Das bringt Microsoft 2006

Microsofts Highlights 2005 waren Windows Server 2003 R2 und SQL Server 2005. 2006 wird das Jahr von Windows Vista.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/01

     

Microsoft hat angekündigt, dass der Windows-XP-Nachfolger Windows Vista noch 2006 veröffentlicht werden soll, während die Serverversion «Longhorn» erst für 2007 geplant ist. Ob das klappt, bleibt abzuwarten. Von Windows Vista gibt es bisher erst die Beta 1, und es werden mindestens noch eine zweite Betaversion und ein Release Candidate folgen. Möglicherweise wird die Veröffentlichung also erneut verschoben. Dennoch werden das abgespeckte Betriebssystem-Update und Office 12 die Highlights in Microsofts magerem Release-Jahrgang sein.
Windows Vista ist eher mit dem Sprung von Windows NT 4.0 zu Windows 2000 als mit dem vergleichsweise kleinen Schritt von Windows 2000 zu XP vergleichbar. Die Änderungen liegen dabei vor allem im Programmiermodell, das umfassend angepasst wurde.


Sicherheit im Vordergrund

Wenig überraschend ist, dass in Windows Vista viele neue Sicherheitsfunktionen integriert werden. Der Fokus liegt auf dem Schutz des Systems vor externen Angriffen, also Viren, Würmern oder Phishing-Attacken. Neben Funktionen für die Erkennung von Schädlingen wird es auch Mechanismen für Systemdienste geben, mit denen atypische Aktivitäten im System erkannt werden können. Anwendungen werden sich zudem mit geringeren Privilegien ausführen lassen. Eine wichtige Neuerung ist der Internet Explorer 7, in den unter anderem Anti-Phishing-Funktionen integriert werden, die den Benutzer frühzeitig warnen. Ausserdem wird ein geschützter Modus eingeführt, aus dem zwar auf das Web zugegriffen werden kann, aber keine Änderungen an Benutzer- oder Computereinstellungen erfolgen dürfen.
Als wichtiger Pfeiler im Security-Bereich wird das Konzept der Network Access Protection vorbereitet, das sich aber erst mit Longhorn vollständig umsetzen lassen wird. Damit können Clients bereits vor der Verbindung mit dem Netzwerk analysiert werden, um nicht erlaubte Anwendungen, Viren, Würmer und geänderte Konfigurationseinstellungen zu erkennen und diese beseitigen oder korrigieren zu können.






Die auf längere Sicht interessanteste Erweiterung ist aber die erstmals integrierte Unterstützung für TPM-Hardware. TPM (Trusted Platform Model) ist ein zentraler Baustein von Microsofts Trusted Computing Architecture, mit der Software- und Hardwarefunktionen integriert werden. Die Chips können etwa Schlüssel speichern, die für den Schutz von Festplatten eingesetzt werden. Sie sind aber auch in Verbindung mit dem Digital Rights Management (DRM), also dem Schutz von digitalen Informationen vor missbräuchlicher Verwendung, unverzichtbar.


Aus Entwicklersicht

Hinter den zahlreichen Neuerungen stehen grundlegende Veränderungen am Programmiermodell. Eines der wichtigsten Elemente ist die Windows Presentation Foundation (Codename «Avalon»), mit denen sich grafische Umgebungen realisieren lassen. Die zweite fundamentale Änderung ist die Windows Communication Foundation (Codename «Indigo»). Damit werden umfassende Web-Service-Dienste für Anwendungen bereitgestellt. Über diese Schnittstellen lässt sich auch eine einheitliche Kommunikation realisieren, unabhängig davon, ob Web Services oder andere Mechanismen wie IPC (Inter Process Communication) genutzt werden.
Schliesslich wird es ein neues Dateisystem, das WinFS, geben. Dieses baut auf dem NTFS auf und indiziert und beschreibt die Informationen. WinFS wird allerdings erst nach dem Release von Longhorn verfügbar werden.
Die übergeordnete Bezeichnung für die neuen APIs ist WinFX. Neben Avalon, Indigo und dem WinFS zählen dazu auch Infocard für das Management von Identitätsdaten und die Windows Workflow Foundation für die generische Gestaltung von Workflows.


Office 12

Neben Windows Vista dürfte auch der Release von Office 12 im Jahr 2006 erfolgen. Die neue Office-Version ist derzeit ebenfalls im Betastadium und wird wohl kurz nach Windows Vista auf den Markt kommen. Office 12 wird unter anderem mit einer überarbeiteten Benutzerschnittstelle und einer umfassenden XML-Unterstützung aufwarten. Ausserdem wird die Integration mit Serverdiensten wie Microsoft Sharepoint ausgebaut, um ECM-Funktionen (Enterprise Content Management) zu bieten.
Microsoft bezeichnet Office 12 als wichtigsten Release seit mehr als zehn Jahren – insofern darf man sicher auf die neue Version gespannt sein.


Windows System Center

Ein bisschen wird sich auch beim Systemmanagement bewegen. Microsofts schon lange angekündig­tes System Center wird Realität – wenn auch (immer noch) nicht als integrierte Lösung. Der Systems Management Server (SMS) und der Microsoft Operations Manager (MOM) bleiben vorläufig getrennte Produkte.
Die erste Komponente im System Center ist der Windows System Center Data Protection Manager 2006. Mit dieser Anwendung lassen sich Daten besser schützen und wiederherstellen. Ausserdem wird der Windows System Center Reporting Manager 2006 veröffentlicht, mit dem sich Daten, die vom SMS und MOM generiert werden, über die Reporting-Funktionen des SQL Server auswerten lassen. Des weiteren kommt der Windows System Center Capacity Planner 2006, mit dem sich Exchange-Server- und MOM-Umgebungen besser planen lassen.






Alles in allem ist das, was Micro­soft in diesem Bereich angekündigt hat, eher enttäuschend. Auf den grossen Wurf, so er denn überhaupt kommt, wird man bis nach dem Release von Longhorn warten müssen. So lange wird man auch mit dem SMS leben müssen, der nicht mehr state of the art ist (siehe Seite 17).
Zwei weitere angekündigte Produkte sind der BizTalk Server 2006 und der Commerce Server 2006. Beide stehen kurz vor dem Release und sind konsequente Weiterentwicklungen, die für die Nutzer deutliche Vorteile bringen, ohne dass sie den IT-Markt revolutionieren werden.


Und danach?

2007 könnte wieder ein deutlich interessanteres Jahr werden. Denn einige Produkte wie etwa die nächste Version des MIIS (Microsoft Identity Integration Server, Code-name «Gemini») werden in der «Longhorn Wave» erscheinen. Diese Produkte werden in grossem Umfang Longhorn-Funktionen wie die Workflow-Engine nutzen und deshalb erst nach dessen Release veröffentlicht werden können.




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