9 Schweizer Stellenbörsen im Vergleich

Die Qualitätsunterschiede zwischen den Online-Stellenplattformen sind nicht allzu gross – trotzdem gibt es bessere und schlechtere – und einen klaren Testsieger.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/16

     

In wirtschaftlich schlechten Zeiten boomen die Stellendienstleister. Die Zahl der privaten Stellenvermittlungen hat sich in der Schweiz in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Während 1994 beim Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) insgesamt 1996 Verleih- und Vermittlungsbetriebe gemeldet und bewilligt waren, waren es im letzten Jahr bereits deren 3814. Viele von ihnen bieten ihre offenen Stellen und ihre Kandidaten mittlerweile auch im Internet an. Daneben gibt es aber auch viele reine Online-Portale. Die genaue Anzahl ist schwierig zu beziffern, da es keine verbindlichen Statistiken gibt. Aber allein auf Stellenlinks.ch – eine Art Wegweiser im Internet-Stellenmarkt – findet man eine Liste mit rund 100 in der Schweiz aktiven Online-Jobportalen. Hinzu kommen unzählige Jobbörsen von Firmen. Dass die Jobportale bei den Stellensuchenden auf grosses Interesse stossen, widerspiegelt sich beispielsweise in der Statistik der weltweit grössten Internet-Stellenbörse Jobpilot/Monster, auf der über 42 Millionen Menschen ihren Lebenslauf hinterlegt haben (15'400 in der Schweiz).
Wie wir bereits in InfoWeek 15/2005 berichteten, ist die Übersicht trotz oder gerade wegen der Vielfalt an Angeboten nicht gerade besser geworden. Der Stellensuchende kann heute gar nicht mehr effizient alle Plattformen absuchen. Erschwert wird die Auswahl der geeigneten Plattformen dadurch, dass nicht die Anzahl, sondern die Qualität der Stellenangebote ausschlaggebend für die Qualität der Plattform ist.


Geringe Unterschiede

Wir haben neun der wichtigsten Schweizer Online-Stellenplattformen für die IT-Branche genauer unter die Lupe genommen und miteinander verglichen. Dabei ist uns aufgefallen, dass die Unterschiede zwischen den in unserem Test berücksichtigten Plattformen generell gering sind. Zum Teil differenzieren sie sich nur in der Darstellung und in der Suchtechnik. Ausserdem fällt auf, dass Inserate oft auf mehreren Plattformen auftauchen. Das mag daran liegen, dass Unternehmen auf verschiedenen Portalen inserieren, um möglichst alle Stellensuchenden zu errreichen, oder dass die Plattformbetreiber Partnerschaften mit ihren Mitbewerbern eingehen und sich gegenseitig indizieren. Die einzigen Jobsites – abgesehen vom RAV (siehe Kasten Seite 58), das wir in unseren Vergleich nicht miteinbezogen – die gänzlich ohne Werbung auskommen, sind Jobs.ch und Jobwinner.ch. Interessanterweise sind genau auch diese beiden Portale punkto Anzahl und Qualität der Treffer ihren Konkurrenten überlegen.
In Sachen Design macht keine der Sites in unserem Testfeld eine wirklich gute Falle. Nicht, dass man mit einem neuen Design eine bessere Bedienbarkeit erreichen würde, aber mit den heutigen technischen Möglichkeiten wären etwas zeitgemässere Layouts wünschenswert.
Der Test wurde im Juli dieses Jahres durchgeführt. Die Suchbegriffe wurden teilweise etwas vereinfacht, denn die «IT-Schreibweise» lieferte nicht immer ausreichend Treffer.


Die Testkandidaten im einzelnen

Edvjobs.ch:
Wie der Name schon vermuten lässt, ist Edvjobs.ch ein auf die IT-Branche spezialisiertes Portal. Dabei handelt es sich um eine einfache und übersichtliche Seite, die dem Besucher etwas viel Werbung zumutet. Immerhin verschwindet diese beim Öffnen eines Inserats wieder. Minuspunkte gibt es für die fehlende Datumsangabe bei den Inseraten. Wenigstens kann man mit «Stellen der Woche» und der Markierung «neu» bei Stellen der letzten Woche annähernd die Aktualität der jeweiligen Insertion erahnen. Negativ ist auch die fehlende Möglichkeit der Treffersortierung. Als einzige Seite in unserem Vergleich bietet Edvjobs.ch einen RSS-Feed.







Jobclick:

Auch Jobclick gesellt sich zu den übersichtlichen und geordneten Seiten. Das Design ist sehr angenehm. Störend wirkt teilweise die Werbung, die grossteils auch branchenfremd ist. Das Portal bietet unterschiedliche Suchmöglichkeiten wie etwa die Schnellsuche oder auch eine Direktsuche (Directory Skill). Die Trefferquote ist vergleichsweise gering. Dafür sind die Resultate von brauchbarer Qualität. Die Site bietet zahlreiche Zusatzfunktionen wie etwa ein Suchabo, das offene Stellenangebote nach vordefinierten Kriterien per E-Mail verschickt. Nützlich ist auch die Favoritenverwaltung, die alle vom Suchenden als interessant bezeichneten Stellenangebote sammelt und übersichtlich auflistet.





Jobpilot/Monster:

Jobpilot wartet mit einer etwas eigenwilligen Benutzerführung auf, die dem User grundsätzlich zu viele Klicks abverlangt. Im Allgemeinen ist die Seite aber übersichtlich und beschränkt sich auf das Wesentliche. Die Treffer lassen sich schon im vornherein durch entsprechende Suchkriterien reduzieren. Leider können die Resultate aber nicht sortiert werden. Jobpilot wurde im letzten Jahr von Monster übernommen. Die Plattform wird zur Zeit auf eine neue Technik umgestellt. Man darf gespannt sein, mit welchen Änderungen die Betreiber im Herbst aufwarten werden.



