschäftsleitung nicht wahrgenommen, und weitere 31 Prozent machen sich zumindest Gedanken zu diesem Thema. In der Industrie betragen diese beiden Werte 45 (ernsthaft besorgt) und 33 Prozent (beunruhigt), im Public Sector 39 (ernsthaft besorgt) und 41 Prozent (beunruhigt).






Am meisten Probleme mit der Instabilität der IT-Systeme scheinen im Retail zu herrschen (86 % der Manager sind besorgt). Zum Vergleich: im Bankensektor sind dies «nur» 57 Prozent.
Über das ökonomische Klima wiederum scheint man sich vor allem bei den Banken und beim Retail Gedanken zu machen – nur je 14 Prozent der Manager aus diesen Bereichen zerbrechen sich deswegen nicht den Kopf. In anderen Branchen sind es immerhin 30 Prozent, die sorglos sind.
Bei Fragen zum Thema Outsourcing findet man hingegen kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Sowohl bei Versicherungen wie auch in der Industrie glaubt man, durch selektives Outsourcing könne man am effektivsten Kosten einsparen und dabei die Performance verbessern.
Und zum Abschluss: Beim Bankensektor ist Bill Gates der klare Sieger der IT-Hero-Umfrage (34 %). Im Bereich Public Sektor heisst der meistgenannte IT-Held aber Linus Torvalds (20 %).
Die wichtigsten Resultate der Umfrage haben wir hier für Sie zusammengefasst. In dem 72-seitigen, mit Grafiken angereicherten PDF auf der Synstar-Site (www.synstar.com) finden Interessierte aber noch viele weitere Ergebnisse.

(mw)


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