Editorial

Gebt der Swisscom ihr Monopol zurück


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/05

     

Ich bin die Diskussion leid: Disput um die letzte Meile hier, Bundesrat entscheidet da, ComCom fordert Entbündelung dort. Nehmt der Swisscom doch einfach die letzte Meile weg, dann ist Ruhe. Oder noch besser: Gebt der Ex-Monopolistin ihr Monopol zurück, dann ist ebenfalls Ruhe, und die technische Entwicklung im Schweizer Breitband-Netz geht wieder vorwärts.



Ich bin nämlich inzwischen der festen Überzeugung, dass die Unsicherheit um die Hausanschlüsse die Entwicklung hierzulande entscheidend und unnötig bremst. Zu dieser Überzeugung haben mich jüngst zwei hohe Tiere bei Schweizer Providern gebracht. So hat einer der beiden in der letzten InfoWeek-Ausgabe ganz klar auf den Punkt gebracht, dass die Swisscom kein Interesse daran hat, die Schweiz beispielsweise mit einem flächendeckenden Glasfasernetz auszustatten, solange sie nicht weiss, ob das Netz ihr nächstes Jahr auch noch gehört. Klar: Wenn ich auf Milliarden sitzen würde, würde ich mein Geld auch lieber in sichere Geschäfte wie die Rettung unserer nationalen Fluggesellschaft investieren. Wie auch immer...




Stellen Sie sich vor: Glasfaser in jedem Haus, jeder Wohnung. Unser Land führend in der Breitbandtechnologie. Doch soweit wird es (vorerst) nicht kommen. Stattdessen wird nicht einmal die jetzige Technologie konsequent weitergetrieben oder so attraktiv gemacht, dass Dial-up-Anschlüsse der Vergangenheit angehören.



Es ist nämlich so, dass die Swisscom mit ihren ADSL-Wholesale-Partnern durchaus zusammensitzt und neue Ideen andenkt. Es ist aber auch so, dass viele Ideen verworfen werden, denn sobald die Swisscom zu aggressiv auf dem Breitband-Markt auftritt, hat sie umgehend die Wettbewerbkommission am Hals. Die Swisscom sei regelrecht eingeschüchtert, hat mein anderer Gesprächspartner sogar festgestellt. Stattdessen warte man lieber, bis die Cablecom etwas mache, dann nörgle zumindest niemand, wenn die Swisscom gleichzieht.



Wenn es jetzt also darauf hinausläuft, dass die Schweizer Breitband-Entwicklung davon abhängt, was die Cablecom macht, dann fordere ich vehement, dass die Swisscom die letzte Meile für die nächsten 20 Jahre behalten darf.

(mw)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER