Klicken statt blättern: Jobportale boomen

Rund 50’000 Jobs sind online ausgeschrieben, Tendenz steigend. Dennoch verschwinden die Stellenanzeigen in den Printmedien nicht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/23

     

Das Internet macht's möglich: Statt mühsam in Tageszeitungen nach dem Traumjob zu fahnden, gibt es seit einigen Jahren Jobportale auf denen mehrere tausend freie Stellen ausgeschrieben sind und die Arbeitssuche deutlich vereinfachen. Dass die traditionellen Stellenanzeigen in Tages- und Wochenzeitungen mit der elektronischen Konkurrenz nur schwer mithalten können, liegt angesichts des Umfangs der gedruckten Beilagen auf der Hand. Internet-Börsen haben zudem den Vorteil, dass Stellenanzeigen nach vielfältigen Kriterien durchsucht werden können, auch ältere Anzeigen verfügbar sind und die Hände nicht zuletzt frei von Druckerschwärze bleiben. Praktischer geht es kaum. Die Stellensuche und Bewerbung über das Internet spart eine Menge Zeit und ist wesentlich effizienter als das stundenlange Blättern in Zeitungen.


Keine reinen Stellenvermittler

Jobbörsen im Netz sind längst keine reinen Stellenvermittler mehr. Die grossen Plattformen wandeln sich zu umfassenden Berufsportalen. Sie sollen den Surfer von der Bewerbung über den Berufseinstieg und später auch auf der Karriereleiter nach oben begleiten. Fast jede Jobbörse bietet den Suchenden komfortable Service-Tools wie Newsletter, persönliche Jobangebote per Mail sowie Karriere- und Bewerbungstips. Und auch den Unternehmen wird durch neue Serviceleistungen die Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften erleichtert. Allerdings ist es nicht leicht, die richtige Suchmaschine im Netz zu finden. Der Markt der elektronischen Stellenbörsen teilt sich auf in Generalisten und Spezialisten. Grosse Plattformen wie Stepstone oder Jobpilot versuchen eine breite Masse von Anbietern und Nachfragern anzuziehen. Kleinere, spezialisierte Vermittler wie Eurowebjobs.com (IT-Berufe) oder Topjobs.ch (mittleres und oberes Kader) sprechen dagegen eine eingeschränkte Zielgruppe an. In der Schweiz gibt es zur Zeit ungefähr 70 Jobbörsen, die gegenwärtig rund 50'000 vakante Stellen im Angebot führen.





Internationale Suche

Der Internationalisierung der Plattformen sind im Moment noch Grenzen gesetzt. Diese Dienstleistung geht zur Zeit noch an den Bedürfnissen der Schweizer Bewerber vorbei. Nur wenige sind zu internationalen Karrieren bereit, und die wissen meist vorab schon, wohin sie wollen. "Im Moment ist es für uns Schweizer noch schwierig eine Arbeitsbewilligung für das Ausland zu bekommen. Das schreckt die meisten Jobsuchenden davon ab, nach einer Stelle im Ausland Ausschau zu halten. Die wenigen Interessierten suchen gezielt auf den Sites der ausländischen Firmen", so Philippe Wagner, Projektleiter bei Topjobs Net AG. Im Hinblick auf die Annahme der Bilateralen im Jahr 2002 sollte dieser Trend jedoch zunehmen.





Grosse Zukunft

Dass sich die Arbeitssuche immer mehr ins Internet verlagert, ist kein Geheimnis. Doch ist der Höhepunkt schon erreicht? Philippe Wagner: "Wahrscheinlich wird der Onlinemarkt noch ein wenig zulegen. Aber auf keinen Fall werden die gedruckten Anzeigen verschwinden. Gedrucktes bietet Annehmlichkeiten, die das Internet nicht bieten kann."



Dafür sprechen die ernüchternden Zahlen einer Studie, die die Zeitschrift Stern letztes Jahr in Auftrag gab. Gerade mal 14 Prozent der Online-User nutzen ihren Internetzugang um in Jobbörsen zu stöbern. Das Ergebnis der intensiven Marketinganstrengungen so mancher Stellenbörse ist bescheiden. In Deutschland ereichen nur sechs der elf grössten Börsen einen Bekanntheitsgrad von mehr als 30 Prozent. Aktuell sind auch die Resultate einer Untersuchung der "Association of Graduate Recruiters" in Grossbritannien: Sie untermauern, dass Jobbörsen vor allem bei Uni-Absolventen im Trend liegen. So sollen sich fast 90 Prozent der Studenten, die in ihrem letzten Studienjahr auf Jobsuche waren, per Internet über Karrierechancen und Firmen informiert haben.




Aus der Sicht des Kandidaten bringt das Internet bei der Stellensuche gewaltige Vorteile. Von zu Hause aus kann er sich über den Arbeitsmarkt orientieren, bei Stellenvermittlern oder potentiellen Arbeitgebern rasch Auskünfte einholen, sich über die Aktivitäten einer interessanten Firma informieren - und dies nicht nur lokal, sondern weltweit, sich an möglichst vielen Orten unverbindlich und kostenlos eintragen lassen und die Bewerbung auch gleich online abschicken.



Die Marktforscher von Forrester Research in Boston schätzen, dass das Volumen gedruckter Stellenanzeigen bis in zwei Jahren auch in der Schweiz um 30 Prozent abnimmt, und auch Personalberater, Human Ressources Manager und Anbieter sind sich einig, dass die Jobsuche auf dem Internet eine grosse Zukunft hat.



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