Lotus Notes/Domino 7: fehlende DB2-Integration

Lotus Notes und Domino 7 sind endlich da, mit Verbesserungen in vielen Bereichen. Die DB2-Integration als wichtigste Neuerung ist aber nicht fertig geworden

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/19

     

Zwischen dem Erscheinen der ersten von immerhin vier Betas und dem Release von Lotus Notes/Domino 7 in der englischen Version – die lokalisierten Varianten erscheinen erst Ende Jahr – lagen fast 18 Monate. Gerade in Anbetracht dieser langen Entwicklungszeit ist es sowohl bedauerlich als auch überraschend, dass die bei weitem wichtigste Neuerung im Produkt nur für Test- und Evaluationszwecke freigegeben wurde. Lotus hat mit dem Release 7 nämlich begonnen, die IBM DB2 als Alternative zu den bisherigen NSF-Dateien für die Speicherung der Domino-Datenbanken zu verwenden. Offensichtlich ist man aber mit der Implementierung, wohl vor allem wegen Performance, Skalierbarkeit und Verwaltbarkeit, noch nicht wirklich zufrieden, auch wenn die Integration in den Betaversionen einen guten Eindruck hinterlassen hat. Daher hat man sich dafür entschieden, diese Funktionen noch nicht offiziell freizugeben und statt dessen ein Preview-Programm – man könnte wohl auch von einem weiteren Betatest sprechen – aufzulegen, an dessen Ende die Schnittstelle mit einem der Minor-Releases von Domino 7 allgemein freigegeben werden soll.
Es ist allerdings nicht so, dass die DB2-Anbindung die einzige wesentliche Erweiterung bei Lotus Notes/
Domino 7 wäre. Es gibt bei allen Teilprodukten grössere und kleinere Änderungen, die aus dem Produkt im Ergebnis ein wirklich interessantes Release machen. Zudem hat Lotus auch von allen weiteren Produkten, also beispielsweise Sametime, Quickplace oder Workflow, neue Releases herausgebracht. Dabei garantiert Lotus, dass die Version 7 der verschiedenen Produkte jeweils untereinander harmoniert. Komplexe Abhängigkeiten zwischen Versionen, wie es sie früher gab, sind damit Geschichte.


Der Domino Server – besseres Management

Beim Domino Server ist zunächst das Domino Domain Monitoring (DDM) zu erwähnen. Lotus hat schon länger verschiedene Technologien für die Analyse von Ereignissen und die gezielte Überprüfung des Status von Servern in Lotus Domino integriert. Mit dem DDM werden diese Funktionen nun zusammengefasst und ausgebaut. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass einerseits verschiedene Monitoring-Funktionen integriert wurden und andererseits auch über die Grenzen von Domänen hinaus Daten gesammelt werden können. Dabei lassen sich auch mehrstufige Konzepte aufbauen, indem beispielsweise ein Server Informationen von anderen Systemen am Standort ermittelt, die wiederum von einem Server in der Zentrale zusammengefasst werden. Für das DDM wurden rund 50 vordefinierte Probes erstellt. Eine Probe definiert eine Statusabfrage auf einen Server, eine Datenbank oder einen Dienst. Mit diesen Probes und der Verarbeitung von Ereignissen der Server lassen sich bereits sehr viele Aufgabenstellungen im Systemmanagement für Domino-Server abdecken.





Parallel dazu wurden auch die Funktionen für die Analyse von Aktivitäten auf Servern ausgebaut. Die sogenannten Activity Trends stellen die Last grafisch dar. Zusätzlich können darüber auch Empfehlungen für die Verteilung der Last auf mehrere Server erfragt werden, wobei die geplante Belastung vorgegeben werden kann.
Wesentliche Erweiterungen finden sich auch bei der richtlinienbasierenden Administration. Mit ihrer Hilfe lassen sich zentral Vorgaben für die Client-Konfiguration machen. Zu den Erweiterungen im Release 7 zählen neben einer neuen Mail-Richtlinie, mit der sich unter anderem Signaturen und Sicherheitseinstellungen für Mails vorgeben lassen, auch neue Passwort-Regeln, mit denen genau gesteuert werden kann, wie komplex Kennwörter sein müssen.
Weitere Verbesserungen gibt es sowohl beim Installationsprozess des Servers, der nun für fast alle Plattformen identisch ist, und beim Smart Upgrade, mit dem automatisiert aktuelle Client-Versionen installiert werden können. Dort gibt es nun beispielsweise eine Übersicht über den Status der verschiedenen Clients.






