Martin Riesen, Geschäftsführer Winhochdrei AG

Nur ein Drittel der Mitarbeiter erfüllen ihre Aufgaben korrekt und mit Engagement.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/19

     

Herr Riesen, was haben Sie eigentlich untersucht?

In den Sechzigerjahren gelang es mit Kombination von Wissen und Technik zum Mond zu fliegen, heute werden gerade mal 9 Prozent aller Softwareprojekte erfolgreich abgeschlossen. In der Schweiz herrschen Reformstau und Wachstumsschwäche. Wir haben deshalb Führungskräfte und Mitarbeiter von 56 Firmen mit insgesamt fast 55'000 Arbeitsplätzen in zehn Punkten zu ihrer Befindlichkeit gegenüber Veränderung und Innovation befragt – eine Frage lautete zum Beispiel «Finden Sie lieber Lösungen, oder suchen Sie Rezepte.» Der Fragebogen konnte in fünf Minuten beantwortet werden.





Mit welchem Ergebnis?


Erschütternd ist schon, dass der Grossteil der angefragten Unternehmen gar nicht mitmachten – 21 Prozent waren grundsätzlich nicht bereit, 10 Prozent zeigten kein Interesse. Die meisten nahmen aber aus Zeitgründen (31%) oder aus Mangel an Kapazität (24%) nicht teil. Aber selbst diejenigen, die geantwortet haben, erfüllten die Aufgabe nur zu einem Drittel korrekt und mit Engagement. Der Rest hat die Fragen entweder gar nicht oder fehlerhaft beantwortet – oder statt seriös zu antworten bloss lamentiert.



Wo sehen Sie die Gründe für das mangelnde Engagement?

Es grassiert eine Art «Mentalvirus»: Statt etwas zu tun, wird in endlosen Sitzungen ergebnislos diskutiert. Es fehlt am persönlichen Engagement, die inneren Blockaden zu überwinden. Von ungefähr kommt das nicht: Zwar wäre das Potential bei den Mitarbeitern vorhanden, und Engagement und Selbstverantwortung werden in Qualifikationsgesprächen und Firmenleitbildern ausdrücklich gewünscht. In der Praxis werden auch gute Vorschläge der Mitarbeiter dann aber oft abgelehnt oder verwässert, weil «der Chef es anders will». Auch in der Gesellschaft gehen die kollektiven Kräfte leider in die Gegenrichtung – heute herrschen Unverbindlichkeit und Schönrederei vor.



Und was lässt sich dagegen tun?

Zunächst einmal muss es den Beteiligten klar sein, dass es einen Ausweg aus der Sackgasse gibt, die viele ja durchaus erkennen: Die Innovationsfreudigkeit lässt sich nur steigern, wenn jeder Einzelne sich «einschaltet» und sich auf die Grundtugenden zurückbesinnt, die unseren Wohlstand überhaupt erst ermöglicht haben – persönliches Engagement, die Bereitschaft, Entscheidungen zu treffen und seinen Weg konsequent zu gehen. Das Bewusstmachen der Umkehrmöglichkeiten kann dabei helfen – die meisten haben leider nicht einmal dafür Zeit zur Verfügung.



Haben Sie konkrete Tips?

Generell lautet die Devise: Weniger diskutieren, mehr machen. Am Schluss einer Sitzung müssen die Teilnehmer nach den Konsequenzen fragen: Was ist nun konkret zu tun, und wer erledigt es? Wenn das tatsächlich umgesetzt wird, braucht es letztlich viel weniger Sitzungen, und statt nur immer von «lean production» zu reden, werden die Abläufe von




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