Netzhungriges Skype-Handy

Netgears Skype-Handy enttäuscht im Praxis-Test, in erster Linie aufgrund der schwachen Batterieleistung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/01

     

Gut und gerne ein Jahr ist es her, seit Netgear erstmals sein Skype-Handy vorgestellt und für das erste Quartal 2006 angekündigt hat. Bis das VoIP-Telefon nun tatsächlich in der InfoWeek-Testredaktion beziehungsweise im Ladengestell aufgetaucht ist, ist beinahe ein Jahr ins Land gezogen, was darauf schliessen lässt, dass der Netzwerk-Spezialist mit einigen Problemen rund ums Skype WiFi Phone SPH101 zu kämpfen hatte. Und es scheint, als hätte Netgear noch etwas weiterkämpfen sollen, denn für den täglichen Gebrauch taugt das Handy nur bedingt.
Dabei ist der erste Eindruck noch durchaus erfreulich, allein schon deshalb, weil das Gerät hübsch gestaltet und angenehm klein und leicht ist. Das gute Gefühl bleibt auch, als das SPH101 nach dem ersten Aufladen eingeschaltet wird. Problemlos wird der heimische WLAN-Access-Point (ebenfalls von Netgear) gefunden. Nach der Eingabe des bestehenden Skype-Usernamens und Passwortes werden Skype-Kontakte einigermassen zügig angezeigt, und es kann im Prinzip losgeschwatzt werden – all das, ohne je einmal die Bedienungsanleitung konsultiert zu haben. Die Navigation ist angenehm, intuitiv und problemlos und auch das Display ist hell und scharf. Alles in Ordnung soweit.


Warm um die Ohren

Skepsis kommt jedoch beim ersten Anruf (via SkypeOut auf eine Schweizer Festnetznummer, da gerade keine Skype-Kontakte online sind) auf. Zum ersten erinnert die Gesprächsqualität bei eben diesem Telefonat eher an Walkie-Talkie-Gekrächze. Dies lässt sich jedoch wohl damit erklären, dass die Verbindung via Skype nicht immer optimal ist. Im grossen und ganzen ist die Gesprächqualität nämlich sowohl bei Anrufen auf Skype-Accounts wie auch aufs Fest- und Mobilnetz in Ordnung und lässt kaum Kritik zu. Viel beunruhigender ist jedoch die Tatsache, dass das Telefon nach spätestens 5 Minuten quasseln unangenehm warm am Ohr wird. In einer kühlen Winternacht mag dies ja in Ordnung sein, aber in Zeiten von explodierenden Akkus wird der geneigte Tester schon etwas nervös, wenn er von einem Telefon heisse Ohren kriegt.






Wie dem auch sei: Eine weitere böse Überraschung folgt am Tag danach, dem zweiten Testtag. Der eben erst voll aufgeladene Akku scheint seinen Geist aufgegeben zu haben, und das schon nach vielleicht 10 Minuten telefonieren, 10 Minuten mit den Menüs spielen und 15 Stunden Stand-by-Zeit. Und tatsächlich: Ein ungläubiger Blick auf das Kleingedruckte der Verpackung bestätigt den grössten Schwachpunkt des Geräts: Die Gesprächszeit beträgt – gemäss Hersteller wohlgemerkt – zwei Stunden, die Stand-by-Zeit deren 20. In der Praxis sieht das dann in etwa so aus, dass ich das Gerät voll lade, vielleicht am Mittag ein kurzes Skype-Gespräch führe, das Telefon danach im Stand-by-Modus irgendwo hinlege (schliesslich kann ich darauf ja auch erreichbar sein), am Abend nach Hause gehe, am nächsten Morgen wieder mal ein Gespräch führen will und dann merke, dass mein neuestes Spielzeug tot ist und vorerst für einige Stunden an den Strom will. So viel zum Thema Handy-Feeling!


Public-WLAN? Fehlanzeige!

der mit einem leeren Akku schon mässig gut begann, steigerte sich dann auch nicht mehr erheblich. Neu geladen wollte das SPH101 nämlich um keinen Preis mehr mit dem Access Point zusammenspielen – wohlgemerkt, demselben Access Point, der am Tag zuvor mit denselben Einstellungen in Null Komma nichts funktioniert hatte. Zwar wurde der WLAN-Router gefunden, eine Verbindung mit ihm herzustellen jedoch verkam zum Ding der Unmöglichkeit. Ein Blick in einschlägige Foren zeigte zumindest, dass man nicht allein mit dem Problem dastand. Da war (und ist) unter anderem die Rede von Einfrieren, ungewollten Reboots (beides ist beim Testgerät nie passiert) und eben der Unfähigkeit, sich mit einem Hotspot zu verbinden. Abhilfe für das Problem schuf erst das manuelle Neueinrichten der WLAN-Verbindung – oder vielleicht auch der Zufall.
Und ein letzter Schwachpunkt: Dadurch, dass auf dem Handy lediglich ein Skype-Client, aber kein Browser installiert ist, kann man sich auch nicht an öffentlichen Hotspots, die ein Log-in benötigen, einwählen.

(mw)


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