Sowohl beim Server als auch beim Client finden sich zudem viele kleine Optimierungen zum Schutz vor unerwünschten Mails und Zugriffen aus dem Internet, von verbesserten Blacklist- und Whitelist-Funktionen über vorgegebene Disclaimer am Ende von Nachrichten bis hin zu neuen Regeln, mit denen die Überprüfung einer Nachricht beim Eintreffen definierter Kriterien auch ganz abgebrochen werden kann.


Domino Designer: Web Services

Beim Domino Designer gibt es zum einen bereits einige Erweiterungen für die DB2-Integration, die aber durch deren Verzögerung zunächst an Bedeutung verloren haben. Erwähnenswert ist aber das neue Web-Service-Design-Element. Damit lassen sich relativ simpel Web Services erzeugen. Bestehender Code lässt sich einfach umsetzen, weil es eine grosse Ähnlichkeit zu Agents gibt. Für Entwickler dürfte besonders attraktiv sein, dass sich die Web Services nicht nur in Java, sondern auch in LotusScript beschreiben lassen.
Ausserdem gibt es einige neue Methoden und Eigenschaften, wobei die Unterschiede im Vergleich zu der Version 6.5.x gering sind – sowohl beim Schritt von Domino 5.x zu 6.0 als auch von 6.0.x zu 6.5 gab es wesentlich mehr Erweiterungen bei den LotusScript- und Java-Klassen.


Lotus Notes: Verbesserungen im Detail

Bei der Client-Anwendung Lotus Notes gibt es nicht die grossen Neuerungen. Vielmehr finden sich in fast allen Bereichen viele kleinere Verbesserungen, insbesondere bei der Mail- und Scheduling-Funktionalität. Dazu gehören die Möglichkeit, ältere Einträge im Kalender und den Task-Listen über eine definierte Schnittstelle zu löschen, eine effizientere Verarbeitung von Raum- und Ressourcen-Reservierungen und die deutlich erweiterte Sametime-Integration. Erwähnenswert ist auch der Assistent, mit dem sich das Aussehen der zentralen Startseite anpassen lässt. Damit können unterschiedliche Informationen wie neue Mails und Kalendereinträge nach Wunsch angeordnet werden.


DAMO und DWA: Bessere Mail-Schnittstellen

gibt es viele Verbesserungen. Besonders wichtig ist, dass bei beiden Komponenten nun S/MIME für die Verschlüsselung und Signatur von E-Mails unterstützt wird. Die Funktion von DWA nähert sich generell immer stärker der von Lotus Notes an, zumindest bezüglich des Zugriffs auf Mails und Kalenderfunktionen. Das zeigt sich beispielsweise bei der Nachverfolgung von Nachrichten. Diese lassen sich einfach über die rechte Maustaste kennzeichnen, ebenso wie es im Notes-Client der Fall ist. Zudem wurde auch die Sametime-Integration ausgebaut.
Schliesslich wurde die Serverkomponente von DWA komplett überarbeitet, um mehr parallele Verbindungen zu unterstützen. Ein solches Redesign hat DAMO ebenfalls erlebt, allerdings bereits mit der Version 6.5.1. Darauf baut die neue Version auf.


Handling gewohnt einfach

In der Nutzung gibt es erfreulicherweise keine spürbaren Unterschiede. Die vielen Verbesserungen machen das Produkt insgesamt einfach nutzbar, ohne umlernen zu müssen. Erst mit dem nächsten Release von Lotus Notes, das inzwischen unter dem Codenamen «Hannover» entwickelt wird, soll auch die Benutzeroberfläche des Notes Client grundlegend überarbeitet werden.
Notes und Domino 7 sind mit den vielen Erweiterungen wichtige Releases, die eine deutliche Verbesserung im Vergleich mit den Vorversionen darstellen. Lotus zeigt, dass die Produkte auch zukünftig in einer immer stärker vom IBM Workplace dominierten Strategie eine wichtige Rolle spielen werden. Die neuen Funktionen zeigen, dass sowohl die Rolle von Lotus Domino als Messaging-System als auch als Anwendungsserver für kollaborative Anwendungen mit der Unterstützung von Web Services im Mittelpunkt der weiteren Entwicklung stehen. Mit dem neuen Release kann Lotus seine Wettbewerbsposition gegenüber den direkten Konkurrenten Microsoft und Novell in jedem Fall verbessern.




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