Jobs.ch:
Die Online-Börse hinterlässt einen seriösen Eindruck. Das Design/minimalistisch/zweckmässig gestaltet mit einer etwas unübersichtlichen Darstellung der Treffer. Der dazugehörige Text liefert
keine wirklich brauchbaren Informationen, braucht aber viel Platz. Dafür bietet Jobs.ch ein gutes Angebot an unterschiedlichen Suchmöglichkeiten. So gibt es eine Rubriken-suche (Directory-Stil), eine Textsuche
und auch eine erweiterte Suche.
Die Treffer sind sehr zahlreich
und wirklich brauchbar. Die Resul-tate lassen sich aber leider nicht sortieren.



Jobscout24:
Die Betreiber von Jobscout24 bieten eine gut gegliederte Seite, die ihr Angebot auf den ersten Blick preisgibt. Die Suchmaske ist einfach zu bedienen und bietet eine hervorragende Trefferübersicht. Die Übersicht selbst lässt sich zwar nicht mehr anpassen, dafür sind die Inserate aber bereits automatisch nach Datum sortiert. Die Anzahl der Treffer ist nicht überwältigend, die Qualität dafür ganz in Ordnung. Die Informationstexte zu den Treffern in der Trefferübersicht füllen die Seite nur unnötig und bringen keinen wirklichen Nutzen. Für Suchende, die gerne mit dem Back-Button im Browser arbeiten, ist der Aufbau der Seite manchmal etwas hinderlich, da bei jedem Klick auf ein Inserat jeweils ein Frame geöffnet wird.



Jobsuchmaschine.ch:
Die Jobsuchmaschine hat am meisten Stellen in der Datenbank. Es handelt sich nämlich auch um eine Metasuchmaschine, die den Inhalt mehrerer Jobsites indiziert. Allerdings werden Inserate mit einem Alter von bis zu 88 Wochen gefunden. Deshalb lässt auch die Qualität der Ergebnisse insgesamt etwas zu wünschen übrig. Die Gestaltung ist zweckmässig und auf das Wesentliche reduziert und bietet einen schnellen Einstieg in die Suche. Irritierend wirken die Werbebuttons auf der Homepage. Die Suchmaske ist einfach, verständlich und prominent in der Mitte plaziert. Sie bietet Drop-Down-Menüs, die aber teilweise redundant auftauchen.



Jobwinner.ch:
Die Site aus dem Hause Tamedia überzeugt und verdient das Prädikat «Testsieger». Jobwinner.ch ist sehr übersichtlich und bedienerfreundlich. Die Trefferseite bietet gute Sortiermöglichkeiten, und die Inserate enthalten nebst der Standardbeschreibung des Anbieters auch einen einheitlichen Kopf. Man hat das Gefühl, dass die Inserate redaktionell bearbeitet werden. Der Header der Seite könnte etwas schmaler sein, die Stimmungsbilder, die jeweils über den Seiten hängen, bräuchte es nicht zwingend. Dafür wird absolut auf Werbung verzichtet. Trotz der relativ kleinen Anzahl Stellen in der Datenbank kann eine gute Trefferzahl in hoher Qualität erzielt werden. Die Site bietet darüber hinaus viele brauchbare Zusatzfunktionen.



Stellen.ch:
Das Design von Stellen.ch ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Darstellung kommt mit einer fixen Breite, so dass auch in der Horizontalen gescrollt werden muss. Die Gliederung der Treffer nach Rubriken und Datum ist gut gelöst. Allerdings ist die Farbwahl (rote Links auf gelbem Hintergrund) Geschmackssache. Die Treffer werden immer in einem neuen Pop-up-Fenster angezeigt, was je nach Vorliebe positiv oder negativ auffällt. Eine nützliche Option ist die Möglichkeit, sich durch die einzelnen Rubriken klicken zu können. Die Anzahl der gefundenen Stellen kann sich sehen lassen. Die Qualität ist allerdings nicht überragend. Das erstaunt nicht unbedingt, da bis zu 80 Wochen alte Inserate gelistet sind.



Topjobs.ch:
Hinter Topjobs.ch stecken dieselben Betreiber und dieselbe Technologie wie hinter Jobscout24. Das Design ist aller-dings etwas zurückhaltender
und viel angenehmer als das
der Muttersite. Zudem bietet Topjobs.ch mehr Zusatzfunktionen.
Die Trefferquote ist allerdings erschreckend analog zur Quote von Jobscout24. Die Datenbank scheint dieselbe zu sein – zumindest im IT-Stellenbereich.




Die Testkandidaten im Überblick


RAV: Beratung Top - Stellensuche Flop

Den regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eilt kein guter Ruf voraus. Sie standen in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik. Unter www.treffpunkt-arbeit.ch betreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) eine Online-Stellenplattform, die sich vor allem an Arbeitslose wendet. Leider widerspiegelt die Seite das Image der RAV in seinem vollen Umfang. Die Benutzerführung ist sehr verwirrend, und es braucht einige Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat. Zwar führt die Site über 3200 offene Stellen, die Treffer sind aber sehr enttäuschend – angefangen bei den Titeln der Treffer, die alles andere als präzis sind, bis hin zu den Stellenbeschreibungen, die zum Teil voller Fehler und Widersprüche sind. Bei der Suche nach IT-Stellen findet man praktisch keine Resultate, auch wenn die Suchanfrage modifiziert wurde. Diese Seite ist – zumindest für den IT-Bereich – reiner Zeitverlust. Dafür gibt es wertvolle Zusatzangebote wie beispielsweise diverse Tips und Links zu den Themen Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit und Weiterbildung.




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