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Bluewin: Trick für mehr Bandbreite von Tiscali

Verpasste Chance für Bluewin-ADSL-Kunden: Bis Ende letzten Jahres war es mit einem einfachen Trick möglich, sich mehr Bandbreite zu erschleichen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/01

     

Wie das ging? Hier eine Anleitung: Eine Kunde, der beispielsweise einen 300-kbps-Zugang abonniert hatte, musste sich für das Stream-it-Angebot von Bluewin anmelden. Damit dieses Angebot - bei dem man zum Beispiel Filme via ADSL streamen kann - auch funktioniert, muss Bluewin die Bandbreite des jeweiligen Anschlusses während der Stream-it-Nutzung auf 2 Mbps erhöhen. Soweit so gut: Als nächsten Schritt musste man sich bei Tiscali für einen Free-Access-Account anmelden. Mit dem Nutzernamen und dem Passwort dieses Accounts loggte man sich dann am heimischen Router beziehungsweise Modem ein, und siehe da: Man konnte ohne einen Rappen Aufpreis zeitlich unbeschränkt über eine 2-Mbps-Leitung verfügen! Einzig das eigentliche Stream-it-Angebot funktionierte nicht mehr.



So unglaublich das kleine Trickchen anmutet, es funktionierte tatsächlich, wie Tiscali nun bestätigte. Der Grund lag bei Tiscali. Die beiden Systeme Tiscali Free Access und Tiscali ADSL wurden, so der Provider, "aus Gründen der einfacheren Handhabung für die Kunden kombiniert." Das bedeutete aber auch, dass sich ein Free-Access-Kunde mit seinen Login-Daten an jedem ADSL-Zugang ins Tiscali-Netz einloggen und die volle von der Swisscom freigeschaltete Bandbreite nutzen konnte. An einem Bluewin-ADSL-Zugang mit freigeschaltetem Stream-it waren dies nun halt 2 Mbps. Die Tatsache, dass dies funktioniert, war Tiscali denn auch schon länger bekannt, jedoch vor Bluewins-Stream-it-Aufschaltung kein Problem. Offenbar hat der von Nicht-Tiscali-Kunden generierte Traffic bei Tiscali aber in den letzten Monaten zugenommen. "Aus diesem Grund werden die Dial-up- und ADSL-Kunden seit Dezember getrennt behandelt", so der ISP in einem Statement. Weiter betont der Provider, dass zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsproblem bestanden hat. "Der einzige Effekt war, dass Tiscali etwas mehr Internetverkehr abwickeln musste."




Übrigens: An Bluewin scheint die Geschichte vorbeigegangen zu sein. Mit der Frage konfrontiert, ob es in irgendeiner Form möglich sei, die von Stream-it benötigte höhere Bandbreite auszunutzen, schreibt der Providerriese in einer Stellungnahme, dass ein ADSL-Abonnent nur mit der im Vertrag ursprünglich erworbenen Geschwindigkeit downloaden, uploaden oder streamen kann. User, die sich brüsteten, eine erhöhte Performance dank Stream-it zu geniessen, würden einem Trugschluss erliegen. So ganz richtig war das zumindest bis im letzten Dezember aber nicht.

Weko rügt Swisscom

Kurz vor Weihnachten hat die Wettbewerbskommission Swisscom wegen Missbrauchs ihrer Marktbeherrschung bezüglich ADSL gerügt. Die Weko hat festgestellt, dass Swisscom ihre Tochter Bluewin gegenüber konkurrenzierenden ADSL-Anbietern bevorzugt. Konkret geht es um das Rabatt-System, welches Bluewin im Vergleich zur Konkurrenz tiefere Netzbenutzungspreise einräumt. Swisscom wurde verpflichtet, auf das Rabattsystem zu verzichten. Swisscom hat auf die Rüge mit einer Beschwerde bei der Rekurskommission und der üblichen Verlautbarung, dass der Breitbandwettbewerb spiele, reagiert.

(mw)


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