Virtuelle Tastatur für Geduldige

Die erste virtuelle Lasertastatur funktioniert zwar wirklich, ist aber äusserst gewöhnungsbedürftig.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/16

     

Jeder PDA-Besitzer kennt das Problem: Zwar bietet sein Gerätchen die nötige Software, um auch unterwegs längere Tipparbeiten
zu erledigen. Aber weder die berührungsempfindliche OnScreen-
noch die bei einigen Geräten vorhandene Mini-Tastatur bieten die nötige Effizienz bei der Eingabe.
Auch vermochte bisher keines der von den Herstellern als Zubehör angebotenen Klapp- oder ausrollbaren Keyboards vollumfänglich zu überzeugen.
Dem will jetzt der koreanische Hersteller Celluon mit der ersten virtuellen Tastatur für Palm und Pocket PC abhelfen. Bereits vor einem Jahr kündigte Ibiz Technology ein ähnliches Gerät an. Als wir aber damals ein Testgerät bestellen wollten, wurden wir vertröstet, bis der Hersteller das lang ersehnte Wunderding schliesslich aus dem Sortiment nahm – respektive gar nie verkaufte – die Technologie war offenbar noch nicht ausgereift. Von Celluon liegt nun ein marktreifes Gerät vor.


Tolle Idee

Wer mit dem Laserkey CL800BT arbeitet, zieht viele bewundernde Blicke auf sich. Das 100 Gramm leichte und 93x39x38 mm kleine Kästchen projiziert eine virtuelle Lasertastatur auf jede Oberfläche und kommuniziert dabei über Bluetooth oder mittels seriellem Kabel mit dem mobilen Rechner.
Das Funktionsprinzip ist ebenso einfach wie genial: Ein roter Laserprojektor projiziert die Abbildung einer Tastatur. Eine Infrarot-Leuchtdiode dient als Lichtquelle für das Sensormodul zur Erkennung der Tastaturanschläge, die schliesslich an das verarbeitende Gerät übertragen werden.
Wir haben das CL800BT zusammen mit einem Treo Smartphone mit Palm OS ausprobiert. Zunächst galt es, die Software zu installieren und eine Verbindung mit dem Smartphone herzustellen. Das klappte eigentlich ganz gut. Während der Laserkey-Treiber bei einem Windows-Gerät automatisch als zusätzliche Eingabemöglichkeit neben Graffiti und Touch-Screen-Tastatur erscheint, muss die Software bei Palm-Geräten leider jedes Mal manuell gestartet werden.


Schwieriges blind tippen

Das Gerät projiziert standardmässig die klassische US-QWERTY-Tastatur. Seit kurzem bietet der Hersteller aber auch Treiber für europäische Tastaturlayouts an. Nach der Installation der deutschen Treiber erhält man zwar funktional die gewohnte QWERTZ-Tastatur, die Anzeige bleibt aber die amerikanische.
Abgesehen von der Projektionsfläche, die mit 24x10 cm ca. 20 Prozent kleiner ist als die eines herkömmlichen Keyboards, hat man nun alle Voraussetzungen fürs Zehnfingertippen ausser, dass blindes Tippen fast nicht möglich ist, da es auf einer beliebigen Oberfläche keine taktilen Orientierungshilfen gibt. In der Gebrauchsanweisung wird denn auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man immer auf die Tasten schauen sollte. Das Schreiben führt aber so schnell zur Ermüdung, da man auch immer wieder das Display auf die korrekte Eingabe hin kontrollieren muss. Einzig ein akustisches Signal, das die Tastaturanschläge anzeigt, hilft bei der
Orientierung.
Die Arbeit mit der Lasertastatur ist ganz allgemeinen gewöhnungsbedürftig. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Abstand zwischen Projektion und Finger zwischen 2 und 5 Millimeter betragen sollte, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Der Hersteller spricht von bis zu 400 möglichen Anschlägen pro Minute. Auf Anhieb haben wir es aber nicht geschafft, fehler- und ermüdungsfrei zu tippen.
Ein weiterer Punkt, der gegen den effizienten mobilen Einsatz spricht, ist die Tatsache, dass die Unterlage absolut eben und frei von jeglicher Verzierung sein muss. Auf einer Tischplatte mit einem feinen grauen Muster funktionierte das Gerät beispielsweise nicht richtig. Es interpretierte die feinen Striche offenbar als einzelne beinahe gleichzeitig erfolgte Tastenanschläge, wodurch das Smartphone im Test richtiggehend verrückt spielte. Viel besser funktionierte es auf weissen Unterlagen. Mit den Feineinstellungen wie Anschlagsempfindlichkeit oder Tastaturhelligkeit hat man aber die Möglichkeit, die Tastatur den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen.
Wer mit dem Laserkey wirklich gewinnbringend arbeiten möchte, muss erst einmal viel Zeit und Geduld investieren. Aber mit der nötigen Routine sind durchaus brauchbare Resultate möglich.




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