InfoWeek-Serie IT-Berufe: Multimedia-Jobs

Ein gutes Portfolio ist das Ein und Alles, Diplome zählen bei der Suche nach einem Multimedia-Job wenig.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/16

     

Wer heute einen Job im Web- und Multimedia-Bereich sucht, braucht ein dickes Fell. Die Krise im IT-Umfeld, die nun seit rund zwei Jahren grassiert, hat der Bereich Internet besonders zu spüren bekommen, und dies wirkt sich automatisch auch auf die Jobsituation aus. Eine Stelleninserat in diesem Bereich ist deshalb momentan ungefähr so häufig zu finden wie Schnee in der Sahara.




Trotzdem, vereinzelte Jobangebote gibt es auch im Umfeld Web/Multimedia. Der Run auf dieselben ist jedoch ungemein gross. So hat beispielsweise der Jobvermittler Uniwork eine Stelle im Webbereich ausgeschrieben. Auf so ein Inserat bekomme man bei Uniwork ein "Postiwägeli" voll Bewerbungen. Zu denken geben sollte jedoch die Tatsache, dass von diesen Bewerbern kaum jemand eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhält. Der Gund: Die Qualifikation - ja das Gesamtbild der Bewerber genügt den Anforderungen schlicht nicht.


Wenn schon Papiere, dann die richtigen

In diesem Berufssegment gibt es nach wie vor viele Quereinsteiger und Leute ohne Ausbildung, die sich ihr Wissen autodidaktisch erworben haben. Dies genügt heute offenbar nicht mehr. So macht Christian Oser, Personalberater Informatik und Telekom bei Uniwork, gleich von Anfang an klar, "dass die Vermittlung von Quereinsteigern unmöglich geworden ist." Ein SIZ-Diplom ist das Minimum. Ein Multimedia-Producer-Diplom des SAE Institute, einer internationalen Privatschule, werde jedoch lieber gesehen und von den Firmen auch höher gewertet, so Oser weiter. Ebenfalls positiv wirkt sich ein Berufsabschluss im grafischen Bereich aus. Zudem sollten die Diplome noch gepaart sein mit Berufserfahrung. "Wer heute nicht auf 80 Prozent der Kriterien eines Inserats passt, hat kaum eine Chance auf den Job", so Oser abschliessend.



Bei Internet- und Multimediaspezialisten INM Inter Network Marketing sieht die Situation weitgehend ähnlich aus. Die besten Chancen, einen Job im Bereich Web und Multimedia zu finden, hätten ganz klar Berufsleute mit einer abgeschlossenen Berufslehre im grafischen Bereich oder einer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule, so INM-CEO Urs Gerber. Wenn sie darüber hinaus noch einen Web-Publisher-Kurs als Weiterbildung absolviert haben, stünden die Chancen sicher nicht schlecht, etwas zu finden. Der Webpublisher SIZ allein sei eigentlich gar keine Ausbildung mehr, die in der Industrie gesucht würde, denn ein Absolvent ohne Vorkenntnisse erfülle die Anforderungen weder im grafischen noch im programmiertechnischen Bereich. Gerber empfiehlt anstelle des SIZ-Diploms eher das SAE Institute, "da Absolventen dieser Schule viel die besseren Referenzprojekte vorweisen können." Eine weitere Privatschule, die einen guten Ruf besitze, sei die EB Wolfbach, so Gerber. Er gesteht jedoch ein, dass es hierzulande nicht einfach ist, die richtige Ausbildung zu finden.




Beim Thema Quereinsteiger winkt Gerber nicht vollends ab. Erst kürzlich hätte man einen Quereinsteiger gerne angestellt, dieser hat sich dann aber anderweitig entschieden. Dieser Kandidat konnte offenbar ausgezeichnete Referenzobjekte vorweisen. Gerber hält denn auch fest: "Gute Referenzen sind am wichtigsten. Die Diplome sind dann eigentlich egal."



So sieht es auch Patrick Füglistaller, Geschäftsführer der Webagentur Trilogic. Entscheidend seien ein gutes Portfolio sowie der Willen, sich ständig weiterzubilden. Ist beides vorhanden, würden Diplome oder Berufsausbildung keine grosse Rolle mehr spielen.



Diese Meinung wird von Bastiaan van Rooden von Nothing Medialabs unterstrichen. Er fügt aber noch einen entscheidenden Punkt an: "Da im Web- und Multimedia-Bereich ohnehin eine dauernde Weiterbildung stattfindet, ist das technische Wissen gar nicht so wichtig. Wichtig ist das Menschliche bei einem Bewerber." Papiere wie ein Diplom der SAE und SIZ hingegen sagen van Rooden überhaupt nichts.




Reichtum nicht programmiert

Der Multimedia- und Webbereich ist aufgrund der Jobsituation derzeit definitiv nicht der ideale Bereich, um in die IT-Welt einzusteigen. Zudem: Reich wird man in der Internet-Welt auch nicht. Die Gehaltsangaben der befragten Firmen bewegten sich zwischen 3500 Franken für eine Angestellten, der aber noch ausgebildet wurde, und rund 8000 Franken für einen Art Director - also einen grafischen Leiter. Im Normalfall bekommt ein Angestellter zwischen 25 und 30 Jahren, der die Kriterien erfüllen kann, zu Beginn der Anstellung einen Betrag zwischen 4500 und 6000 Franken.



Angenehm ist die Situation einzig für die Arbeitgeber: Sie können sich unter den Bewerbern die Rosinen zu einem günstigen Preis herauspicken.




Ob man für diesen Betrag eine Schulausbildung in Kauf nehmen will, die je nach Schule bis annähernd 15'000 Franken kosten kann, muss jeder für sich selbst entscheiden. Dass das Diplom jedoch keine Garantie auf einen Job ist, machen die Webagenturen ganz klar.



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