Produktivere Sitzungen dank Blackberry


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/20

     

Am Anfang war er ein Statussymbol, der «Blackberry». Jetzt wird das mobile E-Mail-Empfang- und Versendegerät auch hierzulande in immer mehr Unternehmen als Instrument der Produktivität- und Effizienzsteigerung betrachtet.
Dies äussert sich unter anderem dahingehend, dass eine wachsende Zahl von Unternehmen ihren Mitarbeitern nicht mehr nur die laufenden Abo- und Datenkosten sponsert, sondern gleich auch die Anschaffung dieser Geräte übernimmt. Die beglückten Angestellten sind allerdings meist clever genug, um darüber nicht nur in Freudenstimmung zu verfallen. Tatsache ist: Wird es Mitarbeitern freigestellt, sich einen Blackberry auf Firmenkosten anschaffen zu lassen, winken viele dankend ab. Das mag auf den ersten Blick erstaunen, wird auf den zweiten Blick aber nachvollziehbar: Wenn eine Firma die nicht unerheblichen Kosten für ein solches Gerät mit dazugehöriger Infrastruktur übernimmt, so doch nur deshalb, weil sie sich davon eine höhere Verfügbarkeit und damit Produktivität der Mitarbeiter verspricht.





Dass diese Rechnung oftmals aufgeht, zeigen die Erfahrungen. Blackberry & Co. sind ideale Werkzeuge, um in bisher noch gut geschützte Bereiche unserer Privatsphäre vorzudringen: Sie verbinden mit ihrer Push-Funktionalität die ständige Erreichbarkeit eines Mobiltelefons mit der Zeitlosigkeit der Kommunikation per E-Mail.
Ein Beispiel illustriert dies: Ausser im ausgesprochenen Notfall würde sich kaum jemand trauen, aus einem geschäftlichen Grund eine Person um zehn Uhr Abends noch auf dem Handy anzurufen. Es gibt hingegen keinen Grund, mit dem Versenden einer E-Mail den nächsten Morgen abzuwarten. Der Empfänger muss ja zumidest theoretisch nicht sofort reagieren, wenn er nicht will. Der Blackberry ist aber im Gegensatz zum Notebook klein genug, um ihn auch in private Lebensbereiche mitzunehmen und unauffällig im Blickfeld zu behalten. Wenn dann plötzlich die rote Lampe blinkt und eine kleine «1» das Vorliegen einer ungelesenen Nachricht verheisst, können nur wenige widerstehen, einen kurzen Blick in die Inbox zu werfen. Damit hat das Gerät seinen Zweck erfüllt. Denn ist die Nachricht nur halbwegs wichtig, werden die meisten sich auch spät Abends die Zeit nehmen, kurz zu antworten.







Das muss für das Privatleben nicht unbedingt nachteilig sein, wenigstens für jene, die sich sonst gezwungen sähen, sich an den PC zu setzen und sich auf diese Weise in den Mail-Server vom Büro einzuloggen. Auch ungenutzte Warte- oder Reisezeiten unterwegs können mit den kleinen E-Mail-Geräten gut überbrückt werden; so bleibt den Mitarbeitern im Büro mehr Zeit für andere Arbeiten.
Doch die negativen Seiten sind ebenfalls nicht zu übersehen, zum Beipiel in Sitzungen: Als noch einigermassen gesittet müssen dabei jene Blackberry-Benutzer gelten, die nur ab und zu einen diskreten Blick auf ihr Gerät werfen. Immer zahlreicher sind dagegen jene Zeitgenossen, die in den Sitzungen nicht nur ihre Mails lesen, sondern gleich auch noch mit heftigem Getippe beantworten.





Das Erstaunliche ist, dass eine solche Verhaltensweise scheinbar noch immer weitgehend toleriert wird, auch wenn sie Ähnlichkeiten mit jener von Schulkindern hat, die einander während des Unterrichts SMS zusenden. Bei den Blackberries gibt es allerdings einen gewichtigen Unterschied: Hier hat meist die Chefetage damit angefangen, nicht die Mitarbeiter. Und angesichts der Tatsache, dass viele Sitzungen ohnehin zu lange dauern und wenig effizient sind, könnte man versucht sein, den Blackberry auch hier als ideales Instrument zur Erhöhung der Produktivität seiner Besitzer zu umschreiben.




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