Charles d'Heureuse, CTO Bluewin
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/04
Spam ist nicht nur für Anwender ein Problem, sondern kann auch beim Provider auf technischer Seite zu Engpässen führen. Wo liegen die Grenzen von Bluewin?
Das Problem, dass wir in einen Engpass geraten könnten, besteht zum Glück nicht. Wir sind relativ grosszügig bestückt, was unsere Systeme angeht. Natürlich ist es aber ein Ärgernis, wenn wir nur aufgrund des hohen Spam-Aufkommens zu früh wieder in neue Infrastruktur investieren müssen.
Wie realistisch sind denn technische Schutzmassnahmen gegen Spam wie diejenigen, die jüngst von Bill Gates vorgeschlagen wurden? (Anmerkung der Red.: Gates schwebt ein System vor, dass den PC beim Mailversand eine einfache Operation ausführen lässt, was einen Server bei Massenmails in die Knie zwingen würde.)
Wir kennen den Vorschlag von Microsoft noch nicht im Detail. Als ISP erachten wir eine rechenintensive Lösung als unrealistisch. Wir verarbeiten derart grosse Volumina, dass nur schon die Frage, ob wir allenfalls einen zweiten Spam-Filter in Serie schalten wollen, uns von den Kapazitäten her vor eine grosse Herausforderung stellt.
Themawechsel: Bluewin ist primär im Consumer-Umfeld aktiv. Sind Business-Kunden für Sie uninteressant?
Es ist richtig, dass unser Zielmarkt der Endverbraucher ist. Es gibt andere Bereiche innerhalb der Swisscom, die gezielt KMU- und Business-Kunden betreuen.
Geht es nicht darum, andere Provider, die primär im Business-Umfeld tätig sind, nicht zu sehr zu bedrängen, um den Regulator nicht zu verärgern?
Nein, man hat nicht in erster Linie auf andere Provider geschaut, sondern berücksichtigt, was innerhalb des Konzerns Sinn macht.
Wie geht es weiter mit ADSL?
Die Technologie hat sicher noch Potential. Wenn man in die USA blickt, sind Bandbreiten bis 8 Mbps für Privatkunden sehr verbreitet, und über kurz oder lang werden sich die Durchsätze auch in der Schweiz in diesem Bereich bewegen. Es ist aber auch klar, dass sich alle grossen Telcos bereits Gedanken über Nachfolgetechnologien machen.
Dahin zielt auch die letzte Frage: Was kommt nach ADSL?
VDSL wäre eine Technologie, die auf der Kupfertechnologie noch mehr bieten könnte. Eine andere Möglichkeit geht Richtung Glasfaser. Eine weitere Variante wäre Ethernet to the Home, also ein schweizweites LAN. Wann allerdings welche Technologie kommt, hängt vom Regulator ab. So lange die Swisscom einen Meter Kabel verlegt, aber nicht weiss, ob ihr der Meter Kabel morgen noch gehört, wird sie bei Investitionen vorsichtig sein.