Editorial

Orange träumt den Festnetz-Traum


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/12

     

«Im Privatkundenbereich wird ein Festnetz-Angebot in Aussicht gestellt.» Wenn diese Aussage eine der wesentlichen Messages einer neuen Strategie eines Telekom-Anbieters mit einem orangen Logo ist, wird der geneigte Redaktor – und wahrscheinlich nicht nur der – stutzig. Von new Orange ist die Rede, von einer Strategie namens Next, von Konvergenz und von der Ambition, der erste global integrierte Telecom-Anbieter zu werden.
Und dann stellt man Privatkunden ein Festnetz-Angebot in Aussicht? Wohlgemerkt ohne konkreter zu werden als «dass ein Angebot noch vor Ende 2007» lanciert werden soll. Also innerhalb der nächsten anderthalb Jahre. Ein reichlich grosszügig bemessener Zeitraum. Obwohl: Ob Orange nun nächste Woche oder im November 2007 mit Festnetz kommt – ein bisschen spät ist man ohnehin.




Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Orange in der Schweiz eine Strategie umsetzen muss, die so gar nicht zu Orange in der Schweiz passen will. Blickt man beispielsweise nach Frankreich, wo new Orange ebenfalls in die Tat umgesetzt wird, sieht die Sache schon etwas anders aus. So wurde in unserem Nachbarland von der Orange-Mutter France Télécom beispielsweise Unik für September 2006 angekündigt, ein 2-in-1-Telefon, dass sich innerhalb der eigenen vier Wände via WiFi mit der sogenannten Livebox (erlaubt TV, Internet und Telefonie) verbindet und Gratis-Gespräche erlaubt. Unterwegs funktioniert Unik wie ein herkömmliches Handy. Oder Orange Optimales, ein «All included»-Paket mit Breitband-Internet, Digital-TV und Telefonie. Kurzum, Orange in Frankreich ist ein voll­umfänglicher Quadruple-Player (Fix- und Mobiltelefonie, Internet und TV).





Doch in der Schweiz ist Orange bis heute «lediglich» ein Mobilfunkanbieter – und wird auch so wahrgenommen. So fehlt nicht nur das Festnetz, sondern auch das Image des Anbieters von integrierten Festnetz-, Internet- und Mobil-Diensten. Da stellt sich auch
die Frage, ob Orange mit einem – wer weiss, vielleicht sogar attraktiven – Quadruple-Angebot in der kleinen, gesättigten und umkämpften Schweiz mit einer starken Swisscom, einer gesetzten Sunrise und einer aufstrebenden Cablecom überhaupt erfolgreich sein könnte. Leere Markting-Hülsen mit Begriffen wie «new» und «next» reichen aber mit Sicherheit nicht.

(mw)


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